Hafenbar in der Chausseestraße zieht nach 49 Jahren um

14. Mai 2016
Hafenbar, 10115 Berlin
Die legendäre Hafenbar im ersten Geschoss macht am 14. Mai für immer zu. | Foto: Dirk Jericho
  • Die legendäre Hafenbar im ersten Geschoss macht am 14. Mai für immer zu.
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Mitte. Am 14. Mai singen die Partygäste in der Hafenbar in der Chausseestraße 20 definitiv zum letzten Mal deutsche Schlagerhits unterm Fischernetz. Berlins legendärer Partydampfer muss nach 49 Jahren seinen Hafen verlassen.

Dass die Hafenbar raus muss, weil der neue Eigentümer das Haus abreißt, war schon seit über einem Jahr bekannt. Doch alle hatten gehofft, zum 50. Geburtstag 2017 noch hier abzuhotten. Jetzt ist die Liegezeit für den Schlagerdampfer endgültig abgelaufen. Das Gebäude weicht einem Campus für Start-up-Unternehmen, inklusive Biomarkt, Fitnessstudio und Café. „Am 14. Mai steigt die letzte Party“, sagt Radio-Eins-Moderator und Veranstalter Stefan Rupp. Schon einen Tag später fangen Rupp und die Crew an, die Holzvertäfelung abzubauen und das Interieur mit den 17 handbemalten Bullaugen, dem Rettungsring hinterm DJ-Pult, den sieben Bar-Schaukelsitzen aus Schiffstauen und dem riesigen Fischernetz unter der Decke einzupacken. Obwohl alle „unendlich traurig sind und der Berliner Clubkultur ein weiterer originärer und origineller Ort geraubt wird“, so Rupp, ist das Ende in der Chausseestraße 20 nicht das Ende der Schlagerpartys.

Bereits Anfang Juni eröffnet unweit die neue Hafenbar und lässt wie eh und je die „Stimmen in Aspik“ aus den Boxen, wie Rupps beliebte Schlagerreihe mit Krachersongs von Stars wie Mariannne Rosenberg, Udo Jürgens oder Münchner Freiheit heißt. Auch die „Kaptains Karaoke Party“ mit Joe Hatchiban und ab Mitternacht internationalen Discobrüllern geht samstags weiter. Für die Gäste soll alles so bleiben wie es ist; deshalb wird die Originaleinrichtung mitgenommen. Auch die 25-köpfige Crew mit den acht DJs, dem Barteam, der berühmten Klofrau Helga, den Türstehern und der Gardrobiere bleibt an Bord.

Das einzige was sich ändert, ist der Chefposten. Am Steuerrad steht ab sofort eine Frau: Petra Schreiber, seit 25 Jahren hinterm Tresen, hat die Hafenbar von Klaus Zagermann übernommen, der den Club 1967 gegründet und in der DDR zum auch bei West-Gästen beliebten Vergnügungsdampfer gemacht hat. Das Fischennetz hängt dort eigentlich nur wegen des Improvisationstalents der Ossis. „Weil wir kein Material für eine Holzvertäfelung unter der Decke hatten, haben wir uns für ein Fischernetz entschieden“, so Zagermann. Er wollte den Umzug aus Altersgründen nicht mehr mitmachen. Bei seiner langjährigen Tresenchefin sieht er den Partydampfer bestens aufgehoben. „Unser Käpt‘n bleibt immer unser Käpt‘n, den Titel verliert man ja nicht“, sagt die 46-Jährige. Zagermann unterstütze sie weiterhin. Die Crew will den Umzug zum Ereignis machen. Die Hafenbar eröffnet am ersten Juniwochende nur ein paar Meter weiter. Wir sind gespannt, wo künftig lange Schlangen vor einer Bullaugeneingangstür den Gehweg verstopfen. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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