Zu Besuch bei Schlagerstar und Entertainer Bert Beel

"Als nächstes ist die Merkel dran!" Bert Beel ist ein Meister der Parodien und immer für einen Spaß zu haben. | Foto: Matthias Vogel
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Schlagerenthusiasten und älteren Semestern ist er ein Begriff und wenn man ihn sieht, fragt man sich als Allererstes: Was ist sein Geheimnis? Bert Beel, Berliner Urgestein, Sänger und Entertainer aus Charlottenburg, 72 Jahre, sieht man vielleicht vieles an – sein Alter jedenfalls nicht.

Bert Beels Passion war immer die Schlagermusik, und die hätte er nur allzu gerne zum Beruf gemacht. 1973 bewarb er sich bei einem Talentschuppen der ARD – heute würde das Casting heißen. Die Vorrunde im Großen Saal des SFB machte klar: Beel hatte Talent – er belegte unter 5500 Bewerbern den ersten Platz und qualifizierte sich für die Endausscheidung, die live von der Internationalen Funkausstellung im Fernsehen übertragen wurde. „Das war am 3. September“, sagt Beel wie aus der Pistole geschossen, „Stargast war damals Roberto Blanco.“

Plattenvertrag in der Tasche

Auch beim Finale überzeugte er und 1974 hatte er seinen ersten Plattenvertrag in der Tasche. Seine erste Single hieß „Du bist meine große Liebe“.

Prompt hängte er seinen Job als Chef-Schaufensterdekorateur im Horten-Warenhaus an den Nagel und konzentrierte sich auf seine Karriere als Schlagerbarde. Es folgten zahlreiche Plattenproduktionen. Die Kontakte zur Szene wurden besser, die Engagements mehr. Bert Beel war bei Schlagerparaden zu Gast, trat in Varieté- und Fernsehshows auf, moderierte selber TV-Sendungen, schrieb Show-Formate und arbeitete als Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen. Wie lange und intensiv er im Geschäft ist, belegt ein Auszug aus seiner Biografie aus dem Jahr 2005. Da machte er auf dem Traumschiff „MS Berlin“ eine Kreuzfahrt von Valparaiso nach Buenos Aires. Gastspiele mit seiner Partnerin Stefanie Simon führten ihn nach Denver in Colorado (USA) und mehrmals nach Sankt Anton in Österreich. Zum 100. Geburtstag von Rennfahrer-Legende Ernst Jakob Henne flog Bert Beel zu einem Auftritt nach Gran Canaria. Er war Gast in der MDR-Fernsehsendung „Alles Gute“ mit Petra Kusch-Lück, und im Großen Sendesaal des RBB moderierte er ein Operettenkonzert.

Bewegte Karriere

Eingebettet in seine bewegte Karriere liegen zehn Jahre Teilnahme an der „Tour de Music“ in der DDR. „Das war als Westsänger etwas ganz Besonderes. Und es war mit die schönste Zeit, die Veranstalter waren für damalige Verhältnisse unglaublich gut organisiert.“ Ein prägendes Erlebnis datiert aus den Anfängen dieser Zeit. „Am 31. März 1979 stand ich mit der Schweizerin Paola und den DDR-Stars Bobby Bölke und Heinz Rennhack auf der Bühne. Das war toll.“ Folgerichtig prangt das Plakat der Veranstaltung im Alten Friedrichstadtpalast an der Wand in Beels umfunktioniertem Ladengeschäft in der Weimarer Straße, an die er die Erfolge und Devotionalien seiner Laufbahn geheftet hat. Eine heikle Anekdote aus dieser Ära weiß er auch noch zu erzählen: „Kollegen hatten mir zum Spaß eine kleine Puppe geschenkt, die den Damen eines Ballett-Ensembles nachempfunden war. Mit der bin ich dann angetrunken zu Fuß über die Grenze gegangen. Ich hatte Glück, dass die Grenzer mich bereits kannten.“

Seine Vielseitigkeit und sein Ideenreichtum sind nicht nur seinen Genen zuzuschreiben. Obwohl an einer anderen Wand seines Ateliers unzählige CDs eine beeindruckende Discografie bezeugen, konnte er seinen Lebensunterhalt allein als Schlagerinterpret eher schlecht als recht bestreiten. „Ich hatte keinen großen Hit, das war das Problem“, konstatiert er heute. „Und Not macht bekanntlich erfinderisch. Außerdem macht mir das alles wirklich Spaß.“

„Als nächstes ist die Merkel dran!“

Seiner Kreativität war es auch geschuldet, dass er sich irgendwann auch auf das Parodieren seiner Künstlerkollegen verlegte – sehr zum Amüsement selbiger und des Publikums. Heute sind seine Auftritte als Theo Lingen, Zarah Leander, Johannes Hesters, Helene Fischer oder Andrea Berg sein Markenzeichen. Wie zum Beweis nimmt er einen schwarzen Hut aus seinem prall gefüllten Requisiten-Regal, zieht die Lippen nach oben und gibt nuschelnd den Udo Lindenberg. „Als nächstes ist die Merkel dran“, schiebt er nach.

Das Faszinierende an Bert Beel ist: Man muss nicht einmal in der Klamottenkiste kramen, um einen Eindruck von seinem mannigfaltigen Künstlerleben zu bekommen. Aktuell moderiert er zwei Radiosendungen für den Sender B2 auf der Wellenlänge 106.0: Donnerstags von 20 bis 22 Uhr „Schlagerkult“ und sonnabends von 9 bis 10 Uhr „Evergreens a go go“. Weil er dort regelmäßig auch Witze zum Besten gab, war die nächste Idee schnell geboren – er veröffentlichte Witzebücher. „Eines kommt oft zum anderen“, sagt er. „Es ist schon komisch, ich habe jetzt im Alter mehr zu tun als früher.“

Nicht nur akustisch kann man Beel live erleben. Noch immer führt er zum Beispiel durch das Programm der Winter-Zauberland-Tournee, das nächste Mal am 6. Januar in der Urania mit Szenegrößen wie Tina York und dem Schlager-Kultstar Graham Bonney. Dann feiert er auch seine 45-jährige Bühnenpräsenz. Eine andere Möglichkeit, diese nahbare und sympathische Kiezgröße zu treffen, ist immer dienstags der Fröhliche-Musikanten-Stammtisch in der Filmbühne am Hardenbergplatz. „Da bin ich die Mutter der Kompanie und freue mich immer über neue Gesichter“, sagt er.

Wie er sein junges Aussehen denn nun konserviert? „Das weiß ich gar nicht so genau. Eigentlich passe ich gar nicht so auf mich auf. Vielleicht liegt das Geheimnis darin, immer in Bewegung zu bleiben.“

Karten für die Winter-Zauberland-Revue in der Urania am 6. Januar 2018 sind über die Ticket-Hotline  92 37 38 42 oder an allen Vorverkaufsstellen erhältlich.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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