Einweihung einer provisorischen Gedenktafel für Zwangsarbeiter

Die Gedenktafel neben dem Eingang zu Wihelmsaue 40
2Bilder
  • Die Gedenktafel neben dem Eingang zu Wihelmsaue 40
  • hochgeladen von Michael Roeder

Am Sonnabend, den 9. Dezember fand unter der Beteiligung von drei Dutzend Bürgern die Enthüllung einer provisorischen Gedenktafel in der Wilhelmsaue 40 statt. Diese Tafel erinnert an das Lager für die ehemaligen Zwangsarbeiter des Bezirksamtes Wilmersdorf an dieser Stelle. Die Berliner Geschichtswerkstatt (BGW) hatte die Feier ausgerichtet und wurde dabei unterstützt vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit der Topographie des Terrors und vom Aktiven Museum. Kurze Ansprachen hielten Herr Karwelat (BGW) und Frau Dr. Glauning (Leiterin des Dokumentationszentrums).

Seit drei Jahre wissen die politisch Verantwortlichen im Bezirk von der Notwendigkeit, daß den Tausenden von ehemaligen Zwangsarbeitern im Bezirk eine Erinnerung geschaffen werden muß. Die drei Jahre haben diese Verantwortlichen – also vor allem die SPD mit Unterstützung der CDU – jedoch genutzt, um zu bestreiten, daß das Bezirksamt Wilmersdorf je ein Zwangsarbeiterlager betrieb und daß das Lager auf keinen Fall in der Wilhelmsaue 40 lag. Sie haben dies getan trotz der eindeutigen Dokumentenlage. Der Bezirksbürgermeister hatte in der Sitzung der Gedenktafelkommission vom Februar 2016 die Linie vorgegeben, als er behauptete, sein NS-Amtsvorgänger sei doch nur „der verlängerte Arm der Gauleitung“ gewesen – was wohl soviel heißt wie: nicht für sein Tun verantwortlich.

Gleichzeitig haben dieselben politisch Verantwortlichen es in diesen drei Jahre vermieden, in irgendeiner Weise an irgendeiner anderen Stelle im Bezirk auch nur das kleinste bißchen für die Erinnerung an die Zwangsarbeiter in Gang zu setzen, z.B. für die des Bezirksamtes Charlottenburg in der Schule in der heutigen Nithackstraße.

NS-Deutschland hätte den Krieg nie – und schon gar nicht sechs Jahre lang – führen können ohne Zwangsarbeiter – also Menschen, die gezwungen wurden, für den Staat zu arbeiten, der ihr eigenes Land unterjochte. Wenn man dies bedenkt, kann man nur entsetzt sein, wie geschichtsvergessen die politisch Verantwortlichen dieses Bezirks aus SPD und CDU sind und welchen Mangel an Mitgefühl für die Leiden der Zwangsarbeiter sie bisher gezeigt haben – weil es offenbar nicht in ihr Bild von der City West paßt, daß die NS-Amtsvorgänger des heutigen Bezirksbürgermeisters dort Herren über Zwangsarbeiterlager waren?

Die Enthüllung einer provisorischen Gedenktafel erinnert die politisch Verantwortlichen, allen voran den Bezirksbürgermeister, daran, daß es 73 Jahre nach Kriegsende Zeit ist, endlich historische Verantwortung zu übernehmen, was in den Worten von Frau Dr. Glauning bedeutet, „dass wir nicht für das verantwortlich sind, was war, aber dafür, wie wir heute damit umgehen“. Daher soll das Bezirksamt an die Stelle dieser Gedenktafel umgehend eine eigene setzen – hier und auch in Charlottenburg. Und dabei nicht vergessen: Ein Gedenken gehört an den tatsächlichen Ort eines Ereignisses, nicht aber an einen beliebigen „zentralen Standort“, wie es augenblicklich der Kulturstadträtin und der Mehrheit der BVV vorschwebt.

Die Gedenktafel neben dem Eingang zu Wihelmsaue 40
Die Redner der Enthüllung
Autor:

Michael Roeder aus Wilmersdorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

4 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 845× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 833× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 528× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.025× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.917× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.