Für Anlieferung frei
Trotz Tonnagebegrenzung von 7,5 Tonnen Baustellenverkehr über die Gartenstraße geplant

Brigitte Beister und Ursula Lübcke vor dem Baugrundstück an der Gartenstraße. Im Kopfsteinpflaster der Fahrbahn gibt es bereits Absenkungen. Die Anwohnerinnen befürchten, dass die Straße kaputt geht, wenn schon bald Vierzigtonner zur und von der Baustelle unterwegs sind. | Foto: Bernd Wähner
4Bilder
  • Brigitte Beister und Ursula Lübcke vor dem Baugrundstück an der Gartenstraße. Im Kopfsteinpflaster der Fahrbahn gibt es bereits Absenkungen. Die Anwohnerinnen befürchten, dass die Straße kaputt geht, wenn schon bald Vierzigtonner zur und von der Baustelle unterwegs sind.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Zwischen Hauptstraße 15 und Gartenstraße 32/33 sollen neue Wohnhäuser entstehen. Und der Verkehr für das gesamte Bauvorhaben soll aller Voraussicht nach über die Gartenstraße abgewickelt werden. Dagegen machen Anwohner mobil. Denn in ihrer Straße gilt eine Tonnagebegrenzung von 7,5 Tonnen. Baufahrzeuge sind indes meist viel schwerer.

„Wir befürchten, dass unsere Straße weiter kaputtgeht, wenn der gesamte Baustellenverkehr über die Gartenstraße abgewickelt wird“, erklärt Anwohnerin Ursula Lübcke. Die Fahrbahn besteht aus Kopfsteinpflaster. „Wenn Vierzigtonner regelmäßig darüber fahren, kommt es außerdem zu erheblichen Erschütterungen unserer Häuser.“ Diese Befürchtung ist nicht unbegründet. Die Gartenstraße gibt es Recherchen der Ortschronistin Anne Schäfer-Junker zufolge bereits seit über 100 Jahren. Mit Kopfsteinpflaster ausgebaut wurde sie vermutlich in den 1950er-Jahren. Das gehe jedenfalls aus Straßenbüchern und anderen Unterlagen hervor, die dem Bezirksamt vorliegen. Diese Auskunft erhielt der CDU-Verordnete Johannes Kraft von Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen).

Nach diesem ersten Ausbau habe man im Bezirksamt bisher keine Notwendigkeit für eine Sanierung der Gartenstraße gesehen, so Kuhn weiter. Sowohl von der Tragfähigkeit des Baugrundes als auch vom baulichen Zustand der Geh- und Fahrbahn her, werde die Situation auf der Gartenstraße als ausreichend bewertet. Denn sie sei eine reine Wohnstraße, habe weder eine Funktion als Verbindungsstraße noch als Erschließungsstraße, so Torsten Kuhn.

„Da klirrte das Geschirr in meinen Schränken“

Weil die Gartenstraße eben eine reine Wohnstraße ist, gelang es den Anwohnern 2013 auch, eine Tonnagebegrenzung von 7,5 Tonnen durchzusetzen. Seinerzeit fanden am benachbarten Rosenthaler Weg umfangreiche Bauarbeiten statt. Erdaushub und Baumaterialien beförderten die Firmen zunächst über die Gartenstraße, obwohl es am Rosenthaler Weg eine Baustellenzufahrt gab. Es gab Tage, an denen fuhren im Viertelstundentakt Vierzigtonner über die Gartenstraße. „Da klirrte das Geschirr in meinen Schränken“, erinnert sich Anwohnerin Brigitte Beister. Die Anwohner alarmierten die Verwaltung. Seinerzeit sah sich der damalige Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) die Situation vor Ort an und letztendlich wurde die Tonnagebegrenzung von 7,5 Tonnen angeordnet.

Baustelle teilweise über Hauptstraße erschließen

Dass mit Beginn des neuen Bauvorhabens jetzt wieder Vierzigtonnern erlaubt wird, durch diese Wohnstraße zu fahren, können die Anwohner nicht nachvollziehen. „Der Zustand der Straße ist doch in den vergangenen sieben Jahren nicht besser geworden“, sagt Ursula Lübcke. „Warum kann denn nicht zumindest die Baustelle auf dem Grundstück an der Hauptstraße 15 über eine Zufahrt an dieser Straße erschlossen werden?“

Es gebe zwar eine Tonnagebegrenzung für die Gartenstraße, erklärt Kuhn, aber auch den Hinweis „Für Anlieferung frei“. Das heißt, dass Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen die Straße befahren dürfen, wenn sie in der Straße ein Grundstück beliefern. Und das sei der Fall, wenn eine Baustelle angefahren wird. Auch der Belieferung der Baustelle an der Hauptstraße über die Gartenstraße stimmte das Bezirksamt zu. Durch die Gleise der Straßenbahn und die Enge der Hauptstraße in diesem Bereich sei dort keine Abwicklung des Baustellenverkehrs möglich. Deshalb kamen die Fachleute im Bezirksamt laut Kuhn zur Einschätzung, dass die Abwicklung des gesamten Baustellenverkehrs nur über die Gartenstraße erfolgen könne.

Mit diesen Auskünften wollen sich die Anwohner aber nicht zufrieden geben. Mit Unterstützung des Verordneten Johannes Kraft wollen sie ein Einlenken des Bezirks erreichen. „Wir wehren uns nicht gegen dieses Bauvorhaben“, macht Ursula Lübcke deutlich. „Aber wir sind gegen die Baustellenerschließung. Immerhin gehört die Gartenstraße dem Land Berlin. Auch im Interesse des Gemeinwohls muss doch darauf geachtet werden, dass sie nicht beschädigt wird.“

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 452× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 423× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 374× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 408× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.725× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.