Seniorenvertretung veranstaltet ein Bürgerforum zur Gefahr der Verdrängung im Alter

Modernisierungsankündigung: Solche Schreiben machen vielen Menschen in Berlin Angst.  | Foto: KEN
  • Modernisierungsankündigung: Solche Schreiben machen vielen Menschen in Berlin Angst.
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Das Thema „Wohnen und Alter“ ist nicht neu. Seit Jahren steht es auf der Tagesordnung der Seniorenvertretung Mitte (SMV). Nun hat es neue Brisanz erlangt. Die SMV veranstaltet dazu am 21. Juni im Rathaus Tiergarten ein Bürgerforum.

„Mieterhöhungen für Bestandsmieter bis auf 15 Prozent der Netto-Kaltmiete alle drei Jahre, Modernisierungsmaßnahmen mit enormen Mietsteigerungen, Fantasiemietpreise bei Neuvermietung trotz Mietpreisbremse sowie Umwandlung in Eigentumswohnungen sind Alltag in unserer Stadt“, hält SMV-Sprecherin Charlotte Hahn fest. Fehlender Wohnraum und ein der Entwicklung hinterherhinkender Neubau zu sozialverträglichen Preisen erhöhten stetig den Druck auf sozial Schwache und alte Menschen, so Hahn. Verdrängung aus der gewohnten Umgebung und Vereinsamung seien nicht selten.

Ein Mitglied der Seniorenvertretung schildert die Situation im Westfälischen Viertel in Moabit: „Alle zittern vor Luxusmodernisierung. Seit hier ein paar Häuser abgerissen wurden, dafür Häuser mit Wohneigentum entstanden und im Bestand Penthäuser aufgesetzt wurden, sind wir bemerkenswerterweise gute Wohnlage geworden. Wir fallen nicht ins Milieuschutzgebiet, weil ja schon weitgehend gentrifiziert, also die restlichen, sagen wir mal 30 Prozent nicht so betuchte Menschen dürfen dann ruhig auch noch vertrieben werden.“

Aber selbst in Milieuschutzgebieten sei man von „sinnloser Modernisierung“ , vor allem auch von „überflüssiger, aber leider politisch gewollter Wärmedämmung, auch bei massiven Altbauten“ bedroht. Der Bezirk Mitte hat inzwischen fünf Milieuschutzgebiete. Weitere Quartiere, darunter Tiergarten-Süd, sollen als solche eingestuft werden. Die Seniorenvertretung kritisiert, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für die Einstufung nur noch in sehr kleinen Bereichen des Bezirks erfüllt würden. Die Durchmischung von neuen und alten Mietern sei bereits sehr weit fortgeschritten.

Als „besonders gravierend“ erachtet die Seniorenvertretung „das Verscherbeln“ von Seniorenwohnhäusern wie zum Beispiel am Hansaufer, an der Bach- und an der Spener Straße, ohne die Bewohner abgesichert zu haben. Dort steht insbesondere die SPD in der Kritik. Die Sozialdemokraten geben zwar zu, einen Fehler gemacht zu haben, „tun aber nichts dazu, den Fehler irgendwie zu heilen“, so SVM-Vertreterin Charlotte Hahn. „Auch gegen Leerstand wie seit Jahren in der Calvinstraße 22 wird nichts gemacht.“

Die Seniorenvertretung gibt sich kämpferisch. Sie engagiert sich vor allem für bezahlbare Mieten, eine „echte“ Mietpreisbremse für Bestands- und Neumieter, einen Wohnungstausch mit gegenseitigem Vorteil für beide Tauschpartner und eine Aktualisierung des gegenwärtigen bezirklichen Bebauungsplans.

Das Bürgerforum „Mein Zuhause im Kiez – gegen Verdrängung im Alter“ der Seniorenvertretung im BVV-Saal des Rathauses Tiergarten beginnt um 15 Uhr. Es sprechen der Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe (SPD), Helene Böhm von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gesobau und Dagmar von Lucke, Vertreterin der Landesarmutskonferenz Berlin. Eine halbe Stunde lang werden Fragen aus dem Publikum beantwortet, bevor die Teilnehmer des Bürgerforums in Arbeitsgruppen tagen. Die Ergebnisse werden von der Seniorenvertretung zusammengefasst und veröffentlicht. Die Veranstaltung endet gegen 18 Uhr.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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