Charlottenburg und das israelische Or Yehuda sind seit 50 Jahren Partnerstädte
Charlottenburg-Wilmersdorf. Es könnte ein Ortsteil Charlottenburg-Wilmersdorfs sein – denn Or Yehuda genießt im City-West-Bezirk trotz geringer Größe hohen Respekt. Die Freundschaft mit dem florierenden Ort verkörpert den Anfang der deutschen Beziehungen zum Heiligen Land.
„Hamsa“ heißt sie, die stilisierte Hand. Und wenn ein Israeli diesen Talisman einem Freund schenkt, heißt dies so viel, dass er ihn vor allem Unheil bewahren will. Nun handelt es sich beim Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf geographisch und moralisch betrachtet um einen der größten Freunde des kleinen Städtchens Or Yehuda. Und mit 50 Jahren ist dieses Band für beide Partner so alt und wichtig wie kaum eine andere.
Befreundet seit der Stunde Null
Damit ihr auch künftig glückliche Stunden beschieden sind, überbrachte Bürgermeisterin Liat Shohat ihrem Amtskollegen Reinhard Naumann (SPD) also eine „Hamsa“. Es war Teil der Neubesiegelung einer Städtepartnerschaft, die im Jahre 1967 begann. Damals diplomatisches Neuland. Für Deutschland, die Nation der Täter, und Israel, den jüdischen Staat, war es die Stunde Null.
„Charlottenburg und Or Yehuda – diese Freundschaft gehörte vor 50 Jahren zur ersten Tranche des kommunalen Brückenbaus mit Israel“, betont Naumann den Schritt ins Ungewisse rund zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Holocausts. Damals habe noch Unsicherheit darüber bestanden, ob dieser Brückenbau nach den dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte schon möglich ist.
Die Gegenwart liefert Beweise, dass der Schritt richtig war. Denn Liat Shohat und Reinhard Naumann sind 2017 mit verblüffend ähnlichen Problemen konfrontiert, obwohl es sich bei Charlottenburg-Wilmersdorf um einen über 300 000 Einwohner starken Innenstadtbezirk handelt und bei Or Yehuda um eine erst 1988 zur Stadt ernannten Ortschaft mit 37 000 Bürgern. „Wir haben beide eine schnell wachsende Bevölkerung“, stellte Shohat zum Freundschaftsjubiläum fest. „Die Einwohnerzahl Or Yehudas wird sich sogar verdoppeln. Und wir müssen auch nach dem Wachstum die Leistungen erbringen, die Bürger von uns erwarten.“
Besuche geplant
Bildung, Schule, Sport und Kunst – das sind die Themenfelder, auf denen Or Yehuda und Charlottenburg-Wilmersdorf künftig noch mehr voneinander lernen wollen. So stellte Bürgermeister Naumann zur Feierstunde die Begründung einer neuen Tradition in Aussicht: Das Kinder- und Jugendparlament des Bezirks soll mit dem vergleichbaren Jugendrat in Or Yehuda Kontakte knüpfen und eine Reihe wechselseitiger Besuche ins Leben rufen.
Dass es sich bei den Themen Bildung und Jugend anknüpfen lässt und Charlottenburg-Wilmersdorf seine jüdische Verwurzelung wieder herauskehrt, zeigten die gemeinsame Stadterkundung an traurigen und optimistischen Orten. Zur Visite der Delegation von Bürgermeisterin Shohat gehörten Stationen in der Paul-Hertz-Siedlung, benannt nach einem jüdischen NS-Widerstandskämpfer, am Bahnhof Grunewald, dem Schauplatz der Judendeportation, und in der Heinz-Galinski-Grundschule, benannt nach dem langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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