Eine Liebe im Jahr davor: Ausstellung zu Uwe Radas Roman "1988"

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Friedrichshain-Kreuzberg Museum, 10999 Berlin
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Kreuzberg im Schatten der Mauer. | Foto: Ann-Christine Jansson
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  • Kreuzberg im Schatten der Mauer.
  • Foto: Ann-Christine Jansson
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberger Antikapitalist trifft auf polnische Antikommunistin. Gemeinsam ist ihnen das jeweils vorhandene Protestpotential.

Das ist die Rahmenhandlung von Uwe Radas Roman "1988". Er beschreibt das Jahr vor dem epochalen Umbruch aus der Sicht dieser beiden Protagonisten.

Texte aus diesem Buch bilden auch die Erklärung zu den Fotos von Ann-Christine Jansson, die bis 3. Juni in einer Ausstellung im Friedrichshain-Kreuzberg Museum zu sehen ist. Sie liefern den visuellen Eindruck von 1988. In Kreuzberg und in Polen.

Ann-Christine Jansson hat damals eine Szenerie festgehalten, die mittlerweile immer mehr aus der Erinnerung verschwindet. Selbst wer diese Zeit noch bewusst erlebt hat, kann an vielen Stellen nicht mehr genau sagen, wo einst die Berliner Mauer verlief. Janssons Bilder zeigen, wie gerade Kreuzberg von mehreren Seiten ummauert war. Eine Straßenseite Ost-, die andere West-Berlin, dazwischen das Bollwerk. Sie zeigen aber auch, wie in dieser dadurch abgelegenen Peripherie ein besonderes Biotop entstand: Hausbesetzer, Aussteiger, Punks, Suchende nach neuen Lebensformen. Ein Nischenleben, von dem Altvordere noch heute schwärmen. Die Mauer auch als Schutz vor nicht gewollten Einflüssen. Dass sie gut ein Jahr später zusammenfallen würde, hatte natürlich so gut wie niemand auf der Rechnung. Es ging um andere, schon damals nicht ganz neue Fragen. Etwa den Kampf gegen den Kapitalismus.

Erste Krawallnacht am 1. Mai

Im September 1988 tagten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank in West-Berlin, was zu großen Protestaufmärschen führte. 1987 gab es die inzwischen berüchtigte erste Krawallnacht am 1. Mai. Die ein Jahr später war kaum weniger gewaltintensiv. Und es kam im Sommer 1988 zu jener Massenflucht in den Ostteil der Stadt im Zusammenhang mit der Räumung des besetzten Lenné-Dreiecks. Auch so eine heute fast vergessene Geschichte.

Das Lenné-Dreieck, eine Fläche am Rand des Potsdamer Platzes, gehörte zu Ost-Berlin. Es befand sich aber jenseits der Mauer auf West-Berliner Territorium. Durch einen Gebietsaustausch sollte es jetzt auch rein rechtlich an diese Stadthälfte gehen. Wochen vor dem Übergabetermin am 1. Juli besetzten Aktivisten aller Art das Lenné-Gelände. Sie errichteten ein Hüttendorf und konnten sich weltweiter Aufmerksamkeit sicher sein. Da das Areal formal noch Ostteil war, gab es zunächst keine Räumung.

Das änderte sich, als der Flächenaustausch wirksam wurde und mündete in den letzten Akt des Happenings. Beim Anrücken der Polizei sprangen die Besetzer über die Mauer, wo sie bereits von Volkspolizisten erwartet wurden. Nach kurzem Aufenthalt wurden sie zurückgeschickt.

Ein skurrile Episode, nicht zu vergleichen mit der Fluchtbewegung, die etwa zwölf Monate später in entgegengesetzter Richtung einsetzte und schließlich zum Mauerfall führte. Vorzeichen dafür lassen sich höchstens in der Nachbetrachtung erkennen. Auch in Ost-Berlin, wo versucht wurde aufmüpfige Jugendliche durch Konzerte westlicher Rockstars bei Laune zu halten.

Polin als Vorzeichen des Wandels

Bei Uwe Rada tauchen diese Vorzeichen nicht zuletzt in Gestalt der polnischen Besucherin auf. Das Nachbarland war Vorreiter im Kampf gegen die kommunistischen Diktaturen im Ostblock. Dort gärte es im Sommer 1988 erneut. Anzeichen polnischen Wandels reichten damals bis nach West-Berlin. Etwa durch die sogenannten Polenmärkte wie im Niemandsland rund um den Potsdamer Platz. In dieser Gemengelage taucht die Frau mit den roten Pumps eines Tages in einem Kreuzberger Hinterhof auf. Und trifft dort auf den Antikapitalisten aus dem Kiez. Rada erzählt diese, damals platonische Liebesgeschichte im Rückblick, einschließlich gemeinsamer Reise nach Polen.

Ann-Christine Jansson hat auch von dort die entsprechenden Zeitdokumente geliefert. Aus Posen, Nowa Huta bei Krakau oder Auschwitz anno 1988. Auch sie stehen in der Nachbetrachtung für das letzte Innehalten vor dem großen Umbruch.

Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstraße 95a. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags, 12 bis 18 Uhr, sonnabends und sonntags, 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei. Im Begleitprogramm gibt es am Mittwoch, 23. Mai, eine Veranstaltung zur heutigen Situation in Polen. Beginn: 19.30 Uhr.
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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