Schau dokumentiert die Schrecken des Ersten Weltkriegs
Dahlem. Am Beginn des Ersten Weltkriegs zogen Millionen Soldaten begeistert ins Feld, um ihr Leben für Gott, Kaiser, Volk und Vaterland zu opfern, wie es damals hieß. Eine Ausstellung beleuchtet jetzt Ursachen und Folgen.
"Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. So muss denn das Schwert entscheiden", ließ Kaiser Wilhelm II. seine Untertanen wissen. Die meisten Deutschen gingen ihrem Oberbefehlshaber und allen anderen Kriegstreibern auf den Leim. Vom Taumel der ersten Kriegswochen blieb angesichts des elenden Sterbens auf den Kriegsschauplätzen sowie der großen Hungersnot und der Seuchen in der Heimat nicht viel übrig.
Die bis zum 28. Juni 2015 laufende Ausstellung "Der gefühlte Krieg" im Museum Europäischer Kulturen an der Arminallee 25 in Berlin-Dahlem schildert, wie Patriotismus und Monarchenkult einerseits und blinder Nationalismus und Hass auf alles Fremde andererseits instrumentalisiert wurden, um den von Kaiser Wilhelm II. versprochenen "Siegfrieden" herbeizuführen. Größtes Schaustück der Dokumentation ist die Nachbildung einer 13 Meter hohen Holzfigur des Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg. Das Original stand vor dem Berliner Reichstagsgebäude, und zahlreiche Menschen haben für einen Obolus Eisennägel in die Holzfigur geschlagen. Zweck des Rituals war nicht nur, Geld für Kriegsversehrte und Hinterbliebene gefallener Soldaten zu sammeln, sondern auch den Zusammenhalt im Volk zu festigen.
Ausgestellt sind ferner Bildpostkarten, auf denen das Sterben auf dem "Feld der Ehre" heroisiert wird. Man kann sich auch in Feldpostbriefe vertiefen und das "Manifest der 93" lesen, wie die geistige Elite im Deutschen Reich die Kriegsgräuel der eigenen Leute leugnete und den Krieg als "reine Sache" rechtfertigte. An ihrem Ende zeigt die Ausstellung, wie nach 1918 Heldenverehrung zelebriert wurde.
Der Begleitband erschien im Verlag der Kunst Dresden und kostet 14,95 Euro. Das Museum ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt kostet acht, ermäßigt vier Euro. Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.
Helmut Caspar / HC
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