Theaterforum Kreuzberg und seine Leiterin wurden zwei Mal Opfer von Verbrechen

21. Februar 2018
20:00 Uhr
Theaterforum Kreuzberg, 10997 Berlin
Theaterleiterin Anemone Poland. | Foto: Anja Beyer
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  • Theaterleiterin Anemone Poland.
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Das Schlimmste sei, sagt Anemone Poland, "dass ich mich jetzt anders bewege. Misstrauischer geworden bin. Manchen Menschen nicht mehr unbefangen gegenüber trete.“

Anemone Poland ist die Leiterin des Theaterforums Kreuzberg in der Eisenbahnstraße 21. Innerhalb weniger Tage hat es einen Einbruch in das Büro und einen Raubüberfall auf die Chefin gegeben. Beide Taten haben nicht nur persönliche Spuren hinterlassen, sondern gefährden auch die Existenz der privaten Spielstätte. Viele befreundete Künstler veranstalten deshalb am 21. Februar einen Benefizabend. Mit den Einnahmen soll zumindest der materielle Verlust etwas minimiert werden.

Der Einbruch passierte in der Nacht vom 23. zum 24. Dezember. Am Abend zuvor hätte es ein ausverkauftes Gastspiel gegeben, erzählt Anemone Poland. Die Einnahmen aus der Abendkasse sowie dem Getränkeverkauf seien danach in den Tresor eingeschlossen worden. Dort fielen sie den ungebetenen Besuchern in die Hände. "Exakt 2888 Euro und 92 Cent". Auch eine Videoausrüstung ließen die Einbrecher mitgehen. Dazu kamen Schäden am Mobiliar und der aufgestemmten Tür. Den Zugang zum Büro hatten sich die Täter über die benachbarte Kita verschafft. Anemone Poland hat das alles entdeckt, als sie am Heiligen Abend noch einmal nach dem Rechten sehen wollte. Statt friedlichem Fest war sie während der Feiertage mit den Folgen der Tat beschäftigt.

Geld zur Bank satt in den Tresor

Ihre erste Konsequenz: Schon wegen des kaputten Tresors wird das Geld nicht mehr vor Ort aufbewahrt, sondern kommt sofort zur Bank. Genau das wurde ihr dann am 5. Januar zum Verhängnis. An diesem Abend gab es ein weiteres Gastspiel. Nach dessen Beginn fuhr Anemone Poland mit den Einnahmen zu einem Geldautomaten an der Gneisenaustraße. "Ich habe mich extra für diese Filiale entschieden, weil sie in einer belebten Gegend liegt."

Als sie dort den Betrag einzahlen wollte, "sehe ich, wie sich eine Hand fast in Zeitlupe an die Scheine heranschiebt". Gleichzeitig erhielt sie einen Stoß und flog zu Boden. Zwei Räuber waren an dem Überfall beteiligt. "Die Hand" steckte die Scheine ein und flüchtete zusammen mit dem Komplizen, der sie umgeworfen hatte. Letzterer konnte kurz danach von Passanten überwältigt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden. Denn nach dem Sturz sei sie schnell wieder aufgestanden, hinterher gerannt und habe laut um Hilfe gerufen, sagt Anemone Poland. Mehrere Menschen wurden darauf aufmerksam und nahmen die Verfolgung auf.

Fast 4000 Euro in wenigen Tagen verloren

Leider handelte es sich bei dem festgenommenen Tatverdächtigen um den ohne das Geld. In diesem Fall 1000 Euro. Zusammen mit der Einbruchbeute hat das Theater in wenigen Tagen allein an Barmittel fast 4000 Euro verloren. Dazu kamen Zerrungen und Prellungen, die Anemone Poland bei dem Angriff erlitten hat. Und einige Erfahrungen.

Zunächst direkt nach der Tat. Die Polizei sei nicht nur sehr schnell dagewesen, sondern hätte sich auch sehr sensibel um sie gekümmert, lobt sie. Anders als das Geldinstitut, das nach ihrer Einschätzung eher den Eindruck erweckt habe, als wolle es mit der ganzen Sache möglichst wenig zu tun haben.

Noch prägender sind die eigenen Veränderungen und die im Theaterbetrieb. Nach Beginn jeder Vorstellung wird jetzt die Eingangstür abgeschlossen. Das konterkariere das Prinzip eines offenen Hauses. Sei aber leider aus Sicherheitsgründen unumgänglich. Denn den Einbrechern wären die Gegebenheiten des Ortes vertraut gewesen, vermutet Anemone Poland. Und mancher, der sich in der Vergangenheit nur kurz hier aufhielt, ohne eine Aufführung zu besuchen, wird jetzt in anderem Zusammenhang gesehen.

Auch solche Vorsicht stehe eigentlich im Gegensatz zur Offenheit, der gerade für den Schauspielberuf eine wichtige Voraussetzung sei. Ebenso wie das vorurteilsfreie Zugehen auf Menschen. Beides lasse sich aber nach den beiden Taten nicht mehr so ohne weiteres wiederherstellen.

Was Anemone Poland aber ebenfalls betont, ist die große Solidarität, die es seither gegeben habe. Leute seien vorbei gekommen und hätten Geld zurückgelassen. Dazu kommt die Unterstützung vieler Schauspieler, Musiker, Artisten und Tänzer, die bei der Benefizveranstaltung auftreten. Viele von ihnen haben bereits im Theaterforum gestiert. Beginn ist am 21. Februar um 20 Uhr. Als Eintrittspreis auf Spendenbasis gilt: so viel wie jeder Besucher geben kann und will.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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