„Das ist gemalter Jazz“: Wie die Kunst zwei Menschen vereint
Charlottenburg. Sie studierte Kunst in Casablanca und Barcelona, fand auf klassischem Weg zur Malerei, bestritt etliche Solo-Ausstellungen. Er stammt aus den USA, arbeitet eigentlich als Berater für internationale Zusammenarbeit und kam als Quereinsteiger ins Kreativgeschäft.
Schließlich gründeten Maren Osterloh und Alex Craik das Künstlerduo „Puravida“ – ein Beispiel für die neue Experimentierfreude im Künstlerhof Alt-Lietzow 12. Reporter Thomas Schubert traf die beiden zum Gespräch.
Wie haben Sie künstlerisch zusammengefunden? Und wie erklärt sich der Name Puravida?
Alex Craik: Es lief ganz spontan, völlig unvorhersehbar. Im Rückblick wirkt es auf uns fast wie ein Wunder – auch wenn wir uns schon vorher kannten. Am 7. Februar 2015, einem Berlinale-Abend, waren wir zu Gast bei einer Vernissage. Und die war der Auslöser. Wir gingen dann in Marens Atelier, um zu sehen, was passiert, wenn wir uns gemeinsam künstlerisch betätigen, auf unsere eigene Weise.
Maren Osterloh: Dabei haben wir angefangen, zusammen auf einer Leinwand zu malen, nicht nebeneinander, sondern miteinander, ganz improvisiert. Nichts war geplant. Und wir merkten, dass es fantastisch funktioniert. Seitdem arbeiten wir immer so: Zu zweit auf einer Leinwand. „Puravida“ kommt aus dem Spanischen und heißt so viel wie „helle Freude“ oder „reines Leben“. Das ist das Gefühl, das wir beim Malen haben.
Wenn Sie selbst Ihren Stil in Worte fassen müssten, wie würden Sie ihn beschreiben?
Maren Osterloh: Kunstwissenschaftlich gesehen fallen wir unter den abstrakten Expressionismus. Es sind ausdrucksreiche, meist abstrakte, farbintensive, emotionale Bilder.
Alex Craik: Eine andere Beschreibung, die wir dafür haben, lautet: Das ist gemalter Jazz. Es geht um Improvisation. Darum, den Bewusstseinsfilter zu deaktivieren, das rohe, unverarbeitete Unterbewusstsein herausspringen zu lassen. Das macht jeder von uns auf seine Weise.
Wenn zwei Künstler ein Gemälde gleichzeitig gestalten, gibt es doch sicherlich Konflikte. Malen Sie gegeneinander an?
Maren Osterloh: Konflikt würde ich es nicht nennen. Es ist ein Ringen darum, dass am Ende etwas dasteht, womit wir beide zufrieden sind. Etwas, von dem wir sagen können, dass es fertig ist. Auf dem Weg dorthin gibt es ein wechselseitiges Schaffen und Zerstören. Man lässt es zu, dass der andere etwas übermalt oder ergänzt.
Alex Craik: Es ist auch kein gegeneinander malen. Das Ziel hat Maren deutlich beschrieben. Wir haben inzwischen über 50 Bilder miteinander geschaffen. Und es gibt bei uns sozusagen ein doppeltes Qualitätssicherungssystem. Erst wenn wir beide den Punkt erreicht haben, dass wir wirklich zufrieden sind, ist das Bild fertig. Im Laufe des Prozesses gibt es sicherlich Momente, in denen einer von uns beiden überrascht ist von der Aktion des anderen. Aber es ist eben nur ein kleiner Moment in einem langen Prozess. Bei unserer Arbeit handelt es sich um einen intensiven Dialog auf der Leinwand.
Wie empfinden Sie das kreative Leben im Künstlerhof Alt-Lietzow?
Maren Osterloh: Es gibt hier einen schönen Mix aus Malstilen und Persönlichkeiten. Auch ein Schriftsteller und eine Keramikerin sind bei uns ansässig. Wir würden uns künftig noch mehr gemeinsame Aktivitäten mit ihnen wünschen. In früheren Zeiten gab es manchmal Hoffeste und Kulturveranstaltungen. So etwas zu veranstalten, ist natürlich auch eine Frage des Budgets. Vielleicht gelingt es uns, eine Förderung durch den Bezirk zu erhalten. Dann könnte man den Hof weiterhin als Kulturstandort bewahren und noch mehr als bisher mit Leben füllen.
Alex Craik: Ich kann nur sagen: Es ist wunderbar, hierher zu kommen. Die Atmosphäre im Hof und in diesem Atelier, die Kulisse des Rathausturms – das ist für mich Inspiration.
Welche Tipps würden Sie anderen Künstlern geben, die auf dem schwierigen Berliner Kunstmarkt bestehen wollen?
Alex Craik: Das wichtigste Überhaupt: Man muss sich die Freiheit im Kopf bewahren, sich von der Vergangenheit und antrainierten Dingen lösen, um offen für Neues sein zu können. Es ist essenziell, sich als Künstler Raum und Zeit zu schaffen, um den größtmöglichen Grad an Freiheit zu erlangen. Ohne Freiheit gibt es keine innovative Kunst.
Maren Osterloh: Dem kann ich nur zustimmen. Authentisch bleiben ist ganz entscheidend. Seine persönliche Kunst machen, darauf kommt es letztlich an.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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