Flüchtlinge stellen Installationen im Museum Europäischer Kulturen aus

„90x200. Ich bin ein Mensch“ heißt diese Installation, die unter der Leitung von Barbara Caveng von der Initiative Kunstasyl entstanden ist .
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  • „90x200. Ich bin ein Mensch“ heißt diese Installation, die unter der Leitung von Barbara Caveng von der Initiative Kunstasyl entstanden ist .
  • hochgeladen von Christian Sell

Dahlem. Aus zwei Stiefeln wachsen blaue Vergissmeinnicht und gelbe Astern, aus einer schwarzen Tasche wuchert eine großblättrige Grünpflanze, daneben steht ein Spazierstock. Das Gebilde gehört zum „Garten der Träume“ vor dem Europäischen Museum der Kulturen (MEK).

Im März übernahmen Geflüchtete aus Afghanistan, Albanien, Bosnien, Irak, Pakistan, Syrien und dem Kosovo rund 600 Quadratmeter große Räumlichkeiten im Museum Europäischer Kulturen (MEK), um die neue Ausstellung „daHeim: Einsichten in flüchtige Leben“ zu gestalten. Sie gehören zum Projekt Kunstasyl. Gemeinsam mit der Künstlerin Barbara Caveng haben sie die Schau werkstattartig erarbeitet. Besucher des MEK konnten den Prozess beobachten. „Wir sind ein Museum der Alltagskultur“, sagte Direktorin Elisabeth Tietmeyer bei der Eröffnung. „Seit unserer Gründung 1999 beschäftigen wir uns mit Migration, die es seit Jahrtausenden gibt.“

Die meisten am Kunstasyl Beteiligten kommen aus einem kleinen Heim in Spandau. In der Ausstellung stehen Betten oder Teile von Bettgestellen im Mittelpunkt – oft genug das einzige, was die Bewohner haben. Den Objekten der Flüchtlinge sind einige historische gegenüber gestellt.

Eine Installation heißt „90 x 200. Ich bin ein Mensch“. Das Bett ist zugleich auch das Sofa, Privatsphäre gibt es in Heimen nicht. Dem gegenübergestellt ist ein älteres Bett, das der Schwedin Signe Karlsdottir gehörte, die 1919 vor Hunger und Not flüchtete und in die USA emigrierte.

An den Wänden haben die Flüchtlinge Gedichte, Wünsche und Teile ihrer Lebensläufe aufgeschrieben. Auch Sätze der Schriftstellerin Anna Seghers, die vor den Nazis fliehen musste, sind zu lesen. „Es sind fast immer die gleichen Worte, egal zu welcher Zeit sie geschrieben wurden“, stellte Barbara Caveng fest.

Von Dachil Sado (24) aus dem Irak stammt eine raumfüllende Installation aus Bettteilen. Dazwischen hängen Monitore, die Aufnahmen aus seiner Heimat zeigen. Dort studierte er Chemie und Mathematik. In Berlin besucht er die Kunsthochschule Weißensee.

So schön wie Marilyn Monroe und in einer ähnlichen Pose zeigt sich Kumrije Isufi aus dem Kosovo, Mutter von drei Kindern, auf einem wandgroßen Foto. „Das Bild soll zeigen, dass Schönheit nicht zu zerstören ist, was auch passiert“, erklärte Barbara Caveng. Der Asylantrag von Kumrije wurde im April abgelehnt.

Im Freien lohnt sich ein Blick auf den Garten der Träume. Angelegt haben ihn Flüchtlinge, Besucher und Museumsmitarbeiter. Gepflanzt wurde in Taschen, Koffern, Stoffbeuteln. „Das zeigt, dass die Menschen noch keine Wurzeln geschlagen haben“, erläuterte Alina Helwig vom Ausstellungsteam. Die Pflanzen sollen Wünsche symboliseren – an erster Stelle die Sehnsucht nach Weltfrieden.

Die Ausstellung „daHEIM: Einblicke in flüchtige Leben“ im Museum Europäischer Kulturen, Arnimallee 25/Lansstraße 8, ist bis 2. Juli 2017 von Di bis Fr 10-17, Sa/So 11-18 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt vier Euro. uma

Mehr Informationen auf http://asurl.de/131p und www.kunstasyl.net.
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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