Sie war ein Sonntagskind: Ein Film erinnert an das Leben der Charlotte von Mahlsdorf

13. Mai 2018
18:00 Uhr
Gru00fcnderzeitmuseum Mahlsdorf , 12623 Berlin
Charlotte von Mahlsdorf bei einer Lesung im Gartensaal des Gründerzeitmuseums am Hultschiner Damm 333. | Foto: Klaus Teßmann
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  • Charlotte von Mahlsdorf bei einer Lesung im Gartensaal des Gründerzeitmuseums am Hultschiner Damm 333.
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„Es ist so, als ob Charlotte in ihr Museum zurück gekommen ist“, sagen die Besucher, die den Film „Sonntagskind“ gesehen haben.

Die Filmemacherin Carmen Bärwaldt zeigte zum 90. Geburtstag von Charlotte von Mahlsdorf am 18. März zum ersten Mal ihren Dokumentarfilm über das Leben eines außergewöhnlichen Menschen. Seit 1995 hatte Carmen Bärwaldt Charlotte mit der Kamera begleitet. Ausgangspunkt für sie war damals eine kleine Zeitungsnotiz „Charlotte von Mahlsdorf geht“.

Der Film beginnt mit einem traurigen Ereignis – Charlotte von Mahlsdorf war am 30. April 2002 bei einem Besuch in Berlin plötzlich und unerwartet verstorben. Wenige Monate später – im Juni – nehmen Freunde im Gutspark Mahlsdorf Abschied. Sie erklären, was Charlotte ihnen bedeutet und wie sie ihr eigenes Leben beeinflusst hat. Und dann kommt Charlotte selbst zu Worte. Sie war wirklich ein Sonntagskind. Am 18. März 1928, einem Sonntag, kurz vor Mitternacht, kommt in Mahlsdorf der Knabe Lothar Berfelde zur Welt. Mit schlichten, einfachen Worten erklärt Charlotte selbst ihr Kindheit und Jugend. Sie spricht über die gütige Mutter und den Onkel Joseph, aber auch den gewalttätigen Vater. Sie erzählt, wie sich der Wandel von Lothar zu Charlotte vollzog.

Sie braucht keine Fremdwörter, um das zu erklären. Für sie gibt es Männer und Frauen und Menschen, die anders sind. Aber alle zusammen sind wir doch Menschenkinder, betont Charlotte. Und als Menschenkinder können und müssen wir doch auch ohne Gewalt in Frieden miteinander Leben können.

Charlotte spricht über die schweren Jahre, als sie ihr Gründerzeitmuseum in Mahlsdorf aufgebaut hat. Sie erzählt von der Zwiespältigkeit, dass sie einerseits als feine Dame Gutsbesitzerin und Museumsdirektorin gewesen ist. Und wie auf der anderen Seite ihre Rolle als Putzfrau und Dienstmädchen die Oberhand gewonnen hatte. Und so tritt sie auch auf, wie sie viele Menschen in Erinnerung haben – mit geblümter Kittelschürze mit Staubwedel und Putzlappen. Schließlich muss ja alles glänzen, wenn Besuch kommt. Charlotte von Mahlsdorf erklärt, Glück ist für sie, wenn jemand seinen Platz im Leben gefunden hat und ihn seine Tätigkeit ausfüllt.

Schließlich zeigt der Film den Abschied von Berlin und die letzten fünf Jahre von Charlotte in ihrem Asyl im schwedischen Porla Brunn. Auch dort hatte sie eine Heimat gefunden. Mein Museum ist hier, meine Möbel sind hier, ich bin hier – also ist hier meine Heimat, so schlussfolgert Charlotte. Es stimmt wohl, was manche Religionen sagen, ein Mensch ist erst dann tot, wenn kein anderer Mensch mehr seinen Namen kennt und ausspricht. Und somit lebt Charlotte in dem Film weiter. Der Film ist eine Erinnerung an ein Berliner Original – Charlotte von Mahlsdorf.

Der Film von Carmen Bärwaldt „Sonntagskind“ wird am Sonntag, 13. Mai, um 18 Uhr im Gründerzeitmuseum Mahlsdorf, Hultschiner Damm 333, gezeigt. Eintritt: sechs Euro, Anmeldung erforderlich:567 83 29.

Weitere Informationen gibt es auf www.gruenderzeitmuseum-mahlsdorf.de.
Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

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