Mit Kompetenz und Charme: Eisen Döring existiert bereits seit 111 Jahren

Drei von fünf Generationen: Renate und Helmut Döring mit Sohn Frank und Enkeltochter Annika. | Foto: Matthias Vogel
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Charlottenburg. Familiengeführte Einzelhandelsunternehmen wirken in den modernen Geschäftszeilen Berlins fast wie Exoten. Aber es gibt sie noch. Am Kaiserdamm 17 etwa, dort ist Eisen Döring zu Hause. Ein Vollsortimenter, der in diesem Jahr sein 111-jähriges Bestehen feiert.

Helmut Döring hält ein Schild aus dem Jahre 1945 in die Höhe. Auf Russisch steht darauf geschrieben: "Gruß allen Völkern des Großen Stalin." Keine politische Haltung, wie Döring versichert. "Das hing nach dem Krieg an der Eingangstür, damit uns niemand den Laden demoliert."

Es waren unter anderem Überlebensstrategien wie diese, die das im Jahre 1906 von Otto Döring gegründete Unternehmen zwei Weltkriege hat überstehen und zu dem werden lassen, was es heute ist: ein florierendes Geschäft. Begünstigend kamen hier ein bisschen Glück und dort kaufmännisches Geschick hinzu. Glück war zum Beispiel, dass Otto Dörings Sohn Bruno im Jahre 1900 geboren und damit nicht für den Dienst an der Waffe eingezogen wurde. "Er war für den Ersten Weltkrieg zu jung und für den Zweiten zu alt", sagt Sohn Helmut. Otto stieg also 1925 ein, – die nächste Generation Eisen Döring war gesichert.

Hinweise auf das kaufmännische Geschick der Familie liefert Helmut Dörings Exkurs in die Firmenhistorie der Nachkriegszeit: "Am Ende des Zweiten Weltkrieges erlitten wir einen Rückschlag und schwere Verluste, weil Lagerbestände geraubt oder vernichtet wurden. Mit Handel und Muskelhypothek haben wir es aber geschafft. Wir haben Lebensmittel eingemacht und gegen Ware getauscht. Und die haben wir dann verkauft."

Gürtlermeister Otto Döring zog nach der Gründung mit seinem Eisenwarenhandel recht bald von Rixdorf in die Thüringer Straße 41. Aus dieser Zeit stammt auch das russischsprachige Türschild. 1953 eröffnete Bruno Döring eine Filiale in der Saalestraße 4. An den Kaiserdamm zog es das Unternehmen dann im Frühjahr 1962, und dort traf die Familie eine der wichtigsten Entscheidungen. "Wir haben die Immobilie gekauft. Hätten wir das nicht gemacht, könnten wir heute an dieser Stelle nicht existieren", sagt Helmut Döring angesichts der horrenden Mietpreise in Charlottenburg.

Schon in seiner Jugend arbeitete Helmut Döring im Laden mit, ist also ein Kaufmann von Kindesbeinen an. 1971 übernahm er das Geschäft für Eisenwaren, Hausrat und Werkzeuge in dritter Generation. Mittlerweile führt sein Sohn Frank das Unternehmen, Helmut Döring und seine Frau Renate, zuständig für die Buchhaltung, helfen aber noch fleißig mit. „Du musst jetzt ran“, sagte Helmut Döring bei der Jubiläumsfeier am 30. September zu seiner 16-jährigen Enkeltochter Annika. Derzeit hilft die Schülerin bei der Öffentlichkeitsarbeit mit. Ob sie eines Tages in fünfter Generation Eisen Döring übernehmen wird, ist ungewiss. Die Aufforderung ihres Opas quittierte sie jedenfalls mit einem Achselzucken. Sie hat ja auch noch Zeit, Papa Frank wird noch ein paar Dekaden dafür sorgen, dass das Unternehmen floriert.

Mit Blick auf die Finanzen sagt Renate Döring: „Wir können beruhigt in die Zukunft blicken.“ Einen Wunsch hat die Familie dennoch. „Es wäre schön, wenn die Kunden sich wieder mehr auf das lokale Einkaufserlebnis besinnen würden“, sagt Helmut Döring. Der Internethandel sei schon eine sehr starke Konkurrenz, böte Ware zum Teil unter dem Einkaufspreis an. „Amerikanische Methode“, sagt er. „Mit Defizit arbeiten, um anderen das Leben schwerzumachen.“ Die Erfüllung des Wunsches möchte man den Dörings gerne gönnen. Traditionsgeschäfte haben nämlich außer Fachkompetenz noch etwas zu bieten, was der Online-Handel nicht hat: Charme. maz

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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