Intensive Integrationsarbeit
Bezirk besetzt neue Anlaufstelle mit acht Mitarbeitern
Das Bezirksamt hat am 8. Oktober das Team des neuen Integrationsbüros vorgestellt. Mit acht Vollzeitstellen ist es besetzt, damit setze der Bezirk neue Maßstäbe in der Integrationsarbeit auf kommunaler Ebene, wie Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) sagte.
Aktuell haben 40,4 Prozent aller Menschen im Bezirk einen Migrationshintergrund. Damit liegt der Bezirk um mehr als acht Prozentpunkte über dem Berliner Durchschnitt von 32,5 Prozent. Zu dieser Gruppe zählen auch die 24,4 Prozent der Bevölkerung, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben. Natürlich sind diese Zahlen nach der großen Zuwanderung von Geflüchteten im Jahr 2015 nach oben geschnellt, doch Naumann war sich schon 2012 sicher: „Mit dem alten Setting, eine Vollzeitstelle und ein bisschen Hilfe aus der Geschäftsstelle ist es nicht getan.“
Warum es erst in diesem Jahr mit der Einrichtung eines stark besetzten Integrationsbüro etwas wurde, hat für den Bürgermeister zwei Gründe: „Zum einen hatten wir ja ab 2015 einiges an Zuwanderung zu wuppen, zum anderen hat der Senat erst kürzlich den zwingend nötigen Personalaufwuchs in allen Abteilungen eingesehen.“
Für die leitende Position im Team – den Integrationsbeauftragten – hat Naumann die Gehaltsstufe erhöht. Leon Friedel, 30 Jahre alt, besetzt sie. Unter seiner Ägide kümmern sich bereits jetzt sechs Mitarbeiter um die Schwerpunkte „nachholende Integration“ – teilweise sind Mitbürger mit Migrationshintergrund, die bereits sehr lange in Deutschland leben, noch immer von der Gesellschaft abgegrenzt –, “Neuzuwanderung“ und „Zusammenleben in Vielfalt“. Eine siebte Kollegin wird noch im Laufe des Oktobers begrüßt.
Das Konzept soll sich weniger an einzelnen Zielgruppen als vielmehr an den Bedarfen von Zuwanderern orientieren. Die seien nämlich ähnlich, betonte Naumann, und so beuge man auch Parallelstrukturen vor. Es fußt auf drei Säulen. Cem Gömüsay, bislang als Leiter des Stadtteilzentrums Diwan tätig, kümmert sich um die „Soziale Integration“. Begegnung ermöglichen, lautet die Devise, dafür habe man in den drei Einrichtungen „Ulme 35“ in Westend, dem „Haus der Nachbarschaft“ im Volkspark Wilmersdorf und dem Pangea-Haus in der Trautenaustraße bereits hervorragende Ressourcen im Bezirk, wie Gömüsay sagte. Christine Grote, Friedels Stellvertreterin, obliegt der Bereich Koordination Neuzuwanderung und Flüchtlingskoordination. Derzeit hält sie den Kontakt zu den bestehenden fünf Gemeinschaftsunterkünften und zwei Erstaufnahmeeinrichtungen. „Im Jahr 2021 kommen zwei weitere Unterkünfte hinzu“, sagte Grote.
Die dritte Säule – laut Naumann eine sehr wichtige – ist die „Strukturelle Integration“. Warum also nicht Stellen und Lehrstellen des öffentlichen Dienstes mit Mitarbeitern mit Migrationshintergrund besetzen? Laura Löbner und Derya Yarici sind mit dieser Aufgabe befasst.
Wichtig sei auch, die Zusammenarbeit mit den beiden starken ehrenamtlichen Willkommensinitiativen in Wilmersdorf und Westend zu stärken. „Ohne das ehrenamtliche Engagement ginge es nicht“, so Naumann. Diese Kooperation, die Beratung von jungen Familien, Probleme mit häuslicher Gewalt, die Koordinierung von Integrationslotsen – im Integrationsbüro laufen alle Fäden zusammen. Leon Friedel sprach noch ein weiteres Thema an, dem sich sein Büro dringend annehmen müsse: „Armutszuwanderung aus Süd- und Osteruropa. Sinti und Roma.“
Das Geschäftszimmer des Integrationsbüros findet sich im Raum 438 im Rathaus, Otto-Suhr-Allee 100, und ist unter der Rufnummer 902 91 33 29 oder per E-Mail unter integrationsbeauftragter@charlottenburg-wilmersdorf.de zu erreichen. Weitere Ansprechpartner finden sich auf der Homepage http://asurl.de/142o.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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