Debatte um den Verkehr von morgen

Beispiel für eine autogerechte Stadt: An Orten wie der Unterführung am Adenauerplatz ist die Rangordnung der Verkehrsteilnehmer fest betoniert. | Foto: Schubert
  • Beispiel für eine autogerechte Stadt: An Orten wie der Unterführung am Adenauerplatz ist die Rangordnung der Verkehrsteilnehmer fest betoniert.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Menschen oder Motoren: Auf kaum einem anderen Gebiet entsteht im Bezirk derzeit so viel Zwist wie in der Verkehrspolitik. Nun ernannte man die Frage nach der Mobilität zum Thema des Monats. Was sagen die Experten der BVV?

Zukunft hatte immer schon mit Vorstellungen darüber zu tun, wie man sich bewegen wird. Und in Charlottenburg-Wilmersdorf hatten sich Planer zu West-Berliner Zeiten eigentlich schon entschieden. Ein Straßensystem auf einer Länge von 400 Kilometern und einer Fläche von über 8 Millionen Quadratmetern zeigt bereits auf dem Papier die Dominanz der Kraftfahrzeuge. Und vielerorts kommen breite Trassen und Unterführungen dem Ideal der autogerechten Stadt sehr nahe. Ob das so bleiben soll?

Patricia Schwietzke äußert sich für die CDU jedenfalls zustimmend, was den ruhenden Verkehr betrifft. Und hier vor allen den Olivaer Platz. "Es droht der gewerblichen und touristischen Bedeutung der City-West ein empfindlicher Rückschlag unter dem Deckmantel eines nur scheinbar ökologischen Gesichtspunktes", warnt sie vor einem möglichen Wegfall von Hunderten Parkplätzen, dem am Olivaer Platz bereits eine Bürgerinitiative entgegentritt. "Wir wollen keinen bevormundenden Staat, der den Menschen vorschreibt, wie sie sich fortbewegen sollen", bezieht Schietzke Position gegen rot-grüne Beschlüsse.

Die Annahme, dass der motorisierte Individualverkehr innerhalb des S-Bahnrings weiter abnehmen wird, ist hingegen Grundlage des Handelns bei der SPD. Man müsse von der autogerechten Stadt wegkommen - hin "zu einer Stadt für alle Menschen", meinen die Sprecher Jürgen Murach und Heike Schmitt-Schmelz. "Berlin benötigt keine großen Parkplätze, Berlin benötigt Parks, in denen Menschen sich erholen und miteinander kommunizieren können, in denen Kinder Spielplätze vorfinden, um ihren Bewegungsdrang auszuleben", legen sie sich fest.

Ein Vorwärtskommen mit Fahrrädern und anderen nichtmotorisierten Vehikeln, das möchte Grünen-Verkehrsexperte Roland Prejawa mehr als bislang begünstigt sehen. "Das Auto hat seine besten Jahre hinter sich und als Statussymbol ausgedient", sagt er im Hinblick auf jüngere Bürger. Beim Blick in die grüne Zukunft ist der Kampf zwischen vier und zwei Rädern schon entschieden. "Busse und Bahnen sind smart, intelligent, schnell und bedürfnisorientiert. Auch mal ein paar Meter zu Fuß zurückzulegen ist hip und gesund", stellt Prejawa heraus.

Und vertritt damit ähnliche Auffassungen wie die Piraten, wobei hier außerdem ein ticketloser Personennahverkehr auf der Wunschliste steht. Vorhandener Verkehrsraum wird in absehbarer Zeit geteilt und nicht mehr vereinnahmt, meint Holger Pabst. Und statt an roten Ampeln zu warten, arrangiert man sich künftig in Begegnungszonen.

Noch weiter in die Zukunft weisen die Vorstellungen von Linken-Politikerin Marlene Cieschinger, die solargetriebene, kostenlose Bahnen herannahen sieht. Was sich noch auf vier Rädern bewegt, holt Kraft aus Batterien. Und es gilt das Prinzip wie damals, als Autos noch Exoten waren: "Muskelkraft vor Motorkraft."

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 1.281× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.394× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 2.349× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 2.313× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.