Konferenz stellt Weichen für den Wettbewerb „Zukunftsstadt“ im Mierendorff-Kiez
Charlottenburg. Wohin driftet der Mierendorff-Kiez? Am Sonnabend, 12. März, sollen mindestens 1000 Anwohner selbst bestimmen, welche Zukunftsideen Wirklichkeit werden. Und sie können erstmals die Signalfarben sehen, die das Inselgeschehen schon in diesem Jahr prägen.
Matthias Fernow ist ein typischer Insulaner. Lokalpatriot vom Arbeitsschuh bis zum Pinsel. Und der Maler hat es satt, dass man am anderen Spreeufer noch immer nicht weiß, das sich Kalowswerder seit einigen Jahren Mierendorff-Insel nennt.
Markenzeichen gesucht
„Der Punkt ist doch, dass wir mehr Wiedererkennungswert brauchen. Bunte Farben wären ein echtes Markenzeichen“, dachte sich Fernow. Also entwarf er ein Konzept, um die verkommenen Betonbögen am Spreebord in fröhliche Farben zu tauchen. Rot, Orange, Grün, Gelb, Blau. Wie das aussehen könnte, zeigt Fernow Interessenten am Sonnabend, 12. März. Einen Tag, den man sich aus mehreren Gründen vormerken muss. Der wichtigste: die Insel-Konferenz in der Mierendorff-Grundschule. Dort berichten die Akteure der Initiative „Nachhaltige Mierendorffinsel 2030“ ab 11 Uhr den Status Quo im Bundeswettbewerb „Zukunftsstadt“, bei dem man sich ab April für die nächste Runde qualifizieren möchte. Was es dafür braucht? Tragfähige Ideen.
Ideen mit möglichst breiter Zustimmung. Und wie könnte man die besser erzeugen als mit demokratischen Mitteln? Also lässt die Projektverantwortliche Andrea Isermann-Kühn mit ihrem „Zukunftsteam“ abstimmen. „Wir hoffen, dass sich mindestens 1000 Nachbarn an der Konferenz beteiligen werden“, setzt sie auf die Anwesenheit von möglichst vielen Entscheidern. Sie laufen ab 13 Uhr mit Isermann-Kühn an einer Ideenwand entlang, hören sich die bisher gesammelten Verbesserungsvorschläge in mehreren Themenfeldern an. Und bestimmen, was gefällt. Nur jene Ideen mit den meisten Stimmen will die Initiative weiterverfolgen und als Grundstein nehmen zur Arbeit im Wettbewerb „Zukunftsstadt“.
Die Insellage des Gebiets, meint Isermann-Kühn, das macht den Kiez zum idealen Boden für Experimente. Gut 15 000 Menschen Menschen leben derzeit im von Wasserwegen begrenzten Quartier. Ein Forschungsfeld für nachhaltiges Zusammenleben.
Ideen sind gefragt
Aber wie lässt sich das Wörtchen „nachhaltig“ mit Leben füllen? Kostproben bekommen Besucher rund um den Mierendorff-Platz beim Aktionstag, der von 11 bis 18 Uhr die Konferenz begleitet. Hier sorgen ortsansässige Kleingärtner für einen Blumengruß, hier wollen BMW und der Carsharing-Dienst „Drive Now“ elektrisch getriebene Kleinwagen erfahrbar machen. Und auch jüngere Insulaner sollen am 12. März Entfaltungsraum erhalten. Etwa beim Graffitiworkshop eines Künstlers oder am Stand der Jugendkunstschule, wo man Flaggen entwerfen will, die schließlich den Rundweg um die Insel säumen.
In diesen Tagen wird man alle wichtigen Akteure des Stadtquartiers ihre Geschäftigkeit anmerken, die Vorfreude sowieso. Und Maler Fernow sortiert am Spreeufer noch ein letztes Mal jene Farben, die bald jedem Ankömmling am Spreebord ins Auge springen werden. „Es ist die perfekte Stelle, denn man könnte unseren Kiez vom Schiff aus erkennen, aus dem Auto oder zu Fuß.“ Zunächst einmal werden die Farbproben auf Stellwänden prangen. Erst nach der Sanierung des maroden Betons folgt die endgültige Ausgestaltung. In Fernows Augen ein leicht verständliches Signal: „Man muss nicht nach Prenzlauer Berg fahren, um in Berlin ein schönes Leben zu haben. Hier geht das auch.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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