Der grüne Bote: Roland Prejawa verließ Politik, um ein Start-up zu führen

Viel Frachtraum, wenig Fläche, kein Brennstoff: Roland Prejawa empfindet den Tripple als innovativ und umweltfreundlich. | Foto: Thomas Schubert
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Wilmersdorf. Im Rathaus plante er den Postverkehr vom morgen. Jetzt wird Grünen-Politiker Roland Prejawa vom Denker zum Macher. Seine Firma Urban Cargo transportiert Pakete für einen großen Onlineversand. Und verbrennt keinen Tropfen Benzin.

Diese Geschichte beginnt in der Tiefgarage des Ku’damm Karrees und endet im Fahrtwind oben an der frischen Luft. Wer Roland Prejawa besuchen will, findet ihn also unter Tage. Und ja, es riecht dort unten nach Abgas. Aber in der Werkstatt seiner Firma Urban Cargo kann es niemals vorkommen, dass der Techniker einen Auspuff repariert. Hier wird an Lastenfahrrädern geschraubt, während die anderen Nutzer des Parkdecks noch darauf setzen, wovon sie in diesem Start-up wegkommen wollen: den Verbrennungsmotor.

Trend aufgreifen

Was Kunden online bestellen, fährt Urban Cargo mit Muskelkraft und Elektrounterstützung aus. Im Ku’damm-Karree entstand 2016 zumindest zeitweilig etwas, das es im Berlin der Zukunft häufiger geben wird: ein Hub. Also eine Art Drehkreuz für Waren auf dem Weg zum Endabnehmer. Ein Onlineversandhändler gibt Pakete aus. Kurierfirmen wie Urban Cargo liefern sie bis vor die Tür. Und wenn der Trend zum Nachhausebringen anhält, wird es bald eng werden auf Berlins Straßen. „Der Raumverbrauch herkömmlicher Transporter ist für die zukünftige Entwicklung der Stadt einfach zu hoch“, gibt der Öko-Unternehmer den Grund für sein grünes Geschäftsprinzip.

Acht Lastenfahrräder mit Frachtboxen bilden das Rückgrat seiner Flotte. Aber die drei elektrogetriebenen Leichtfahrzeuge des dänischen Herstellers Tripple sind die tatsächliche Innovation. Nur 1,15 Meter schmal, aber mit 750 Liter Stauraum. In wenigen Sekunden 45 Kilometer pro Stunde schnell und erst nach 120 Kilometern erschöpft – das spricht für eine Ausbreitung des elektrischen Dreirads namens Tripple. Und Urban Cargo testet das Vehikel exklusiv in Berlin.

Das intelligente Vorwärtskommen, es ist so etwas wie ein Lebensthema des Roland Prejawa. Im Jahre 1983 gehörte der Diplomkaufmann zu den Gründern des Busunternehmens Gullivers Reisen, sammelte dann Geschäftserfahrung mit einem afrikanischen Restaurant und einer Strandbar ink Mitte. „Ich mag die Praxis“, begründet Prejawa seinen Tatendrang. Und das Schicksal wollte es, dass er gegenüber der früheren Anwaltskanzlei seines Vaters in der Uhlandstraße wieder einmal von vorne anfing. Im Ku’damm-Karree übernimmt er mit Urban Cargo die Zustellung von Paketen eines großen Onlineversandhandels aus den USA.

Pause von der Politik

Und die Politik? „Ich wollte einfach mal fünf Jahre Pause haben“, begründet der Grüne den Rückzug aus der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort leitete er bis September gleich zwei Ausschüsse; den für Wirtschaft, Ordnung und Verkehr und den für Integration. Das war als Dauerbelastung zu viel.

Bei seiner Partei trat der 55-jährige Familienvater also zurück ins zweite Glied. Roland Prejawa ist raus aus dem Rathaus und drin im Geschäft. Er sitzt im Sattel eines Tripple, dreht mit der Hand am Stromgriff und saust aus der dunklen Garage hinauf ins Licht. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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