Friedhofswand soll rekonstruiert werden
Verordnete sind für einen Wiederaufbau der Hugenotten-Erbbegräbnisse

Ein Teil der historischen Erbbegräbniswand wurde abgerissen und bereits geschreddert. Die abgerissenen und noch verbliebenen Teile wurden inzwischen von Fachleuten gesichert. Ziel ist laut BVV-Beschluss eine Rekonstruktion des abgerissenen Teils der Wand. | Foto: Bernd Wähner
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  • Ein Teil der historischen Erbbegräbniswand wurde abgerissen und bereits geschreddert. Die abgerissenen und noch verbliebenen Teile wurden inzwischen von Fachleuten gesichert. Ziel ist laut BVV-Beschluss eine Rekonstruktion des abgerissenen Teils der Wand.
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Nach dem unangekündigten Abriss von Teilen der Erbbegräbniswand für die Hugenotten auf dem städtischen Friedhof IX Ende November hat sich die Bezirkspolitik ausgiebig mit diesem Vorfall befasst.

An der Mauer befanden und befinden sich die Begräbnisstätten alteingesessener hugenottischer Familien wie Chatron, Guyot oder Matthieu. Als Ortschronistin Anne Schäfer-Junker auf den Beginn der Abrissarbeiten aufmerksam gemacht wurde, organisierte sie gemeinsam mit anderen Buchholzern umgehend Protest dagegen. Denn diese Erbbegräbniswand war und ist ein wichtiges noch erhaltenes Zeugnis Buchholzer Geschichte. Das Land für den heutigen städtischen Friedhof IX kaufte die damalige Gemeinde vom hugenottischen Bauern Guyot. 1891 ist die Begräbnisanlage dann errichtet worden, und zur Mühlenstraße hin entstand die Erbbegräbniswand.

Der Protest der Buchholzer zeigte Wirkung. Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90) ließ die Abrissarbeiten umgehend stoppen. Er informierte zugleich, dass sich die Friedhofsmauer schon seit längerer Zeit in einem schlechten baulichen Zustand befindet. Aus diesem Grund gab das Bezirksamt ein Gutachten zur Standsicherheit in Auftrag. Darin wurde unter anderem festgestellt, „dass die Standsicherheit der Friedhofsbegrenzung im beschriebenen Bereich nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand nicht den Mindestanforderungen entspricht“. Als Alternative schlugen die Gutachter vor, unverzüglich die Mühlenstraße für den Verkehr zu sperren oder die Mauer zeitnah abzureißen oder eine Befestigung durch eine Stützmauer mit entsprechender Gründung vorzunehmen, was eine aufwendige Sanierung der Grabmäler vorausgesetzt hätte.

Dass daraufhin ohne Vorankündigung und ohne dass er davon in Kenntnis gesetzt wurde der Abriss der Mauer begann, dafür entschuldigte sich Kuhn auf der vergangenen Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Er konnte berichten, dass der noch nicht abgerissene Teil der Erbbegräbniswand von einer Fachfirma gesichert werde. Aus Sicherheitsgründen wurden zur Mühlenstraße hin zunächst Beton-Stützelemente aufgebaut. Inzwischen hat das Bezirksamt auch eine Steinmetzfirma beauftragt, die abgerissenen und noch vorhandenen Grabmalsteine fachgerecht zu sichern. Allerdings ist ein Großteil der abgerissenen Steine bereits geschreddert worden, berichtet Kuhn in der BVV-Sitzung.

Auf ihrer vergangenen Sitzung befassten sich die Verordneten gleich mit mehreren Anträgen zu diesem Thema. Umgehend beschlossen wurde von ihnen ein Bürgerantrag von zirka 450 Buchholzern. In diesem wird das Bezirksamt aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die historischen Erbbegräbnisstätten beziehungsweise was von ihnen übrig ist, gesichert werden. Nach Beendigung der aktuellen Bauarbeiten auf dem Friedhof IX sollen sie möglichst vollständig und originalgetreu unter Einbeziehung von ortsansässigen Vereine wiedererrichtet werden. Namens der Buchholzer versicherte Anne Schäfer-Junker, dass sich die Buchholzer mit ihren Ideen und Vorschlägen dabei einbringen.

Fraktionsübergreifend wurde außerdem beschlossen, dass das Bezirksamt prüfen soll, ob für die historischen Erbbegräbnisstättenbeim Landesdenkmalamt eine Aufnahme in die Denkmalliste erwirkt werden kann. Bis zur offiziellen Unterschutzstellung sollen die noch vorhandenen Grabanlagen vor Beschädigung geschützt werden. In weiteren Anträgen fordern die Verordneten, dass sie und die Öffentlichkeit künftig generell über Bauarbeiten auf städtischen Friedhöfen vorab rechtzeitig informiert werden. Denn Friedhöfe hätten auch eine kulturhistorische Bedeutung. Deshalb wollen die Verordneten mitentscheiden, welche Arbeiten zugelassen werden und wo berechtigte Einwände zu beachten sind. Mit diesen Anträgen wird sich demnächst der Ausschuss für Stadtentwicklung und Grünanalgen befassen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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