Installation über die Zeit der Tante-Emma-Läden

Der doppelte Kaufmann: Rüdiger Buchmann und seine Projektion. | Foto: Ulrike Martin
5Bilder
  • Der doppelte Kaufmann: Rüdiger Buchmann und seine Projektion.
  • Foto: Ulrike Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Dahlem. „Guten Tag Frau Müller, was darf’s denn sein? Wie immer? Ein Brot? Heute auch Waschpulver, gut.“ Im Herrenhaus der Domäne Dahlem steht ein alter Kaufmannsladen, vor den Regalen der dazugehörige Kaufmann. Er heißt Rüdiger Buchmann und plaudert gerne mit seinen Kunden, die er alle mit Namen kennt. Allerdings ist er nicht echt, sondern „nur“ eine Projektion.

Die Installation funktioniert mittels einer auf der Theke befestigten Glasscheibe, auf die Buchmann mit einem Beamer lebensgroß projiziert wird. Betritt ein Besucher den Laden im Domäne-Museum, klingelt die Türglocke, und ein neunminütiger Film beginnt. „Der Kaufmann“ erzählt von seinem Arbeitsalltag, zeigt ein dickes Schuldenbuch, in dem die Kunden anschreiben konnten, wiegt Bonbons ab und stellt sein Sortiment vor. Der Betrachter erfährt, dass es in den Tante-Emma-Läden fast nur lose Waren gab: Salz, Zucker und Mehl, Senf und Essig, Gurken und Heringe aus dem Fass. „Natürlich ging auch jede Menge Klatsch und Tratsch über den Ladentisch“, sagt der Hologramm-Kaufmann und schmunzelt. „Ich wusste als erster, wer mit wem ein Verhältnis hatte.“ Er berichtet von seinem harten Job – an sieben Tagen zwölf Stunden hinter der Theke, vorher die Regale auffüllen, danach aufräumen und die Buchführung erledigen. Sein Schlusswort für die „Kunden“ von heute: „Es war anders früher. Ob es besser war, müssen Sie selbst entscheiden.“

Der 75-jährige Rüdiger Buchmann weiß wovon er spricht. Er begann seine berufliche Laufbahn 1955 als Lehrling bei der Otto Reichelt AG in Spandau. Dem Traditionsunternehmen blieb er treu, bis er 2000 in Rente ging.

Ab 2006 baute er das Ehrenamts-Projekt „Lebendige Geschichte/Einkaufen früher“ in der Domäne Dahlem mit auf. Bis 2011 stand er selbst im Kaufmannsladen. „Mit älteren Besuchern habe ich mich oft über die Zeit der Tante-Emma-Läden unterhalten“, erinnert er sich.

Museumsdirektor Peter Lummel, der die Idee zu dem Projekt hatte, sammelte bereits Ende der 90er-Jahre Interviews von Zeitzeugen. „Das waren damals 80- bis 90-Jährige, die noch Erinnerungen an die Kaufmannsläden aus den 20er- und 30er -Jahren hatten“. Rund 30 Stunden Rohmaterial kamen zusammen. Daraus entwickelte Kirsten Harder von der Skript-Akademie ehrenamtlich das Drehbuch.

Für Lummel ist Buchmann ein absoluter Glücksfall: „Das Museum profitiert von seiner Authentizität. Wir werden den Film in Führungen einbeziehen.“ Mit der Installation bleibe der einzigartige Wissens- und Erfahrungsschatz des Kaufmanns erhalten.

Der frisch restaurierte Kaufmannsladen aus der Zeit von 1900 bis 1930 kann zu den Öffnungszeiten des Museums in der Königin-Luise-Straße 49 besichtigt werden: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet vier, ermäßigt zwei Euro. uma

Mehr Informationen gibt es unter  666 30 00 oder im Internet auf www.domaene-dahlem.de.
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

18 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 208× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 392× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.360× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.188× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.