Hotel H10 am Kudamm vermittelt Geschichte mit Hilfe von Zeitzeugen
Betragen: sehr gut. Im Rechnen eine Eins. Nein, Wolfgang Troßbach hat keinen Grund, mit seinem altem Schulzeugnis hinterm Berg zu halten. Der Leichtathlet und Olympionik gab sogar persönlich den Anstoß für eine Ausstellung, mit der das Hotel H10 Berlin Kudamm in der Joachimstaler Straße dieser Tage seine Historie beleuchtet. Denn als Gästehaus dient der markante Backsteinbau anno 1889 erst seit etwa drei Jahren. Die meiste Zeit zeigte er seinen Nutzen in der Funktion, wie sie Wolfgang Troßbach kannte: als achte Gemeinschaftsdoppelschule für Jungen und Mädchen.
In dem Moment, da man die Zeugnisse und Fotografien des jungen Troßbach zu sehen bekam, war die Hotelleitung überzeugt: Zum 125-jährigen Geburtstag des Gebäudes sollte es eine Ausstellung geben mit historischen Stücken aus allen Epochen. Also schaltete der Projektverantwortliche Daniel Bollmann die Berliner Woche ein. Zeitzeugen wollte er so finden. "Und vor allem aus der Periode als Friseurschule haben viele angerufen", freut sich Bollmann über die Resonanz.
Mühelos gelang es nun, die Wände mit Anschauungsmaterial zu bestücken. Analog zu den drei Nutzungsphasen als Gemeinschaftsschule (bis 1949), Lehranstalt für Friseure (bis 1963) und Institut der TU Berlin (bis 2005) finden Besucher der Ausstellung drei getrennte Bereiche vor.
Besonders lohnend: der Blick in die Zeit der Rasierer und Scheren. Da findet man zum Beispiel eine Mappe, in der die Absolventin Irene Schneider Perückenproben sammelte. Und den launigen Erlebnisbericht einer anonymen Absolventin. "Auf den Bürgersteigen liefen Damen auf und ab - auf Taxis warteten diese nicht", heißt es darin zur Situation rund um die Joachimstaler Straße. Auch das Innere des Hauses blieb der Zeitzeugin nicht in bester Erinnerung: "Alles war schmucklos und grau und hatte so gar nichts von Mode und schicken Frisuren." Spätestens seit dem denkmalgerechten Umbau unter der Feder des Architektenbüros Kleihues und Kleihues im Jahre 2011 ist dieser Zustand passé. Und wenn heute Damen vor der Tür auf und ab stöckeln, dann geschieht es in Erwartung eines Taxis.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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