Zahlen mit Zeit: Verein „Lernsinn Erlebbar“ ruft ein Tauschtreffen ins Leben
Charlottenburg. Ohne Moos ist sehr wohl was los – vorausgesetzt, man erkennt die Chancen des Bezahlens mit Zeit. Eben diese neue Form des Wirtschaftens lernen Interessierte nun an jedem ersten Dienstag im Monat in einem kreativen Zirkel.
Grit Hallal wedelt mit einem Fächer aus Scheinen, wie es Moderatoren früher in Fernsehshows taten. Doch weder zieht Hallal eine Show ab noch ist der Batzen der Hauptgewinn. Dies sind symbolische Bezahlscheine einer völlig unterschätzten Währung: Zeit. Die Fachfrau des Bildungsvereins „Lernsinn Erlebbar“ bringt anderen bei, wie eine Ökonomie funktioniert, die Start-ups, Kleinstunternehmern oder Arbeitslosen neue Chancen eröffnet.
Kleine Revolution
Von nun an bittet Grit Hallal ihren Zirkel an jedem ersten Dienstag im Monat ab 17 Uhr ins Studio 4, Knobelsdorffstraße 33, wo der Verein „Lernsinn Erlebbar“ gemeinsam mit der Organisation „Wir gemeinsam Berlin-Brandenburg“ eine kleine Revolution in die Wege leitet. Wenn nicht Geld die Welt regieren soll, sondern Zeit, dann muss jeder teilnehmende Akteur wissen, was er bieten kann im Gegenzug für etwas, das der andere braucht. Abgerechnet wird auf einer Zeitbank, die jeder Leistung einen bestimmten Wert beimisst.
Wenn sie nicht gerade das Tauschtreffen leitet, betätigt sich Grit Hallal als Coach für Klienten, „die an ihrer Berufung feilen“ und ihren Weg durch die Klippen des Arbeitsmarkts noch finden müssen. „Bei uns dreht sich ganz viel um den Sinn“, erklärt sie den Ansatz. Für Menschen in Umbruchsituationen und solche, die neue berufliche Erfahrungen sammeln wollen, sei dies ein Schlüsselwort.
Sich nützlich machen
Sie nehmen teil an einem „Gib- und Nimm-Coaching“, wobei die Beratungszeit mitunter ebenfalls mit Zeit abgegolten wird. Wer das Beratungsangebot des Vereins mit Geld nicht bezahlen kann, hilft eben bei Veranstaltungsvorbereitungen oder verteilt Flyer. „Man macht sich nützlich im Sinne des Vereins“, erklärt Hallal. Auch wenn Start-ups Startkapital beschaffen wollen oder Arbeitslose sich von Rückschlägen aufraffen müssen, hilft „Lernsinn Erlebbar“ aus. „Wer seine Arbeit verliert, neigt dazu, Ängste aufzubauen und zu denken: Ich bin nichts mehr wert.“ Eben dann hilft es, sich im Sinne des Tauschens von Leistungen wieder selbstwirksam zu fühlen. Ein Kerngedanke des neu eingeführten Tauschtreffens. „Wir sind ein Pionierunternehmen der Gemeinwohl-Ökonomie“, folgert Hallal. Wer sich mit eigenen Pioniertaten einbringen will, kann das nächste Tauschtreffen im Studio 4 besuchen am Dienstag, 7. Februar. Es beginnt um 17 Uhr und kostet nichts – außer Zeit. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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