Kölle am Ku’damm: Beim Faschingszug am 31. Januar singt Frank Zander
Charlottenburg. Kölsches Brauchtum? Das soll den Berlinern ein Neuköllner erklären. Frank Zander ist womöglich der beste Grund, am Sonntag, 31. Januar, am Straßenrand der Kurfürstendamms zu stehen. Dann rollt nach zweijähriger Pause wieder ein Faschingsfestzug. Doch die Jecken müssen leise sein.
Man horche und staune. Es fliegen wieder Süßwaren durch die Luft. Und lachende Menschen in verrückten Kostümen feiern ihren Frohsinn mit Küssen, Schlachtrufen und Liedern. Wenn auch längst nicht so laut wie am Rhein – immerhin unternimmt das Festkomittee Berliner Karneval einen neuen Versuch, die hauptstädtische Grantigkeit mit Fasching auszutreiben.
Sonntag um 11.11 Uhr setzt sich am Olivaer Platz ein 50 Gruppen starker Tross in Bewegung. 1000 Jecken stark, angeführt von einem, der die Botschaft des rheinischen Feierns an der Spree am ehesten verkörpern kann: Auf dem Hauptwagen winkt – wer hätte das gedacht – Frank Zander. Die Kapitänsmütze im blonden Haar. Die Retrobrille auf der Nase. Das passendem Liedgut in petto. „Berliner“, weiß Zander „muss man nur bei der Hand nehmen. Dann können sie es auch.“
War also alles, was an der Spree bisher gefehlt hat, eine Figur, mit der man sich identifizieren kann? Es geht auch um eine Stange Geld, räumt Klaus-Peter Heimann ein. Als gebürtiger Rheinländer leitet er im Komitee die Geschicke. Heimann weiß, dass die private Wirtschaft in seiner Heimat immer schon treibende Kraft hinter dem jecken Wahnsinn war. Und nun gibt es immerhin eine Kölner Firma, die als Sponsor des „Hauptstadtzugs 2016“ entscheidend mithilft: Der Kostümshop „Deiters“, inzwischen auch ansässig in Berlin, am Alexanderplatz.
Geschäftsführer Dirk Strohmenger will sich beim Spektakel auf Ku'damm und Tauentzien aber nicht nur auf einheimische Kräfte wie Kapitän Zander verlassen.
"Missionare" aus dem Rheinland
Angefordert wurden 111 „Missionare“, die er aus Köln abberufen ließ. „Sie werden viel süßes Wurfmaterial am Mann haben und begleiten uns mit einer eigenen Gruppe“, freut sich Strohmenger auf die Spaß-Spezialisten.
Beihilfe zum Frohsinn leistete übrigens auch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, wobei es am 11. November bereits die Rathauserstürmung gab, wie in Kölner Gefilden üblich. Wenn Damen und Herren mit Narrenkappen symbolisch die Macht ergreifen dürfen, heißt das aber noch lange nicht, dass nun alles erlaubt wäre. Lauter als 80 dB wird die Lebenslust am Sonntag nicht durch die Straßen hallen dürfen. Und das heißt: Auch der Hauptstadtzug 2016 bleibt schallgedämpft. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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