Bürger formen den Westkreuzpark: Workshop-Verfahren gestartet

Zähmbare Gleiswildnis: Rostige Schienen und schief gewachsene Bäume in der Westkreuz-Brache beflügeln die Fantasie von Architekten. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg-Wilmersdorf. Erster Schritt auf einem langen Marsch zum Westkreuzpark: Voraussichtlich im Jahre 2030 soll in den Gleisbrachen zwischen Dernburg- und Heilbronner Straße ein Naherholungsgebiet eröffnen. Anwohner jubeln – und Laubenpieper bangen.

Eigentlich ist er ja schon da. Der Westkreuzpark, ein heraufziehendes Leuchtturmprojekt für die Naherholung in Charlottenburg und Halensee, erstreckt sich schon jetzt als Rohmasse zu beiden Seiten der Stadtbahntrasse östlich des Kreuzungsbahnhofs. Doch Stadtplaner sind nicht die ersten Menschen in diesem abgeschiedenen Idyll. Zwischen rostigen Gleisen und schief gewachsenen Bäumen wimmelt es vor Kleingartenparzellen – mehr als 200 an der Zahl.

Und deren Pächter gehörten bei der Auftaktveranstaltung zur Gestaltung des Westkreuzparks eher zu den Kritikern des Projekts als zu den Sympathisanten.
Sorge um die Kleingärten

„Hier wird viel Geld ausgegeben für etwas, das der Bezirk nicht braucht“, stemmte sich eine Workshop-Teilnehmerin gegen eine Umwandlung des 17 Hektar großen Areals. Schon jetzt seien die Kleingartenkolonien und Teile der Brache öffentlich begehbar. Und der sensiblen Tierwelt mit Vögeln und Zauneidechsen könne die Kultivierung der zum Teil 100 Jahre alten Wildnis zum Verhängnis werden.

Befürchtungen, dass der Westkreuzpark Kleingärten frisst, hält Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) allerdings für unbegründet. „Es wird nicht darum gehen, Gärten zu zerstören für andere Arten von Grün“, versuchte auch Grünen-Kreisvorsitzende Franziska Eichstädt-Bohlig zu beruhigen. Gefahr drohe eher durch Bauprojekte.

Nicht voreilig planen

Für den Bezirk hat es jetzt oberste Priorität, die Änderung des Flächennutzungsplans zugunsten von Grünflächen durchzusetzen. Dann wären alle noch vorhandenen Visionen für Wohnungsbau zwischen den Gleisen nichtig. Tatsächlich verhält es sich so, dass die Deutsche Bahn als Eigentümerin wichtiger künftiger Parkflächen immer noch versucht, ihre Anteile an Investoren zu verkaufen. Projekten wie einem Quartier mit 900 Wohnungen in bis zu 20 Stockwerke hohen Häusern des Unternehmers Christian Gérôme hat die Bezirksverordnetenversammlung aber im Januar eine Absage erteilt. Zum Unverständnis der FDP. Deren Sprecher Felix Recke hält das zügig gestartete Workshop-Verfahren zur Parkgestaltung für „voreilig“. Denn der Bezirk sei noch nicht im Besitz aller Flächen, die er bereits als Park verplant: „Wenn die Bahn tatsächlich an einen privaten Investor verkauft, kann nicht über das Eigentumsrecht hinweg entschieden werden“, warnt Recke.

Bis sich die Situation klärt, werden denn auch Monate oder Jahre ins Land ziehen. Als Eröffnungsjahr für den Westkreuzpark steht das Jahr 2030 im Raum. Entsprechend viel Zeit bleibt für den Prozess der Bürgerbeteiligung, wie ihn das Planungsbüro Fugmann Janotta Partner jetzt beginnt. „Wir wollen mehrere Entwicklungsvarianten erarbeiten“, beschrieb Martin Janotta den Weg, den man zusammen mit interessierten Anwohnern begehen will. Und zuletzt werde dann eine „Vorzugsvariante“ stehen bleiben – sozusagen die Blaupause für den Westkreuzpark.

Neuer Zugang zur S-Bahn

Viel schneller als die Parkplanung läuft im Übrigen die Herrichtung eines neuen Haupteingangs für den Bahnhof Westkreuz. Dabei hat sich der Bezirk verpflichtet, aus der Rönnestraße in Charlottenburg und aus der südlichen Parkhälfte in Halensee eine Art Zubringer für S-Bahnfahrgäste zu bauen. Wenn der Plan Wirklichkeit wird, gelangt man künftig aus beiden Ortsteilen geradewegs hinab auf die Ost-West-Bahnsteige. 2018 wird das Westkreuz also ein Kiezbahnhof. Zwölf Jahre danach spazieren Fahrgäste im Park. Vielleicht. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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