Der Bezirk besitzt Mittel zur Steuerung des Mietmarkts

Abkühlung bei den Spitzenmieten: In Charlottenburg-Wilmersdorf bezieht man die beliebtesten Kieze nicht mehr um jeden Preis. | Foto: Schubert
  • Abkühlung bei den Spitzenmieten: In Charlottenburg-Wilmersdorf bezieht man die beliebtesten Kieze nicht mehr um jeden Preis.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Gipfel überschritten: Am Savignyplatz waren die Forderungen der Wohnungseigentümer zuletzt so hoch, dass sich keine Mieter fanden - und der Preis wieder sank. Solche Erkenntnisse einer aktuellen Untersuchung machen Umzugswilligen Mut. Zu Recht?

Wer auf Charlottenburg-Wilmersdorf blickt, sieht meist rot - zumindest, wenn man Mietkosten mit Farben belegt. Insofern hat sich 2014 wenig geändert. Doch beim Wohnmarktreport der beiden Immobiliendienstleister CBRE und Berlin Hyp lohnt es sich genauer hinzuschauen. Denn nicht überall fährt die Kostenspirale bei Mietunterkünften weiter aufwärts.

Mit einem Rückgang von 11,66 auf gut 11 Euro pro Quadratmeter nettokalt kühlte sich die angespannte Situation etwa am Savignyplatz merklich ab. "Hier scheint die Zahlungsbereitschaft von Mietern an ihre Grenzen zu stoßen", erklärt CBRE-Geschäftsführer Henrik Baumunk. Offenbar legen sich ortskundige Interessenten nicht mehr so stark auf bestimmte Gegenden fest und weichen in zentrumsfernere Nachbarkieze aus. Dies gilt allerdings nicht für Zuzügler. Gerade ihnen ist die Lage teilweise derart wichtig, dass sie auch vergleichsweise teure Verträge unterschreiben. "Sie sind oft bereit, dafür eine kleine Wohnungsgröße in Kauf zu nehmen", stellt Baumunk fest. Wohl auch deshalb bleibt der Durchschnittspreis von 9,45 Euro pro Quadratmeter im Bezirk konstant hoch.

Als Refugien für preiswertes Wohnen erweisen sich einmal mehr Charlottenburg-Nord (hier sanken Mieten um 2 Prozent) und ein Bereich entlang der Otto-Suhr-Allee (minus 14 Prozent) - jeweils einkommensschwächere Kieze, geprägt durch Nachkriegsbauten. Was das Verhältnis von Wohnkosten zu Kaufkraft anbelangt, steht allerdings eine andere Gegend am besten da: Im Gebiet am Eichkamp verdienen Anwohner überdurchschnittlich gut und zahlen dennoch moderate 7,80 Euro pro Quadratmeter.

Eine noch günstigere Relation ergibt sich wegen des Spitzeneinkommens in den Villensiedlungen von Grunewald und Schmargendorf, aber auch in zentraleren Lagen an der Güntzelstraße und am Rüdesheimer Platz. Hier stellt sich die Lage entspannter dar als bei stark belasteten Mietern am Kurfürstendamm.

Auf eine Selbstregelung des Wohnungsmarkts will sich der Bezirk nicht verlassen, schon deshalb, weil Zuzugswillige City West-Lagen ganz oben auf der Wunschliste stehen haben. Schon jetzt fließen 33,5 Prozent des Einkommens auf das Konto des Vermieters - ein Spitzenwert. Zwar werden die meisten Weichen zur Eindämmung der Mietsteigerung auf Landes- und Bundesebene gestellt. Aber auch Marc Schulte (SPD) hat als Stadtentwicklungsstadtrat des Bezirks Hebel in der Hand.

"Eine Möglichkeit besteht darin, einen höheren Anteil an Wohnungen zu schaffen, die in öffentlicher Hand sind, also von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften verwaltet werden. Dieser Anteil beträgt bei uns aber nur knapp 7 Prozent", nennt er einen Ansatz. Raum für Bauprojekte der Gesellschaften sieht Schulte am Halemweg, wo die Poelchau-Oberschule im Laufe des Jahres 2015 fortzieht, und eine Lücke hinterlässt.

Auch die Ausweisung von Milieuschutzgebieten ist derzeit in Prüfung. Untersucht wird ein Gebiet vom Mierendorffplatz bis zum Savignyplatz und von der Königin-Elisabeth-Straße bis zum Opernviertel, sowie ein Bereich in Wilmersdorf von der Schlangenbader bis zur Babelsberger Straße. Der Hauptvorteil: Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen würden in solchen Gebieten erschwert.

Dauerhafte Entspannung auf dem Wohnungsmarkt gibt es aber nur durch eine Vergrößerung des Angebots, meint Heike Schmitt-Schmelz, die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. "Aus unserer Sicht müssen neue Wohnungen gebaut werden, um ein gesundes Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu schaffen." Platz hierfür sieht Schmitt-Schmelz vor allem auf Industriebrachen. Grün- und Erholungsflächen gilt es dafür zu schonen.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 220× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 406× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.374× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.200× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.