Neue Bücherbox soll Leselust und Gemeinsinn fördern
Es war einmal eine Telefonzelle, die niemand mehr brauchte. Und ein Ortsteil, dem die Freuden des Lesens zu entfallen drohten. Und dann kam der Tag, da Konrad Kutt mit seinem Institut für Nachhaltigkeit in Bildung, Arbeit und Kultur die nutzlose Zelle erst aufmöbelte und dann dort aufstellen ließ, wo die Anwohner des Charlottenburger Nordens am ehesten zum Buch greifen werden: am Halemweg 20, direkt vor der örtlichen Bibliothek. Schließlich stifteten Anwohner die Literatur. Und fertig war die Bücherbox.
Von der Idee bis zum Moment, als Kulturstadträtin Dagmar König (CDU) mit Konrad Kutt das Band durchschnitten, gingen nicht weniger als zwei Jahre ins Land. Denn eine Kiste voller Bücher darf nicht einfach auf dem Gehweg stehen. Sie braucht eine behördliche Genehmigung. "Wir sind einfach hartnäckig geblieben", erzählt Anwohnerin Sigrid Bodagh vom langen Warten auf das Drehkreuz der Literatur. Dafür handelt es sich nicht einfach nur um eine schlichte Kiste, sondern um eine wertiges Unikat mit abendlicher Beleuchtung - Solarstrom sei Dank.
Es ist die dritte im Bezirk positionierte Telefonzelle aus Kutts Werkstatt, nachdem die am Mahnmal Gleis 17 in Grunewald und am Mierendorffplatz schon länger florieren. "Eine echte Erfolgsgeschichte", freut er sich über die Kunde vom regen Betrieb. Genau wie alle anderen seine Boxen im Berliner Straßenbild, so erhielt auch das jüngste Exemplar am Halemweg dank der helfenden Hände von Berufsschülern eine kunstvolle Gestaltung. In ihren Fenstern kleben Motive aus der Graphic Novel zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls. Dieses Ereignis soll auch Gegenstand von Lesungen werden, abermals organisiert von Sigrid Bodagh und ihren engagierten Nachbarn. Sie sorgen auch für die Pflege der Box, zumindest bis sie im Dezember weiter wandert.
Bis dahin werden vielleicht auch jüngere Menschen ihre neuen Medien ruhen lassen und wieder einmal ein richtiges Buch zur Hand nehmen. Stadträtin König glaubt daran, dass es sich lohnt, "denn das Erlebnis beim Blättern ist nicht zu ersetzen".
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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