Heidi Hetzer startet die Fahrt ihres Lebens
Weit hinter den Toren Berlins, irgendwo auf den buckligen Straßen des Balkans, wird man dieser Tage einem blauen Hudson begegnen können. Die Frau am Steuer, gewappnet mit Rennfahrerhaube und der Willenskraft eines Zugvogels, das wird Heidi Hetzer sein. 58 Länder in 24 Monaten. Karge Steppen, Regenwälder, große Städte, fremde Kulturen - und dazwischen Schiffstransits. Wäre das nicht ein Traum? Hetzer glaubt, dass jeder sich tief im Herzen nach solch einem Abenteuer sehnt. "Ich lebe den Traum aller Menschen", sagte sie ihren Freunden zum Abschied. Dann sah man nur noch ihre Rücklichter.
Und die erfolgreiche Rückkehr wird davon abhängen, ob der Hudson, den sie erwarb, so robust sein wird wie sie selbst sich fühlt. Erst kurz vor dem Start trieb eine Werkstatt seinem Motor die Macken aus. Auf die Pannenhilfe wird Hetzer in der Mongolei nicht setzen können. Warum also dieser Wagen?
Weil alles möglichst ähnlich sein soll wie beim großen Trip ihres Idols, der Autopionierin Clärenore Stinnes. Also musste es ein historischer Wagen sein, mit festem Dach und Platz für Gepäck. Da kam außer dem Hudson Great Eight, Baujahr 1930, kein anderes Fabrikat in Frage.
Neueren Datums ist hingegen der Mann an ihrer Seite. Hieß es ursprünglich, sie wolle für jede Etappe einen eigenen Copiloten benennen, entschied sich Hetzer nun doch für eine feste Lösung.
Zunächst einmal siebte die 77-Jährige alle jenseits der 50 kategorisch aus - wegen der mutmaßlich schwächeren Fähigkeiten im Umgang mit dem Internet. Nein, ein ausdrucksstarker, junger Berichterstatter sollte es sein, einer, der das große Abenteuer dem ebenfalls abenteuerhungrigen Publikum live erzählt. Und so wählte Hetzer den jüngsten aller 150 Kandidaten: Jordane Schönfelder, 24 Jahre alt, Reisefotograf aus dem Taunus, halber Franzose, nicht übermäßig redselig, dafür gnadenlos ehrlich. "Sie erinnern mich an meine Oma", hieß es in seiner Bewerbung. Macht nichts, dachte sich Hetzer. Durch die weit klaffende Alterslücke entgeht man dem Pärchenverdacht. Und dann hat Jordane noch einen zweiten Vorzug: Ihm fehlt der Führerschein. Fast alle anderen Kandidaten hätten ihr den Eindruck gemacht, am liebsten selbst ins Steuer greifen zu wollen. Doch wenn man schon Herren der Schöpfung an Bord hat, dann gehören sie bei Hetzer nach vorne rechts - auf den Sitz des Navigators. "Fahren kann ich selbst sehr gut", betont die Pilotin. Freilich blickt das ungleiche Duo unterwegs auch viel nach links und rechts, befasst sich mit den Freuden und Sorgen der Menschen, lindert womöglich ihr Leid. Denn als Sponsor gewann Hetzer kurz vor der Abfahrt das Unternehmen Eberswalder Wurst, das jedem durchquerten Land 1000 Produkte widmet. Wer sie gegen eine Spende erwirbt, unterstützt ein soziales Projekt.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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