Party in Ruinen: Erstes Wiesenburg-Festival zum Tag des offenen Denkmals

10. September 2016
Wiesenburg, 13357 Berlin
Robert Bittner, Chef vom Wiesenburg-Verein, hofft auf viele intressierte Besucher. | Foto: Dirk Jericho
  • Robert Bittner, Chef vom Wiesenburg-Verein, hofft auf viele intressierte Besucher.
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Gesundbrunnen. Am 10. und 11. September, jeweils von 11 bis 20 Uhr, findet auf dem Gelände des ehemaligen Obdachlosenasyls von 1896 in der Wiesenstraße 55 ein Kiezfest statt.

Livebands, Kindertheater, Hochseilartistik, Trödelmarkt und vieles mehr – die Wiesenburger feiern ihr erstes Festival. Mit dem Fest wollen die Mieter – Bildhauer, Tänzer, Filmemacher, Maler, Musiker, Imker und Handwerker –, die sich im „Die Wiesenburg e.V.“ zusammengeschlossen haben, auf ihr zukünftiges Kulturzentrum aufmerksam machen. Der Verein möchte Kultur und Theater in der ehemaligen historischen Sammelhalle des Männerasyls machen und sich als Betreiber darum kümmern. Bisher waren die Mieter eher unter sich.

Einzigartiger Ort

Das historische Ensemble mit den Backsteinruinen ist ein einzigartiger Ort. Große Bäume recken sich in den einstigen Schlafsälen zum Himmel, die seit dem Krieg keine Dächer mehr haben.

Seit die Wohnungsbaugesellschaft degewo 2015 das Areal übernommen hat, geht die Angst um, dass alles glattsaniert wird. Die degewo als Eigentümerin der historischen Wiesenburg will einige Ruinenreste abreißen und auf den Flächen Wohnhäuser bauen. Das gesamte Areal mit den sanierten Altbauten soll soziokulturelles Zentrum für den Kiez werden. Das hatte auch die BVV beschlossen. Über die zukünftigen Nutzungsideen gab es Anfang des Jahres ein Werkstattverfahren. Derzeit sind die meisten Bereiche wegen Baufälligkeit gesperrt. Die Zäune hatten vergangenes Jahr die langjährigen Nutzer verunsichert. Auch Ateliers wurden gesperrt. Der Künstler- und Bewohnerverein „Die Wiesenburg“ möchte, dass sich die degewo nur um den Wohnungsneubau kümmert. Den Altbaubereich wollen die Wiesenburger zum Beispiel mit Hilfe von Stiftungen übernehmen und als Träger und Betreiber zum öffentlichen Kultur- und Kreativort machen. Das lehnt die degewo bisher ab.

Eigene Ideen aufschreiben

Beim ersten Wiesenburg-Festival werben die Wiesenburger für ihre Nutzungsideen. Am 10. und 11. September finden um 15 und 18 Uhr Führungen über den nichtgesperrten Bereich statt. Die Besucher bekommen Informationen zur Geschichte der Wiesenburg und zur weiteren Entwicklung des Ruinenareals an der Panke. Auf Wunschkarten kann jeder seine Vorstellung zur Wiesenburg der Zukunft schreiben. Am Sonnabend können die Gäste an der „Wiesenburger Panketafel“ Platz nehmen und gemeinsam mit Nachbarn essen. DJ

Das komplette Programm, den Link zur Anmeldung für den Trödelmarkt und viele Informationen mehr zur Wiesenburg gibt es unter www.diewiesenburg.de.

Die Wiesenburg

Erbaut wurde die Wiesenburg 1896 vom Berliner Asyl-Verein für Obdachlose, den Berliner Bürger wie Rudolf Virchow, Paul Singer oder die Industriellen Borsig und Boll gegründet hatten. Bis zu 700 Männer und 400 Frauen fanden in den Räumen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs Asyl. Bis 1933 diente es der jüdischen Gemeinde als Heim. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude teilweise zerstört. In den Ruinen wurden zahlreiche Filme wie die „Blechtrommel" von Volker Schlöndorff gedreht. Seit 2012 gehört das Areal dem Land Berlin. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft soll die Ruinen denkmalgerecht sanieren, Wohnungen bauen und einen öffentlichen Ort für kulturelle und soziale Nutzungen schaffen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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