Reinigender Quell
Brunnenübergabe: Fontäne am Prager Platz einigt Bezirk und Wasserbetriebe
Der Brunnen am Prager Platz sprudelt wieder. Die sieben Meter in die Höhe schnellende Fontäne war ein Startschuss in eine neue Ära: Mit dieser Saison übernehmen die Berliner Wasserbetriebe sukzessive die Berliner Zierbrunnen.
Betrieb und Unterhalt von Fontänen, Wasserfällen, Planschen, Zier- und Tiefbrunnen war bisher überwiegend durch Verträge der Bezirke mit privaten Werbeunternehmen geregelt, denen dafür im Gegenzug Werbeanlagen im öffentlichen Straßenland gestattet wurden. Im Falle von Charlottenburg-Wilmersdorf war das der Stadtmöblierer Wall GmbH. Das Land Berlin hat sich bereits 2016 von diesem Koppelungssystem verabschiedet, mit den Wasserbetrieben eine Absichtserklärung zur Übernahme des Brunnen-Services geschlossen und dem Unternehmen die Bewirtschaftung von 45 Brunnen in Friedrichshain-Kreuzberg als Pilotprojekt übertragen. Das hat offenbar gut funktioneiert, denn im Laufe des Jahres sollen die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf mit 28 Anlagen, Tempelhof-Schöneberg (22), Treptow-Köpenick (17), Pankow (16), Steglitz-Zehlendorf (10), Spandau (5) und Neukölln (3) hinzukommen. 146 Anlagen in acht Bezirken haben die Berliner Wasserbetriebe nun in ihre Pflege übernommen, schrittweise kommen bis spätestens 2028 weitere rund 125 Brunnen in den verbleibenden Bezirken dazu.
Bei der Inbetriebnahme des Brunnens am Prager Platz sagte Wasserbetriebe-Vorstandschef Jörg Simon, man freue sich sehr auf die neuen Aufgaben. Er sprach von einer großen Herausforderung. Um diese zu meistern, brauche es zusätzliches Personal. Ein Dutzend Mitarbeiter sei bereits mit den Brunnen beschäftigt. „Wir suchen weitere sieben.“ Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos) drückte mit Simon und Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Grüne) auf den Startknopf für die Fontäne. „Die Brunnen sind für das Wohlbefinden der Bürger ein elementarer Bestandteil“, sagte sie.
Das frische Wasser aus dem Wilmersdorfer Boden hatte auch etwas Reinigendes. Denn Schruoffeneger hatte sich bislang geweigert, sein Servus auf den Übergabevertrag zu setzen. Zum einen strebten die Wasserbetriebe eine monatliche Abrechnung aller 28 Anlagen an, weshalb der Baustadtrat einen nicht zu leistenden Verwaltungsaufwand befürchtete. Zum anderen hätte das Unternehmen die Brunnen vor der Übergabe gerne durch den Bezirk in Schuss gebracht gesehen und dabei durchaus hohe Ansprüche gestellt, Schruoffeneger sprach von einem „erheblichen Betrag“, der auf den Bezirk zugekommen wäre. Beide Kühe sind nun vom Eis, wie der Stadtrat nun am Prager Platz auf Nachfrage sagte. Man habe sich geeinigt: Die Instandsetzung der Brunnen finanziere der Senat, die Abrechnung erfolge wie bisher jährlich.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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