Die Zukunft ist keinesfalls sicher
Theater Morgenstern feiert sein 25-jähriges Bestehen
„Kunst ist ein Luxus, den der Mensch braucht“, hat Bertolt Brecht gesagt. Das gilt aus dem Blickwinkel des Stückeschreibers sicher insbesondere für die Theaterkunst. Den Luxus, den auch junge Menschen brauchen, bietet seit 25 Jahren das Theater Morgenstern. In diesem Herbst feiern die Theatermacher Daniel Koch und Pascale Senn Koch Jubiläum.
Seit 1994 bringt das Morgenstern Stücke für Kinder, Jugendliche und Familien auf die Bühne. Das Repertoire umfasst Bearbeitungen alter Sagen und Märchen, (Jugendbuch-)Klassiker der Weltliteratur, aber auch zeitgenössischer Autoren. Die Besonderheit: Sprache ist nicht allein das tragende Ausdrucksmittel der von höchstens vier Schauspielerinnen und Schauspielern dargebotenen Inszenierungen. Ihr ebenbürtig sind Pantomime und Live-Musik.
Zum ersten Mal hebt sich der Vorhang des Morgenstern-Theaters am 11. September 1994. Bald führt das Kinder- und Jugendtheater seine Stücke in beinahe allen Bezirken auf und geht auf Tournee durch Deutschland und die Schweiz, die Heimat der Schauspielerin Pascale Senn Koch.
1997 kommen Theaterausflüge für Schulklassen hinzu. Aufführungen und Workshops für Schüler finden an besonderen Orten wie Kloster Chorin, Freilichtmuseum Altranft, Museumspark Rüdersdorf oder Naturpark Schöneberger Südgelände statt. Seit 2006 ist der Schlesiensaal des Rathauses Friedenau feste Spielstätte. Jedes Jahr sehen bis zu 20 000 kleine und große Besucher die Veranstaltungen des Theaters Morgenstern.
2014 gerät die Bühne in Turbulenzen. Es droht der Verlust des Spielorts. Denn das Land Berlin plant, das Finanzamt für Fahndung und Strafsachen ins Rathaus am Breslauer Platz zu verlegen. Die Flüchtlingskrise 2015 rettet das Morgenstern. Das Rathaus wird Notunterkunft. Das Theater wird alleiniger Hausherr des Schlesiensaals und entwickelt Programme wie „Culture Space“, die die Begegnung zwischen Alteingesessenen und Flüchtlingen fördern sollen. Mehrere Tausend Menschen nehmen daran teil. Das Morgenstern versteht sich als Ort des „aktiven Demokratielernens“.
Seit Herbst 2018 muss es erneut um seine Zukunft bangen. Die neuen künstlerischen Formate und Projekte kosten Geld, viel Geld. Eine dauerhafte öffentliche Förderung gab und gibt es nicht. Arbeitsfähig ist das Theater seit einem Vierteljahrhundert ohnehin nur deshalb, weil Daniel Koch, der geschäftsführende Gesellschafter, Dramaturg und Regisseur, und seine Frau Pascale Senn Koch, nebenberuflich einen Holzhandel betreiben, der ihnen den Lebensunterhalt mit drei Kindern sichert. Für ihre Passion des Theatermachens opfern alle Beteiligten so gut wie alles.
Es ist zu hoffen, dass das Theater Morgenstern auch die gegenwärtigen Schwierigkeiten meistert, damit es auch nach 33 Inszenierungen, fast 3300 Vorstellungen und 420 000 Besuchern noch viele Jahre weitergehen kann.
Informationen unterwww.theater-morgenstern.de.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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