Sternenvorhang im Schlosspavillon nachgebildet

Schritt für Schritt findet der Gartensaal im Neuen Pavillon zu altem Glanz zurück. Die Eheleute Theidig trugen ihren Teil dazu bei. | Foto: Schubert
2Bilder
  • Schritt für Schritt findet der Gartensaal im Neuen Pavillon zu altem Glanz zurück. Die Eheleute Theidig trugen ihren Teil dazu bei.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Eine Kostbarkeit in majestätischem Blau, gemustert mit goldgelben Sternen. Dank einer Spende konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten einen Vorhang im Gartensaal so gestalten, wie es die Geschichte verlangt. Einziges Manko: Nun stört die Farbe des Sofas.

Es muss "schinkeln". Wer diese Vorgabe zu erfüllen hat, wer dem preußischen Baumeister originalgetreu nachahmen will, und sei es nur bei der Produktion eines vermeintlich schlichten Tuchs, darf Anstrengung nicht scheuen. Zuerst aber muss er jemanden finden, der die Kosten trägt. Beides scheint Professor Hartmut Dorgerloh gelungen. Was der Herr des Hauses im neuen Pavillon des Schlosses Charlottenburg an die Wand knüpfen lassen konnte, geht zurück auf eine seltene Verbindung aus Können und Glück.

Da hängt er nun also, der neue Sternenvorhang in schillernd königlichen Farben, ursprünglich entworfen von Schinkel als Zierde des Gartensaals, in dem Kaiser Friedrich-Wilhelm III. ab 1825 die Sommer genossen haben dürfte. Es ist nicht so, dass der Vorhang bisher gefehlt hätte. Die letzte Nachbildung des verlorenen Originals war allerdings nicht ganz korrekt. "Als der Pavillon nach dem Krieg rekonstruiert wurde, hat man auch die Textilien, die verbrannt waren, nach bestem Gewissen nachgebildet", sagt Dorgerloh. Da es die Verantwortlichen nicht genau wussten, bekam der Vorhang einen graublauen Ton und enthielt zu wenige Sterne. Das fiel erst auf, als man kürzlich auf dem Dachboden der Hochschule für Technik und Wirtschaft ein Buch mit echten Stoffmustern aus Schinkels Zeit entdeckte. Ein Fund von sensationellem Wert. Und eine Vorlage zum Nachbilden in authentischer Manier.

Dorgerloh, der als Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Schloss die Geschicke leitet, hätte diesen Glücksfund nicht ummünzen können ohne die Hilfe von Sabine und Hans-Jürgen Thiedig. Getrieben von ihrer Begeisterung für preußische Kultur, trat das Paar schon mehrmals bei Rekonstruktionen in Brandenburg als Gönner auf. Nun erfüllten sich die Thiedigs den Traum eines Projekts im Berliner Stadtgebiet. Dass die Wahl auf den Sternenvorhang im Pavillon fiel, war kein beliebiger Akt.

"Als ich 1974 nach Berlin zog, war das erste, was ich mir anschaute, dieser Schinkel-Pavillon", erzählt die Spenderin. Zum Dank darf sie einen Stück der Seide behalten und erhielt von Dorgerloh auch einen Film-Datenträger, der die aufwendige Herstellung des Tuchs im sächsischen Crimmitschau zeigt.

Dabei galt es, zunächst aus verschiedenen italienischen Seidenproben mehrere Musterstücke zu produzieren, um die richtige Farbwirkung abzuschätzen. Am Ende ging es um feinste Nuancen, die mit ungeübtem Auge kaum zu unterscheiden sind. Doch was die Detailverliebtheit hervorbrachte, ist ein Vorhang, der dem Idealzustand so nah kommt wie irgend möglich. Bei aller Pracht hat man nun aber ein neues Problem: Das Sofa vor dem Tuch, abgestimmt auf den alten Stoff, wirkt - selbst für das Laienauge sichtbar - völlig fremd. Sein Bezug also ist das nächste, was im Pavillon wieder "schinkeln" muss.

Thomas Schubert / tsc
Schritt für Schritt findet der Gartensaal im Neuen Pavillon zu altem Glanz zurück. Die Eheleute Theidig trugen ihren Teil dazu bei. | Foto: Schubert
Authentisches Tuch, falscher Sofabezug: Unter der Regie von Professor Dorgerloh findet der Gartensaal im Neuen Pavillon zu altem Glanz zurück. | Foto: Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 205× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 388× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.358× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.185× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.