Junges Ensemble führt "Akte / NSU" in Kirchengemeinde auf

In einem Jugendklub hat sich das Mördertrio, hier am Tisch sitzend dargestellt, zusammengefunden. | Foto: Wecker
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Charlottenburg-Nord. "Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!". Mit am lautesten skandiert das Sena Kaya. Eines ihrer Opfer ist Saliha Sena Koyuncu. Ort des Geschehens ist die Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord am Heckerdamm 226.

Dort stellte ein junges Ensemble die neueste Produktion "Akte / NSU" des Berliner Dokumentartheaters vor. Die beiden türkischstämmigen Frauen wirken als Schauspielerinnen mit. Beide spielen selbst Erlebtes: Sena Kaya mit Ekel und Saliha Sena Koyuncu mit dem Gefühl der Hilflosigkeit, denn keiner wird sie vor den Anpöbeleien in Schutz nehmen.Seit drei Jahren arbeitet das Ensemble mit dem "Jugendcafé Nightflight" der Charlottenburger Kirchengemeinde zusammen. Für die vorangegangene Produktion "Vergessene Biografien" erhielten beide den Hauptpreis des Komitees "Aktiv für Demokratie und Toleranz 2012", den Preis des "Bündnisses für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt" und den ersten Preis eines Wettbewerbs des "Berliner Ratschlag für Demokratie". Die Produktion "Akte / NSU" befindet sich noch im Entstehungsprozess. Am 11. und 12. Juni wurden in einer Werkstattaufführung bereits erarbeitete Szenen gezeigt. Erkennbar wurde die Grundidee einer Kontinuität, die sich nahtlos von sich in Karnevalsvereinigungen zusammenfindenden Altnazis über die Brandschatzung in Rostock von 1992 bis zu den Morden der Gruppe NSU erstreckt. Besonders beeindruckend war, wie das Ensemble die Bilder der zehn Opfer der NSU zeigt, während die Mittäterin sich schützend vor ihre mordenden Kameraden stellt. Volkan Budak zitiert, begleitet von johlenden Neonazis, aus einem Buch von Thilo Sarrazin. Der Monolog gleitet in einen Nazitext über, ohne dass die Bruchstelle erkennbar wird.

In der Inszenierung wird "bis auf die fiktiven Szenen des Mördertrios nur dokumentarisches Material verwandt", sagt Regisseurin Marina Schubarth. Judith Rahner von der Kirchengemeinde berichtet, dass die Jugendlichen eigene Erfahrungen wiedergeben. "Einige aus der Paul-Hertz-Siedlung hatten Angst, dass der Naziterror auch ihre Eltern treffen könnte."

Dominik Brussow von der Spandauer Bertolt-Brecht-Oberschule hat wie seine beiden Kolleginnen schon an der Produktion "Vergessene Biografien" mitgewirkt. Er setzt seinen Ehrgeiz darin, "überzeugend jene Aggression wiederzugeben, die das Publikum aufrüttelt, sich gegen diese Gefahr zu wehren". Ein wenig ist seiner Kollegin Sena Kaya aber auch der Spaß anzumerken, dass sie mit ihrem südländischen Typ einen "echten" Nazi markieren kann.

Frank Wecker / FW
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Lokalredaktion aus Mitte

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