Platz wird nach der "Stillen Heldin" Lucie Strewe benannt

18. Mai 2018
12:00 Uhr
Lucie-Strewe-Platz, 14163 Berlin
Die Aufnahme mit Lucie Strewe und ihren Söhnen Elmar und Odo entstand 1914 in Shanghai. | Foto: Sunni Strewe
  • Die Aufnahme mit Lucie Strewe und ihren Söhnen Elmar und Odo entstand 1914 in Shanghai.
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Der Platz zwischen Fischerhüttenstraße und Busseallee trägt künftig den Namen von Lucie Strewe. Sie versteckte während des Zweiten Weltkriegs jüdische Mitbürger in ihrer Wohnung und wurde dafür 1966 vom Berliner Senat als „Unbesungene Heldin“ gewürdigt. Die Benennung des Platzes findet am Freitag, 18. Mai, um 12 Uhr, statt.

Lucie Strewe (1887-1981), geborene Schotten, wuchs in der Nähe von Fulda als Tochter eines Richters auf. Mit 18 Jahren zog sie nach Frankfurt und schloss sich den Suffragetten, die für Frauenrechte kämpften, an. Sie lernte den Chinaexperten und Redakteur der Deutschen Allgemeinen Zeitung , Theodor M. Strewe kennen und heiratetet ihn 1909. Von 1910 bis 1922 lebte das Ehepaar in China. In dieser Zeit kamen die beiden Söhne zur Welt. Später zogen die Strewes nach Berlin und wohnten in Zehlendorf.

Schon bald nach der Machtergreifung Hitlers 1933 begann Lucie Strewe, rassisch Verfolgten der Nazis zu helfen und rettete zum Beispiel Josef Scherek, Warenhausleiter beim Tietz & Karstadt Konzern, das Leben. Er musste aufgrund seiner haldbjüdischen Abstammung untertauchen. Im Sommer versteckte er sich in einem Boot im Schilf am Wannsee, im Winter im Haus von Strewe und anderen Quartieren, die sie ihm besorgte. Wäre die Hilfeleistung bekannt geworden, hätte Strewe mit Sicherheit das Todesurteil gedroht.

Lucie Strewe lebte zuletzt in der Fischerhüttenstraße 56a, ganz in der Nähe des Platzes, der jetzt ihren Namen tragen wird. Begraben ist sie auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.

Der Lokalhistoriker Dirk Jordan hat zum Schicksal der „Stillen Helden“, die in der Nazizeit Verfolgten halfen, recherchiert, unter anderem zum Schicksal Lucie Strewes. Er hat Zeitungsartikel über sie veröffentlicht und ihr Wirken in seiner Broschüre „Bekenntnisgemeinde und Nazi-Refugium Schlachtensee 1933-1945“ erwähnt. „Diese Heldin darf nicht vergessen werden“, sagt er.

„Auf dem Platz wird eine Sitzbank zum Ausruhen und zum Gespräch einladen.“ Das sei ganz im Sinne der Namensgeberin. „Ihr war es wichtig gewesen, sich mit den Menschen auszutauschen, wie ihre Enkelin Sunni Strewe erzählte“, erläutert Jordan. In den letzten Lebensjahren hätte sich Lucide Strewe gerne auf eine Parkbank gesetzt und mit Passanten geplaudert. Die Bank wird von der 2016 gegründeten Lucie-Strewe-Stiftung gespendet, die sich nach ihrem Vorbild für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit einsetzt.

Zur Benennung am Freitag, 18. Mai, werden Verwandte aus aller Welt anreisen. Auch Gäste aus Wissenschaft und Politik sind eingeladen. Stadträtin Maren Schellenberg (B‘90/Grüne) wird ein Grußwort sprechen. Am Abend des gleichen Tages wird um 18 Uhr im Bali-Kino, Teltower Damm 33 der Film „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“ gezeigt. Das Werk thematisiert das Untertauchen von jüdischen Flüchtlingen in Berlin während des Zweiten Weltkriegs.

Im Anschluss wird ein Kurzfilm über Lucie Strewe, erstellt von ihrem Enkel Chris Strewe, zu sehen sein. Die Grußworte im Bali sprechen die Bundestagsabgeordnete Claudia Roth (B’90/Grüne) und Tonka Wojahn, Vorsitzende der Grünen-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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