Der Einzelhandel und unser verändertes Kaufverhalten
Erst Karstadt – und dann?
Die Ankündigung bedeutet einen gravierenden Einschnitt nicht nur im Berliner Wirtschaftsleben. Galeria Karstadt Kaufhof will sechs seiner elf Standorte in der Stadt aufgeben. Dazu wird eine geplante Neueröffnung in Tegel gestrichen. Bundesweit sollen rund 60 Kaufhäuser dichtgemacht werden.
Der Schritt bedeutet einen weiteren tiefen Einschnitt für die einst florierende Warenhauskultur. Ohnehin ist Karstadt Kaufhof inzwischen der letzte größere Vertreter dieser Branche. Seine Bedeutung reicht allerdings weit darüber hinaus. Kaufhäuser waren in vielen Geschäftsstraßen, auch in Shopping Malls, oft eine Art Anker, von denen auch benachbarte Einzelhändler profitierten. Vielen davon geht es spätestens seit Beginn der Corona-Krise ebenfalls nicht besonders gut. Der aktuelle Aderlass wird die Situation deshalb wohl noch weiter verschärfen. Und schon deshalb werden neben dem erwarteten Stellenabbau bei Galeria Karstadt Kaufhof wahrscheinlich weitere Arbeitsplatzverluste hinzukommen.
Kunden kaufen immer mehr online ein
Ein Szenario, an dem wir Kunden nicht ganz schuldlos sind. Je mehr wir unsere Einkäufe online ordern, umso weniger bleibt für den analogen Einzelhandel – ein Trend, der sich in den vergangenen Wochen, oft jedoch notgedrungen, noch einmal verstärkt hat.
In der Konsequenz läuft das dann auf die Gefahr hinaus, dass ganze Geschäftsstraßen oder Einkaufszentren veröden – ob nun in Charlottenburg, Tempelhof oder Neu-Hohenschönhausen. Übrig bleiben dann vielleicht noch einige Ketten oder Billiganbieter. Der Einkauf mit Beratung und Anprobe wäre dann nurmehr nostalgische Erinnerung. Für mich ist das keine schöne Vorstellung.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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