Der Schlüsselmeister: Theaterclub-Präsident Otfried Laur wird 75 Jahre alt

Otfried Laur, 75, sperrt seit fast 60 Jahren den Berlinern gerne die Tür zum Kulturleben auf. | Foto: Matthias Vogel
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Charlottenburg. Otfried Laur, Gründer und Präsident des Berliner Theaterclubs, hat am 1. Juli im Kreise seiner Liebsten und Weggefährten seinen 75. Geburtstag gefeiert. Zufrieden blickt er auf sein bisheriges Leben zurück: „Unbeschwerte Kindheit und immer Glück gehabt“, sagt er.

Besonders prägend für seinen Lebenslauf sei die Hochzeit mit seiner Frau Reni gewesen. Sie habe immer seine Leidenschaft für das Theater unterstützt. Zunächst, als er 1967 beschloss, seinen Beruf als Bankkaufmann aufzugeben und den Theaterclub zu gründen. Und fünf Jahre später, als sie selber schweren Herzens ihren Posten beim Postcheckamt aufgab und fortan die Büroleitung des Clubs übernahm.

Theater der Schulen

Laur faszinierte es früh, Mitmenschen den Zugang zum Theater zu ermöglichen. Er engagierte sich als Schülervertreter für das Theater der Schulen, erst auf der Höheren Wirtschaftsschule in Steglitz, später auf der Berufsschule. „Immer, wenn ein Stück nicht gut besucht war, habe ich mich darum gekümmert. Ich habe 100 vergünstigte Karten abgeholt, bin durch die Klassen gelaufen und habe gesagt, da müsst ihr unbedingt hingehen. Natürlich waren das nur Stücke, die mir selber gefallen haben.“

Mit dem Theaterclub hat Laur dann sein Hobby zum Beruf gemacht. Fünf Jahre lang schrieb er rote Zahlen, dann ging es steil bergauf, auch weil prominente Schauspieler wie Edith Hancke, Klaus Sonnenschein und Rudolf Platte mit ihrer Popularität dabei halfen. Zu Zeiten der DDR gestaltete er das Kulturprogramm für Schulklassen, die West-Berlin besuchten, dafür gründete er sogar eine zweite Firma. Laur erinnert sich: „Insterburg & Co. waren sehr populär damals. Die spielten aber nur abends ab 23 Uhr. Dann bin ich eben zu Karl Dall und wir haben uns auf eine 20-Uhr-Vorstellung für die Schulklasse geeinigt.“

Ein-Mann-Konzertdirektion

Immer mehr bekannte Schauspieler wie Inge Meysel oder Harald Juhnke vertrauten ihre Auftritte den Laurs an. „Wir hatten drei Firmen und eine wahnsinnige Arbeit“, sagt Otfried Laur. „Ich war eine Ein-Mann-Konzertdirektion. Ich habe die Blumen ins Wasser gestellt, die Künstler begrüßt, dann an der Kasse gesessen, in der Pause die Gage bezahlt, später gratuliert mit den Blumen und schließlich die Abrechnung gemacht.“

Sich für Künstler einsetzen, für den Erhalt von Spielstätten wie der Komödie am Ku’damm kämpfen, legendäre Theaterbälle organisieren, Hunderte Kulturreisen ins Ausland organisieren und vor allem dafür zu sorgen, dass die richtigen Leute die richtigen Vorstellungen besuchen – das war und ist Laurs Lebensinhalt. Das wurde honoriert. 50 000 Mitglieder verzeichnete der Theaterclub in seinen besten Zeiten. Heute sind es noch gut 22 700. „Das ist ja schon was“, sagt Laur.

Nachfolger gesucht

Vor vier Jahren hielt er dank eines Geistesblitzes den Mitgliederschwund auf. „Ich bin zu den Theatern gegangen und habe gesagt, ich brauche einmal im Monat einen Theaterclub-Tag. An diesem Tag bekommen Mitglieder ermäßigte Eintrittspreise. Seither steigt die Zahl der Mitglieder wieder.“ Dazu ließ er sich einen Werbegag einfallen: „Ich dachte mir, irgendwie haben wir doch den „Goldenen Schlüssel“ zum kulturellen Leben der Stadt, und habe mir ein großes Exemplar machen lassen. Auch das kommt gut an.“

Otfried Laur sucht einen Nachfolger, daraus macht er keinen Hehl. Bevor er aufhört, möchte er noch einen Traum verwirklichen: „Die Idee ist spleenig, aber wir wollen die Schauspielerin und Sängerin Katharine Mehrling in die Chronicle Hall in New York – eine Art Hall of Fame für Schauspieler – katapultieren. Die Frau kann einfach alles.“ Für seine Zeit nach dem Theaterclub, hat sich der sympathische Jubilar auch schon etwas vorgenommen: „Reni und ich wollen zusammen ins Theater gehen, ohne daran zu denken, was unsere Mitglieder zu dem Stück sagen würden. Das wäre schön.“ maz

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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