Dahlem. Sie sind rund und gesund, heißen Elstar, Boskop oder Granny Smith und sind das beliebteste Obst hierzulande. Jeder Deutsche isst davon im Schnitt 25 Kilogramm pro Jahr, das entspricht rund 200 Stück. Die neue Sonderausstellung in der Domäne Dahlem widmet sich dem Apfel und zeigt dessen „Kultur mit Stiel“.
Im Herrenhaus des Domänenmuseums können Besucher auf 260 Quadratmetern in sieben Räumen der Geschichte des Apfels nachspüren. Es geht um die Geschichte, die Produktion, die Verarbeitung, den Handel, um die Symbolik der Frucht und auch um die Wirkung in der Werbung.
Rund 20 000 Apfelsorten gibt es weltweit. In Deutschland werden 1500 angebaut, aber im Wesentlichen landen nur sieben Sorten auf dem Markt oder im Laden, wie Thomas Steller, Projektleiter der Ausstellung, erläutert. Er erklärt auch, dass der Apfel längst kein reines Naturprodukt mehr ist: „Schon vor Tausenden von Jahren begann die Veredelung und die Züchtung neuer Sorten.“ Die Ausstellung will nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch sinnliche Eindrücke. Ein echter Apfelbaum, spendiert von der Baumschule Späth in Treptow, der ältesten der Welt, treibt in einem der Räume grüne Knospen und blüht demnächst vielleicht sogar.
Die Entwicklung der Produktion wird nachvollzogen, von der Handpflückung bis zur maschinellen Großernte. Gezeigt werden die Ernte- und Verarbeitungsschritte früher und heute. Eine alte Sortiermaschine ist zu sehen, eine Presse mit Handbetrieb, eine Obstdarre, Holzkisten von damals und moderne Plastikbehälter. Nach wie vor werden saisonal jedes Jahr Erntehelfer aus Osteuropa angeheuert. In der Schau zu sehen ist der Nachbau einer eher funktionellen, aber spartanischen Unterkunft.
Von großer Symbolkraft
Nicht zu vergessen ist die symbolische Bedeutung des Apfels, angefangen von Adam und Eva im Garten Eden über den 60er-Jahre-Hit „Beiß nicht gleich in jeden Apfel“ von Wencke Myhre bis zum angebissenen Werbeträger als Logo auf dem Apples-IPad. Auch in der Kunst kommt der Apfel nicht zu kurz. Ein Prunkstück der Schau ist ein großformatiges Gemälde von Rainer Fetting.
Mitmachstationen, Filme und Interviews komplettieren die Ausstellung. Und: „Jeder Besucher kann bei uns einen Apfel essen“, sagt Museumsdirektor Peter Lummel. Für den Nachschub sorgt der Ökofruchthof Rolker aus dem Alten Land bei Hamburg.
Für Gruppen und Schulklassen sind Führungen mit anschließendem Backen von Bratäpfeln im Angebot, Großeltern und Enkel können gemeinsam Apfelmus kochen, Kindergeburtstage mit Apfelkuchen im Glas als Höhepunkt sind bis Oktober buchbar. In den Herbstferien ist eine Kinderwerkstatt mit Kochen in der Lehr- und Erlebnisküche der Domäne geplant. Wer einen Garten hat, kann im Oktober mit einem Gärtner der Späth’schen Baumschule den richtigen Obstbaumschnitt lernen,
Die Schau „Der Apfel. Kultur mit Stiel“ ist bis zum 1. Januar 2017 im Herrenhaus der Domäne Dahlem, Königin-Luise-Straße 49, zu sehen. Es gibt einen 255 umfassenden Begleitband, für 24,80 Euro an der Museumskasse. Öffnungszeiten: täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet vier, ermäßigt zwei Euro. uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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