Die Kontaktstellen PflegeEngagement in den Bezirken vermitteln Patenschaften
Charlottenburg-Wilmersdorf. Sie sucht Gesellschaft, er sucht Gesellschaft. Sie sorgt für Entdeckungsreisen, er bietet spannende Erinnerungen. Constanze Salm von Rohn und Klaus Neß fanden zueinander dank der Vermittlung durch die Kontaktstelle PflegeEngagement.
Ein leises Schnaufen vor der Tür, das ist das Zeichen. Da weiß Klaus Neß: Es wird ein guter Tag. Und dann erhebt er sich aus dem Sessel, öffnet die Tür, lässt Mops-Hündin Clärchen in seine Wohnung hopsen. Gleich hinter der schwer schnaufenden Hundedame grüßt ihre Halterin, Constanze Salm von Rohn.
Das ist die Frau, die Klaus Neß wieder mitten ins Leben holt, obwohl er meist allein in seiner Wohnung weilt. Die Frau, die ihm zuhört und beisteht. Eine gute Seele, die ihn abholt und dorthin bringt, wo Neß die Leiden des Alters vergisst. Ins Bröhan-Museum, die Kunstsammlung bei Berggruen und in die gemütlichsten Weinstuben Charlottenburgs. Wohin soll's denn diesmal gehen? Das ist eine Frage, die er beantworten muss. „Herr Neß hat das Vorschlagsrecht“, sagt seine Patin.
Und wenn der 78-jährige Ingenieur mal keine Ausgeh-Laune an den Tag legt? Auch das kommt vor bei einem Mann, der ohne Rollator nur schwer vom Fleck kommt. Dann wird eben gekocht. „Neulich gab es Ente“, erinnert der findige Hausmann. Wie das Miteinander vor eineinhalb Jahren begann, weiß er noch ganz genau: „Wir fuhren ins Jüdische Museum und verbrachten einen tollen Tag trotz strömenden Regens."
Dass sich Klaus und Constanze seitdem mindestens einmal im Monat Zeit und Aufmerksamkeit schenken, verdanken sie einer besonderen Instanz: der Kontaktstelle PflegeEngagement Charlottenburg-Wilmersdorf.
Hier finden Paten, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen eine Plattform, die ihnen hilft, das Schicksal zu meistern. Finanziert vom Senat und dem Landesverband der Pflegekassen, arbeiten die Kontaktstellen in allen Bezirken für das Wohl der Gebrechlichen und für die Entlastung der Angehörigen. „Sie sind immerhin der größte Pflegedienst der Nation“, erklärt Mitarbeiterin Siegrid Haase de Moreno.
Sie kennt das verbreitete Vorurteil, dass die Kontaktstelle Menschen aus ihrer angestammten Wohnung holen möchte. Das Gegenteil sei der Fall, sagt Haase de Moreno. „Wir wollen, dass sie so lange zu Hause leben, wie es nur geht.“ Und wie könnte das besser gelingen als mit Hilfe von Paten, die ganz unverfänglich nach dem Rechten sehen? Derzeit leisten in Charlottenburg-Wilmersdorf 21 ehrenamtlich Aktive treue Dienste. Nachfrage gäbe es aber für deutlich mehr.
Helfer werden geschult
Was ein Helfer leisten muss? „Man sollte aufgeschlossen sein, auf Menschen zugehen können und Lust mitbringen, regelmäßig mit jemandem eine gute Zeit zu haben“, antwortet Haase de Moreno. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, erlernt man alles weitere in einer kostenlosen, 20-stündigen Schulung.
Im Falle von Klaus Neß könnte der Tag kommen, dass es zu professioneller Pflege keine Alternative mehr gibt. Aber bislang gelingt der Haushalt noch mit einer Putzkraft. Und geistige Anregung findet der belesene Rentner in einem Regal voll Literatur. Dass Constanze mit ihrer hechelnden Clärchen erscheint, betrachtet Klaus als echte Bereicherung. Seinem Jagdhund konnte er nicht mehr genügend Auslauf bieten. Deshalb verschaffte er ihm in Brandenburg ein neues Zuhause. Klaus Neß weiß, was er noch schafft und was er lieber bleiben lässt. Die Verbundenheit zu seiner Patin hält ihn offen für guten Rat.
Nun, da die ersten Blumen sprießen, erwacht in ihm ein neuer Ausflugswunsch. Und wenn Constanze und Clärchen das nächste Mal vor seiner Tür stehen, holen sie ihn ab zu einer Fahrt nach Sanssoucci. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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