Verkehrte Welt in Zoo und Tierpark Berlin
Inventur 2020: Zoologischen Gärten Berlin ziehen Resümee
Nach einem bärenstarken Erfolgsjahr mit rund 5,5 Millionen Gästen im Jahr 2019 stand die Welt im vergangenen Jahr auch für die Zoologischen Gärten Berlin auf dem Kopf. Die beliebten Bärenbrüder Pit und Paule absolvierten ihren – von Panda-Fans lange herbeigesehnten – ersten Ausflug unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auch Eisbär-Teenager Hertha spielte vor leeren Rängen, als Zoo und Tierpark im Frühjahr 2020 für sechs lange Wochen geschlossen hatten.
Doch nicht nur die Gesamttendenz der Besucherrekorde nahm mit der Pandemie eine Kehrtwende, auch die Rollen von Zoo und Tierpark waren plötzlich vertauscht: Im Zoo Berlin, der im Herzen der City West traditionell als Touristenmagnet gilt und sich über mangelnde Besucherzahlen nicht beklagen konnte, herrschte auch nach der Wiedereröffnung am 28. April gespenstische Leere. Der Tierpark, der dem kleineren, aber deutlich zentraleren Zoo im Westen in den Besucherzahlen immer um Einiges hinterherhinkte, zeigte sich von der weltweiten Pandemie eher wenig beeindruckt. Während kurze Wege und ein hoher Touristenanteil im Westen bisher als Vorteil galten, zeigt sich in Krisenzeiten die Stärke von Europas größten Landschaftstierpark im Osten der Stadt: ein weitläufiges Gelände und ein hoher Anteil an treuen Stammgästen, die ihrem Tierpark in guten und besonders auch in schlechten Zeiten zur Seite stehen.
Umsatzverluste in zweistelliger Millionenhöhe
„Der Betrieb von Zoo, Tierpark und Aquarium Berlin kostet uns täglich rund 140.000 Euro. Aufgrund fehlender Gäste steht der Zoo nun Umsatzverlusten in zweistelliger Millionenhöhe gegenüber. Damit fehlten uns dort nahezu die Hälfte unserer geplanten Einnahmen“, berichtet Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Umso wichtiger war für uns die große Unterstützung, die uns zum einen von Seiten des Senats, aber auch von vielen Privatpersonen und Unternehmen entgegengebracht wurde. Persönlich bewegt haben mich aber auch die vielen Spenden, mit denen man uns und unserer Arbeit Verbundenheit und Vertrauen ausgesprochen hat. Dafür möchte ich allen Unterstützern an dieser Stelle meinen ganz herzlichen Dank aussprechen.“
Trotz erschwerter Umstände konnten im Tierpark im vergangenen Jahr zwei Eröffnungen – in kleinem Rahmen – gefeiert werden: Das historische Alfred-Brehm-Haus erstrahlte als Regenwaldhaus in neuem Glanz und auch der erste Teil der neuen afrikanischen Savannenlandschaft wurde eingeweiht.
Von Stillstand keine Spur
Auch zu Beginn des neuen Jahres ist in Zoo und Tierpark von Stillstand keine Spur. Vier große Bauprojekte laufen dank der bereits akquirierten Mittel derzeit auf Hochtouren: Noch im Sommer 2021 wird das ehemalige Raubtierhaus im Zoo die Gäste als "Reich der Jäger" empfangen und die Himalaya-Gebirgswelt im Tierpark soll schon im Frühjahr 2022 eröffnen. Schwere Baumaschinen sind derzeit auf den Baustellen für das neue Nashornhaus im Zoo und das alte Dickhäuterhaus im Tierpark im Einsatz. Hier soll bis 2023 Europas modernstes Elefantenhaus entstehen und das Herzstück der weitläufigen Savannenlandschaft mit Giraffen, Zebras und Antilopen bilden.
Damit es im Anschluss nahtlos mit der Verbesserung der Haltungsbedingungen auch für die übrigen Tiere weitergehen kann, sind Zoo und Tierpark auf Unterstützung angewiesen. Das nächste Großprojekt wird ein neues Affenhaus im Zoo sein, für das Gorilla-Mädchen Tilla bereits kräftig die Spendentrommel rührt: www.zoo-berlin.de/gorillatilla.
2020 – Zahlen, Daten Fakten
Zoo & Aquarium Berlin
2.267.398 Besucher (2019: 3.729.999 Besucher)
20.892 Tiere gesamt
1.115 verschiedene Arten
Tierpark Berlin
1.220.166 Besucher (2019: 1.726.143 Besucher)
7.874 Tiere gesamt
634 verschiedene Arten
Spendenbereitschaft gestiegen
Zoo, Tierpark und Aquarium Berlin waren während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 vom 17. März bis zum 28. April geschlossen, das Aquarium sogar bis zum 27. Juni 2020.
Das Aquarium Berlin blieb darüber hinaus vom 2. November bis 12. März geschlossen und bietet derzeit nur für Jahreskarteninhaber des Aquariums limitierte Zeitfenstertickets an.
Die Spendenbereitschaft stieg enorm: So hatte sich im „Coronawinter 2020/2021“ die Summe der Spenden von 450.000 auf 900.000 Euro verdoppelt (vgl. Dezember/Januar zum Vorjahr).
Autor:Manuela Frey aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.