Schule auf Station: Praxisprojekt für Auszubildende im Waldkrankenhaus Spandau

Dr. Charlotte Hilmann ist mit dem Engagement der Fachkraft in spe Christine Haag sehr zufrieden. | Foto: Berit Müller
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Falkenhagener Feld. Kaffee kochen, Akten abheften, Zeit absitzen: Bisweilen entpuppen sich Praktika als längst nicht so sinnvoll, wie sie es sein sollten. Mit ihrem Praxisprojekt „Schulstation“ im Evangelischen Waldkrankenhaus bietet die Paul Gerhardt Diakonie ihren Auszubildenden nicht nur Einblicke ins Berufsleben. Die jungen Leute sind mittendrin.

Ein bisschen Bammel vorm akuten Notfall im echten Krankenhausbetrieb war da schon. „Klar wissen wir theoretisch, was zu tun ist“, sagt Mirjam Rupprecht, Auszubildende der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der Paul Gerhardt Diakonie. „Das lernen wir ja. Aber wenn’s dann konkret wird, ist es noch mal was ganz anderes.“ Eine intensive praktische Lehrstunde zum Thema Notfallversorgung gleich zu Beginn der Schulstation räumte Mirjams Bedenken fast völlig aus. „Danach war ich sicher, gut vorbereitet zu sein“, so die Krankenschwester in spe.

Zum siebten Mal in Folge hat die Paul Gerhardt Diakonie im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau ihr Projekt Schulstation realisiert: Jeweils zwischen 20 und 25 ihrer Auszubildenden im letzten Semester schickt die Diakonie einen vollen Monat lang in den Klinikalltag der Akutgeriatrie – mit dem kompletten Programm. Dazu zählen neben dem Einsatz im Drei-Schichten-System sämtliche Aufgaben der Pflegefachkräfte. Nach ein paar Tagen sollen die Schüler die Station quasi allein managen: Sie schreiben Dienstpläne, sind bei der Visite mit am Krankenbett, übernehmen die A-bis-Z-Versorgung der Patienten und erledigen alles Notwendige für die Entlassung. Zusatzaufgaben, die im Stationsalltag immer anfallen, inklusive. Alleingelassen werden die Schüler dabei natürlich nicht. Ärzte und Pflegepersonal sind bei Problemen, Fragen und im Ernstfall sowieso jederzeit zur Stelle.

„Eigenverantwortung im geschützten Rahmen“, fasst Pflegepädagogin Stephanie Jahnke das Prinzip der Schulstation zusammen. Selbständiges, strukturiertes Arbeiten sollen die Auszubildenden ebenso lernen, wie Verantwortung zu übernehmen und – bisweilen schwierige – Entscheidungen zu treffen. „Wichtig ist außerdem, dass die Schüler ihre Stärken und Schwächen herausfinden“, ergänzt Schulleiterin Claudia Lock. „Selbst wenn sie merken, dass sie im Berufsalltag an Grenzen stoßen, ist das eine wesentliche Erkenntnis. Das gehört nämlich dazu.“

Die Paul Gerhardt Diakonie reagiert mit dem Projekt nicht zuletzt auf den demografischen Wandel. „Einerseits gibt es einen immer größeren Bedarf nach Fachkräften in der Pflege“, sagt Pflegedirektorin Andrea Lemke. „Andererseits fehlt qualifizierter Nachwuchs. Auf Hilfe seitens der Politik können wir da nicht warten. Deshalb kümmern wir uns eben selbst darum.“

Alle profitieren vom Projekt

Mirjam Rupprecht hat nach zwei Wochen Schulstation nicht nur ihre Angst vor Notfällen im Griff. Sie weiß nun auch, was in ihrem Beruf auf sie zukommt. Und dass sie genau das will. „Natürlich ist die Arbeit anspruchsvoll, aber im Großen und Ganzen so, wie ich mir das vorgestellt habe. Eigentlich ist es hier sogar weniger stressig – weil wir uns auf dieser Station wirklich Zeit für die Patienten nehmen können.“ Die junge Auszubildende will nun im Waldkrankenhaus ihr Examen machen – und kann sich sehr gut vorstellen, dort auch ihren ersten Job anzutreten. Das hört Dr. Bettina Steinmüller, Chefärztin und Leiterin der Akutgeriatrie, besonders gern. „Vom Projekt Schulstation profitieren alle, die Schüler, Lehrer, Ärzte und – ganz wichtig – unsere Patienten.“ bm

Informationen zur Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der Paul Gerhardt Diakonie sind im Internet zu finden: www.pgdiakonie.de
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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