Erste Lichtenberger Inklusionspreis wurde im Doppelpack verliehen
Lichtenberg. Zum ersten Mal würdigt der Bezirk Menschen, die sich in besonderer Weise in der Behindertenhilfe engagieren. Heidi Schulze und Doreen Kröber erhalten damit den Preis für Inklusion 2015.
"Heidi Schulze und Doreen Kröber sind Frauen, die das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung fördern", sagt Birgit Monteiro (SPD). Am 3. Dezember verlieh die Bürgermeisterin erstmals den Lichtenberger Preis für Inklusion. Damit sollen Menschen, Vereine, Träger und Institutionen ausgezeichnet werden, die eine gleichberechtigte Teilnahme von Menschen mit Handicaps am gesellschaftlichen Leben fördern. "Wir in Lichtenberg versuchen, den Inklusionsgedanken in allen Bereichen aufzunehmen und umzusetzen – ob im Bereich Arbeit, Wohnen, Kultur oder Bildung."
Mit ihrem langjährigen Engagement haben sich Heidi Schulze und Doreen Kröber den Preis verdient, heißt es. Heidi Schulze weiß, wie notwendig ein gemeinsam gelebtes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung ist. Sie ist Spastikerin. "Inklusion fängt in den Köpfen der Menschen an. Da gibt es noch viele Berührungsängste", sagt die 72-Jährige. Die Rollstuhlfahrerin hat sich vorgenommen, diese Ängste abzubauen. "Es dauert, bis man akzeptiert wird. Ich stelle den Kontakt zu Nichtbehinderten immer behutsam und mit viel Geduld her".
Heidi Schulze engagiert sich ehrenamtlich im Bürgertreff "Gemeinsam im Kiez leben" der Spastikerhilfe Berlin in der Schöneicher Straße 10A. Hier betreut sie Informationsveranstaltungen, Ausstellungen und Feste.
Zudem unterstützt sie das Bezirksamt bei dem Projekt "KinderKiezKarten". Hier nehmen Kinder und Jugendliche die Spielplätze in ihren Kiezen unter die Lupe. Dabei initiierte sie auch, dass Kinder in Rollstühlen an der Exkursion teilnehmen können. So wurden die Spielplätze auch auf ihre Eignung für Kinder mit Beeinträchtigungen geprüft. Im Rahmen des Projektes erklärte sie sich bereit, Fragen zu beantworten. "Viele Kinder wollen wissen, warum man eine Beeinträchtigung hat und welche Probleme sich daraus ergeben." So versucht Schulze, schon bei den Kleinen Berührungsängste aus der Welt zu schaffen.
Denn Inklusion, so die Erfahrung, wird nur in wenigen Lichtenberger Regelschulen gelebt. Das hängt auch mit bürokratischen Hindernissen zusammen. Das erleben Eltern, die ihre behinderten Kinder an einer Regelschule anmelden wollen. "Für viele Eltern beginnt der erste Hindernislauf im Bereich Inklusion schon mit der Suche nach einer geeigneten Schule. Da geht es oft um Kleinigkeiten, wie etwa den Fahrdienst", weiß wiederum Doreen Kröber.
Die zweifache Mutter und Sozialarbeiterin ist Vorsitzende des Bezirksschulbeirates und Mitglied des Landeselternausschusses Berlin. Hier kämpft sie für mehr Inklusion an den Schulen, berät Eltern über die Bedingungen für Inklusion in Lichtenberg.
Die Probleme der Eltern kennt Kröber aus eigener Erfahrung. Ihr heute 16-jähriger Sohn Maximilian ist Autist und ein bekannter Lichtenberger Tischtennis-Leistungssportler. "Heute sind viel mehr Schulen dazu bereit, Kinder inklusiv zu beschulen", sagt die Lichtenbergerin. Sie hofft jedoch, noch mehr zu erreichen: Die 47-Jährige setzt sich für eine unabhängige Beratungsstelle ein, die Eltern mit behinderten Kindern über inklusive Möglichkeiten an Schulen und in der Freizeit berät. Inklusion könnte an Schulen auch durch mehr bewilligte Stunden für die Schulhelfer erreicht werden, findet Kröber. Nicht zuletzt verfechtet sie die allgemeinen Schülerrechte und befeuert mit eigenen Veröffentlichungen in ihrem Blog www.politgirl.wordpress.com die Diskussion um das Thema Schule und Inklusion. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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