C/O Berlin im Amerikahaus feiert vierfache Premiere

Angesichts von vier parallel stattfindenden Shows müssen Gäste ihre Aufmerksamkeit gut dosieren. | Foto: Schubert
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Charlottenburg. Mit einer rauschenden Eröffnungsfeier der Fotostiftung C/O Berlin im sanierten Amerikahaus erhält die Aufstiegsgeschichte der City West ein weiteres glanzvolles Kapitel. Diese Neuansiedlung macht den Zoo endgültig zum deutschlandweit bedeutendsten Ort des Lichtbildes.

Will Mc Bride kennt den Westen. Er musste sich in den 50ern Kriegsschutt von der Linse reiben, er erspürte mit seinem Fotografeninstinkt den Geist der vom Osten eingemauerten Stadt. Jetzt steht Mc Bride wieder dort, wo in den 50ern sein Leben als Bildreporter begann. Mit ihm im Rampenlicht des Amerikahauses: C/O Berlin-Kurator Felix Hoffmann, Stiftungschef Stefan Erfurt und der legendäre Elliott Erwitt. Jener Mann, der Marilyn Monroe über das Abluftgitter der New Yorker U-Bahn laufen ließ und den Sekundenbruchteil erhaschte, als Richard Nixon Chruschtschow den Finger auf die Brust setzte als sei es eine Pistole.

"Wir haben uns in diesen Standort verliebt", versichert Erfurt der Menge. Müdigkeit und Anspannung am Ende des Sanierungsmarathons stehen ihm noch ein wenig ins Gesicht geschrieben. Ganz offen spricht er über die Härten der monatelangen Odyssee. Vom unfreiwilligen Auszug aus dem Postfuhramt in Mitte bis zum Auffinden des neuen Domizils am Zoo - "einem Dornröschen, das wir wachküssen mussten."

Den Neustart im Amerikahaus begeht man mit vier Präsentationen vom höchsten Kaliber. So darf Luise Schröder als gefördertes Talent der Stiftung ihre Serie "Arbeit am Mythos" im Kreise ganz großer Namen zu Geltung bringen. Will Mc Bride zeigt in der Reihe "Ich war verliebt in diese Stadt" seine Berliner Streetphotography-Klassiker - eine Hommage an den richtigen Moment.

Und Elliott Erwitt bringt als Vizepräsident der Fotoagentur Magnum eine Bildauswahl seiner bekanntesten Kollegen mit ein. Natürlich erblickt man Erwitt auch selbst, zum Beispiel mit seiner Marilyn Monroe-Serie und sensationellen Schnappschüssen von Hunden.

Nebenan erlauben es vier "Photobooth"-Maschinen dem C/O-Besucher, Platz zu nehmen in einem scheinbar normalen Fotoautomaten. Und sich auf Knopfdruck hineinzukopieren in die Fotowelten der Magnum-Männer. So posiert man wahlweise neben ulkigen Tieren aus Erwitts Bildfundus oder wird zum Schnappschuss-Opfer des Bruce Gilden in den Straßenschluchten New Yorks. Das Motto: "Picture yourself". Unten im Erdgeschoss liefert Magnum Fotokunst vom alten Schlag. "Contact Sheets" sollen dem Betrachter ins Bewusstsein rufen, dass die Arbeit des Fotografen einmal ein echtes Handwerk war, kein Job am Computer.

Neben Bildern der Zeitgeschichte wie René Burris Bildnis von Che Guevara findet man tatsächlich die besagten Index-Bögen, also ganze Serien von kleinen Vorschaubildern, anhand derer ein Analog-Fotograf seine Auswahl zu treffen hat. Und es wird für jeden nachvollziehbar, was der Künstler mit einem Stift als Ausschuss tilgte und welche Variante des Bildes Weltruhm erlangte.

In Nachbarschaft der Helmut-Newton-Foundation und dem Museum für Fotografie wird es im Westen an fotografischen Legenden so schnell nicht mangeln. Hotels und Shopping-Attraktionen hat Charlottenburg zu genüge angezogen. Spätestens jetzt steht es gleichermaßen für Hochkultur am Puls der Zeit.

C/O Berlin im Amerikahaus, Hardenbergstraße 22-24, ist täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 10, ermäßigt 5 Euro.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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