Bürgerinitiative wirft Baustadtrat Vertrauensbruch vor
Stein des Anstoßes ist die Lauterstraße mit ihren Cafés, Geschäften und Arztpraxen. Sie soll um drei Zentimeter abgesenkt werden. Der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin will es so, weil dort auch nach der Neugestaltung Lieferverkehr erlaubt sein soll.
Dem widerspricht der Verein "Initiative Breslauer Platz". Der gemeinsam erarbeitete Plan sehe vor, den Platz in eine Fußgängerzone mit durchgehender Fläche umzugestalten. "Die Lauterstraße ist in diese Fußgängerzone einbezogen gewesen", sagen die Vertreter der Initiative, Magrit Knapp und Martin Gropp. Sie wollen dort keinen Lieferverkehr. "Das funktioniert doch auch an den drei Markttagen in der Woche ohne", meint Magrit Knapp. Und ihr Mitstreiter verweist auf einen innerstädtischen Platz in Antwerpen, der, obwohl um ein Vielfaches größer als der Breslauer Platz, mit Elektrokarren versorgt werde.
Die Bürgerinitiative will aus dem Breslauer Platz einen Bürgertreff ohne Verkehr machen. Schließlich strahle er auf das ganze Quartier aus und könne Kaufkraft binden, argumentieren Knapp und Gropp.
Der Baustadtrat bestätigt zwar, dass es einen ursprünglichen Plan mit einer durchgehenden Fläche gegeben habe, wähnt sich aber dennoch in einer "manchmal kafkaesken Diskussion". "Auch wir finden die Kante nicht schön, betont Daniel Krüger. Nur müsse man die unterschiedlichen Nutzer berücksichtigen. Er könne sich nicht allein auf die Bürgerinitiative stützen. "Deshalb bin ich auch mit den Leuten auf der Straße ins Gespräch über die Platzgestaltung getreten", sagt Krüger. Mit Blick auf den Blindenverband merkt der Stadtrat an: "Die gesetzlichen Vorgaben haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Wenn dort eine Fahrzeugbewegung stattfindet, ganz gleich in welchem Umfang, dann ist diese Kante unabdingbar." Die Kante sei auf allen Plänen stets sichtbar gewesen. Was die Bürgerinitiative behauptet, entspreche einfach nicht der Wahrheit.
Streit gibt es auch um einen Brunnen. Während die Initiative einen rund 100 000 Euro teuren Schmuckbrunnen hinter dem BVG-Pavillon installieren will und für dessen Betrieb auch schon 40 Einzelpersonen und Betriebe gewinnen konnte, erwärmt sich Baustadtrat Krüger eher für einen schlichten Trinkbrunnen, den er unter den Bäumen in der Lauterstraße platzieren will.
"Bei einem Brunnen auf dem Platz sind Konflikte vorprogrammiert", sagt Krüger. Nicht, weil er den Markthändlern Platz wegnähme, sondern weil dort hinein Abfälle entsorgt werden könnten. Abgesehen davon, so der Baustadtrat, werde der Platz vom Rathaus und dem denkmalgeschützten Pavillon geprägt. "Baustadtrat Krüger hat den Brunnen einseitig gestrichen. Das ist ein Vertrauensbruch", wettern Knapp und Gropp.
Bis zum Sommer sollte der Streit besser beigelegt sein. "Sonst haben wir ein Problem", sagt Stadtrat Krüger. "Wir wollen in diesem Jahr fertig werden."
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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