Juliane Rasche im Interview
Seit über 25 Jahren Berlins Stimme bei 104.6 RTL

Juliane Rasche moderiert unter anderem seit über 25 Jahren "Juliane bei der Arbeit" auf 104.6 RTL; angefangen hat die 49-Jährige bei dem Berliner Sender am 01. Januar 1997 (re.). | Foto: privat / Instagram, @julianebeiderarbeit
  • Juliane Rasche moderiert unter anderem seit über 25 Jahren "Juliane bei der Arbeit" auf 104.6 RTL; angefangen hat die 49-Jährige bei dem Berliner Sender am 01. Januar 1997 (re.).
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  • hochgeladen von Marcel Adler

BERLIN - Juliane Rasche ist heute noch da, wo sie vor über einem viertel Jahrhundert angefangen hat - beim Radiosender 104.6 RTL. Dort, wo die 49-Jährige ihre selbe Sendung, zur immer der gleichen Uhrzeit moderiert. Im Interview mit der gebürtigen Badnerin und Wahlberlinerin erfahre ich, weshalb die Moderatorin ein Angebot bei Arno und der Morgencrew ablehnte, dass es zuhause bei ihr eher still ist und welche Ecken sie in unserer Stadt besonders schätzt.

Anfang der 90er kamen immer mehr Privatsender auf die Berliner UKW-Frequenzen. Damals, wo aus Radio 100 das heutige Energy wurde, Rias 2 zu r.s.2 umfirmierte und die Mediengruppe RTL am 9. September 1991 unter dem Slogan "die Hits der 70er, 80er und 90er" ihren Sender 104.6 RTL über den Äther schickte. Gründer Bernt von zur Mühlen holte zunächst bekannte Stimmen aus dem Westberliner 80er-Hörfunk wie Rik De Lisle (AFN, Rias Berlin) oder Andreas Dorfmann (Rias 2 "Wunschhits") an das Mikrofon von 104.6 RTL. Es entstanden Programmformate wie "Arno und die Morgencrew", welches seit 31 Jahren On Air ist. 

Nur wenige Jahre nach dem Start von 104.6 RTL kam die damals Anfang 20-jährige Juliane Rasche zum Sender im Kudamm-Karree. Juliane moderierte fünf Jahre nach dem Sendestart ihre erste Sendung und wurde schnell zur festen Marke der Radiowelle. Die Begeisterung in der Chefetage war so groß, dass Rasche den Programmplatz unmittelbar nach Arnos Morgensendung bekam. "Juliane bei der Arbeit" gibt es inzwischen länger als ein viertel Jahrhundert, täglich unter der Woche. Am Konzept wurde mal etwas gefeilt und die Musik angepasst, an der Uhr wurde nie gedreht. Juliane hat die Zeit von 10 bis 14 Uhr inne.

Rasche ist inzwischen 49, ihre Stimme bleibt bis heute unverkennbar. Es dürfte zuletzt ihre ganz persönliche Art der Moderation sein, was sie so beliebt macht. Da grüßte Juliane vor ihrem letzten Sommerurlaub schon mal an Corona erkrankte Freunde mit dem nächsten Song übers Radio. Doch nicht erst mit der Pandemie hat sich das Radio und Hörverhalten in den letzten knapp drei Jahrzehnten verändert. Im Interview mit Juliane Rasche sprach ich mit der Moderatorin über ihren Blick auf das heutige Radio bzw. Hörverhalten der Berliner*innen und ihren Aufgaben als Coach. Die ein oder andere private Frage war natürlich erlaubt. 

Das Interview mit Juliane Rasche

 
Marcel Adler (M.A.): Liebe Juliane, seit über 25 Jahren bist Du die Stimme von 104.6 RTL Radio in Berlin. Weißt Du noch, wie Dein erster Arbeitstag und der erste Song hieß, den Du gespielt hast?

Juliane: Mein erster Tag war der 1.1.1997. Neujahr, mega aufregend! Ich weiß leider nicht mehr, was mein erster Song war.

M.A.: Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Du eine der wenigen Moderatorinnen bist, die seit über einem viertel Jahrhundert beim selben Sender ist. Gab es nie andere Angebote und was macht Deinen Haussender für Dich so besonders?

Juliane: Meine Sendung hat mir von Anfang an immer viel Spaß gemacht. Außerdem wurde ich recht früh Chefmoderatorin und durfte in diese Rolle reinwachsen. Abwechslungsreich waren auch immer die Sendungen von "draußen", von der IFA, von Eröffnungen größerer Stores und Bühnenmoderationen wie "Stars for free", Happy Family oder dem für mich unvergesslichen Autoevent auf dem Tempelhofer Feld, bei dem ich Michael Schuhmacher interviewen durfte. Natürlich gab es andere Angebote. Ich habe auch einige davon angenommen, musste deshalb aber nie den Sender wechseln – cool, oder? Ich bin nebenbei Off-Sprecherin für diverse TV-Formate, spreche Image- und Erklärfilme. Und ich coache das Moderatorenteam von Toggo Radio*. Was meinen Arbeitgeber, das RTL Audio Center, also für mich so besonders macht: Er lässt mir die Freiheit, mich auf vielfältige Weise auszuprobieren.

Ich hatte immer schon die Sendung von 10 bis 14 Uhr im Sinn.

M.A.: Juliane, ich habe Dich als Volontär (Bezeichnung des Auszubildenen in einer redaktionellen Ausbildung; Anm. d. Autors) schon vormittags auf meinem kleinen Schreibtisch-Radio gehört. "Juliane bei der Arbeit" geht immer noch um 10 Uhr los. Gab es in mehr als 25 Jahren nicht einmal die Ambition zu wechseln, zum Beispiel morgens zu Arno und der Morgencrew oder warum hängst Du so an dem Vormittag?

Juliane: Ganz zu Anfang hat Arno mir das sogar angeboten, ich habe aber dankend abgelehnt. Ich hatte immer schon die Sendung von 10 bis 14 Uhr im Sinn. In meinem Volontariat damals in Karlsruhe, klingelte mein Wecker täglich um 4 Uhr früh. Um 9 Uhr kam dann immer so eine fröhliche Vormittagsmoderatorin rein und ging, bevor ich Feierabend hatte! Da habe ich mir insgeheim geschworen, DEN Job hast du auch mal irgendwann. Außerdem ist der Morgen für mich die schönste Zeit des Tages. Die verbringe ich gerne außerhalb des Studios (lacht).

M.A.: Ich frage mal nicht, ob Radio in Zeiten von sterbenden Musiksendern und Streamingdiensten noch eine Zukunft hat, sondern: Warum wird Radio immer noch so regelmäßig und oft genutzt? Denn Dich hören jeden Tag im Durchschnitt mehr als 100.000 Menschen.

Juliane: Ich glaube uns ist es gelungen, eine Beziehung zu unseren Hörern aufzubauen. Sie wachen gerne mit uns auf, lachen mit uns, werden unterhalten, hören tolle Musik und erfahren immer kurz und bündig das Wichtigste, das sie wissen müssen. "Sterbend" sind Musiksender keinesfalls. Die Hörer wechseln aber heute immer öfter auf andere technische Devices, um ihren Lieblingssender zu hören; weg vom alten UKW-Küchenradio auf Handy-Apps oder Smart-Speaker. Und da ist 104.6 RTL schon seit Jahren überall verfügbar. Wir bieten dort zum Beispiel neben unserem Radioprogramm 100 Musikstreams für jeden Geschmack und jede Stimmung an. Das gehört heute zu dem Angebot eines Radiosenders einfach dazu.

Irgendwann kam der Wunsch auf nach mehr Professionalität.

M.A.: Deine Stimme ist die Station ID (Jingle aus Ansage mit kurzer Musik, welchen Sender man hört oder Programmhinweise; Anm. d. Autors) von 104.6 RTL. Was macht eine gute Stimme im Radio aus, die unverkennbar bleibt?

Juliane: Mir wurde mal gesagt, meine Stimme sei frisch und verbindlich. Das könnte deine Frage ganz gut beantworten (lacht), vielleicht noch Wandelbarkeit. Auf alle Fälle Akzentfreiheit und das "gewisse Etwas".

M.A.: Du selbst bist nach eigenen Angaben auch Coach. Erzähl doch mal etwas über diese Arbeit?

Juliane: Das hat sich so über die Jahre entwickelt. Als Chefmoderatorin habe ich immer sogenannte Airchecks (Aufnahme der Stimme der/des Moderators/-in einer Sendung, ohne vollständige Musiktitel; Anm. d. Autors) gemacht mit den Kollegen, eine Art Feedbacksession zu den einzelnen Sendungen. Mir macht das unglaublich viel Spaß mit Moderatoren und Sprechern zu arbeiten. So kam irgendwann der Wunsch auf nach mehr Professionalität. Also habe ich eine Mediations- und Coachingausbildung gemacht. Seitdem konzentriere ich mich bei "meinen" Mods viel mehr auf deren Personality und Authentizität und es geht nie um richtig oder falsch. Nach meiner Sendung also habe ich oft noch Zoom- oder Teamssessions; aktuell übrigens mit dem Moderationsteam von Toggo Radio, schon mal gehört? Ganz tolles Kinderradio für die ganze Familie.

Ohne Radio, also ohne Moderation, wäre die Welt doch eher steril.

M.A.: Inzwischen hat 104.6 RTL digitale Spartenkanäle, spielt auf Google- und Alexa-Geräten rund um die Uhr Musik eines Genres. Oft wird Privatradio als sogenanntes Formatradio abgetan - Musik, Gewinnspiele und wenig Gesprochenes. Wie wichtig ist also Moderation im privaten Radio und wie viel sollte es sein?

Juliane: Moderation ist das A und O. Das unterschiedet uns von den Musikstreaminganbietern. Wir Moderatorinnen und Moderatoren lachen und weinen mit unseren Hörern, sind an ihrer Seite, schenken ihnen einzigartige Momente durch Konzerte und Events, empfehlen Musik oder neue coole Locations, Restaurants, Clubs etc. in Berlin; Dinge, die man nicht verpassen sollte. Der Hörer kriegt seine Lieblingsmusik, wird unterhalten und informiert. Ohne Radio, also ohne Moderation, wäre die Welt doch eher steril, wenig lebendig, findest du nicht?

M.A.: Als Corona kam, hast Du von zu Hause "Juliane bei der Arbeit" im Homeoffice moderiert. Wie sehr hat durch die Pandemie sich Dein Beruf verändert, wie erging es Dir privat zu Hause?

Juliane: Ich habe nur testweise eine Woche lang von zu Hause gesendet. Nicht mein Ding. Ich war super froh, als alle "senderelevanten" Kollegen wieder ins Studio durften. Ich brauche diese Umgebung, um kreativ zu sein, liebe unsere Studiotechnik, den Sound. Das ist mir zuhause zu minimalistisch (lächelt).

Ich liebe mit dem Rad ampelfrei von Charlottenburg nach Mitte zu fahren.

M.A.: Juliane, Du lebst in Berlin. Was macht für Dich das Leben in dieser Stadt aus und wo sind Deine Lieblingsplätze?

Juliane: Ich bin immer wieder fasziniert, wie still es drei Straßen abseits vom Ku’damm ist, wo ich wohne. Das hat meine Mutter, die im idyllischen Schwarzwald lebt - da bin ich aufgewachsen - nicht! Am liebsten bin ich da, wo es grün ist. Im Tiergarten, großartig im Frühling, wenn die Rhododendren blühen, auf dem Havelhöhenweg, an der Krumme Lanke, am Grunewaldsee. Essen gehe ich am häufigsten in der Kantstraße bei den vielen Thais. Und ich liebe meine abendlichen Kiezspaziergänge und mit dem Rad ampelfrei von Charlottenburg nach Mitte zu fahren. Das geht! Das geht!! (schmunzelt)

M.A.: Wo siehst Du Dich in 25 Jahren, noch bei 104.6 RTL?

Juliane: Wenn die 25 Jahre sich wieder wie 10 Jahre anfühlen, dann auf jeden Fall noch bei 104.6 RTL!

M.A.: Manchmal sagst Du es in der Sendung, welchen Song Du großartig findest: Aber was ist bei Dir aktuell noch für Musik angesagt und was hörst Du persönlich gern?

Juliane: Ich habe es zuhause gerne sehr still. Aber wenn Musik läuft, dann am liebsten, was ich zuletzt live erlebt habe. Derzeit sind das Gregory Porter (US-Sänger und Jazz Komponist, Anm. d. Autors) und Jan Delay. Nächstes Jahr wird es vielleicht Justin Biber sein…?

M.A.: Vielen Dank für das Gespräch.

*Nachtrag: Die Morgensendung von Toggo Radio, die Juliane von Anfang an begleitete, bekam letzte Woche den deutschen Radiopreis. Das Interview wurde am 29. August geführt.

Autor:

Marcel Adler aus Friedrichshain

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