Jagdschloss Grunewald ist Denkmal des Monats Januar in Steglitz-Zehlendorf

Das Jagdschloss Grunewald heute und um 1900. Es ist der älteste erhaltene Feudalbau Berlins. | Foto: SPSG/Hans Bach
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  • Das Jagdschloss Grunewald heute und um 1900. Es ist der älteste erhaltene Feudalbau Berlins.
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Joachim II. (1505-1571) war ein leidenschaftlicher Jäger. Ihm ist das Jagdschloss Grunewald zu verdanken, das er sich von Baumeister Caspar Theyss 1542-1543 am südwestlichen Ufer des heutigen Grunewaldsees errichten ließ. Das Schloss ist der älteste noch erhaltene Feudalbau Berlins und Denkmal des Monats Januar.

Das Schloss gehörte zu einem Kranz von Jagdsitzen, die der Fürst um seine Residenz „Cölln an der Spree“ legte. Die Jagd war vor allem ein Vergnügen von Hofgesellschaften. Joachim II. war diesem Zeitvertreib so zugetan, dass ihm sein Landtag vorwarf, er würde „stets im Holze liegen“ statt seinen Regierungspflichten nachzukommen.

Das Jagdschloss entstand im Stil der Frührenaissance und trug ursprünglich den Namen „Zum grünen Wald“. Diese Inschrift ist noch heute über dem Hauptportal zu sehen – als frühestes Zeugnis der Grundsteinlegung. Darauf ist unter anderem zu lesen, dass der „durchlauchtigste hochgeborene Fvrst und Herr Joachim der II, Marggraf zu Brandenburg des Heyligen Roemischen Reiches (…) dis Havs zu bauen angefangen (…) und zum grvenen Wald genent“. Das Hirschrelief über der Inschrift erinnert an eine Legende, nach der sich hier zwei Hirsche mit ihren Geweihen verkeilt haben und gestorben sind.

Ein Reitweg verband die Residenz in Cölln mit dem Schloss und dem Jagdgebiet im heutigen Grunewald. Ursprünglich lag der Bau direkt am See, dreiseitig von einem Wassergraben umgeben. Eine hölzerne Zugbrücke verband das Portal mit dem Hof. Die Gesamtanlage bestand aus einem rechteckigen zweigeschossigen Hauptgebäude, Torhäusern, Stallungen, Wirtschaftsgebäuden und Küchenhaus. Zum Wald hin gab es eine Mauer mit Turm und Wehrgang.

Nach dem Tod des Kurfürsten fügte der Hofbaumeister Graf Rochus zu Lynar an der Seeseite zwei fast quadratische Erker an das Hauptgebäude an. Nach jahrzehntelangem Leerstand ließ der preußische König Friedrich I. das Schloss von Baumeister Martin Grünberg und dem Festungsbauer Heinrich Behr barock umgestalten. Es erhielt ein drittes Geschoss, weißen Putz und große Rechteckfentster. Mit dem Bauschutt wurde der Wassergraben gefüllt, eine Verteidigungsanlage war nicht mehr zeitgemäß. Im Inneren wurden Stuckdecken eingezogen, Kamine und Kachelöfen eingebaut. Um 1770 erfolgte die letzte Bauphase durch Friedrich II, der einen langen Südflügel als Magazin für Jagdgerät errichten ließ. Das Erscheinungsbild des Schlosses ist seitdem unverändert. Es liegt allerdings nicht mehr direkt am Wasser. Im 19. Jahrhundert wurde der Wasserspiegel des Grunewaldsees abgesenkt, um auf den Wiesen Torf stechen zu können.

Das Interesse an der Jagd ließ im 18. Jahrhundert stetig nach, nahm jedoch ab 1828 mit Prinz Carl von Preußen wieder zu, der blutige Hetzjagden, so genannte Parrforcejagden veranstaltete. Ausländische Staatsgäste wurden eingeladen. So war 1864 Zar Alexander II. bei einer Hubertusjagd zu Gast im Schloss.

Die immer häufigeren Jagdveranstaltungen verringerten den Wildbestand im Grunewald erheblich, sodass für das „Vergnügen“ Tiere von andernorts herbeigeschafft werden mussten. Siedlungsbau und die öffentliche Beliebtheit des Waldes führten jedoch schließlich dazu, dass der Grunewald 1904 als feudales Jagdrevier aufgegeben wurde. Seit 1915 ist er Naherholungsgebiet.

Das Schloss ist seit 1932 Museum. Es beherbergt eine bedeutende Gemälde-Sammlung mit Werken von Lucas Cranach dem Älteren wie dem Jüngeren und ein Jagdmuseum im Magazingebäude.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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