Wieder Stolpersteine geschändet

Sie haben an der Ecke Saar- und Dickhardtstraße beschmierte Stolpersteine umgehend gereinigt. Gregor Mann von der Initiative „Stolpersteine Stierstraße“, Bezirksverordneter Daniel Dittmar und die stellvertretende Bürgermeisterin Jutta Kaddatz (beide CDU, von links). | Foto: Ewald Mahr
  • Sie haben an der Ecke Saar- und Dickhardtstraße beschmierte Stolpersteine umgehend gereinigt. Gregor Mann von der Initiative „Stolpersteine Stierstraße“, Bezirksverordneter Daniel Dittmar und die stellvertretende Bürgermeisterin Jutta Kaddatz (beide CDU, von links).
  • Foto: Ewald Mahr
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Friedenau. Wieder sind in Friedenau Stolpersteine geschändet worden. Die Täter blieben bei ihrem widerwärtigen Tun in der Nacht zum 3. Februar offensichtlich ungestört.

35 der kleinen Bodendenkmäler, die an ermordete oder in den Suizid getriebene Friedenauer Juden erinnern, wurden mit weißer Farbe beschmiert. Die Tatorte: vor Häusern in der Dickhardt-, Saar-, Wilhelm-Hauff-, Handjery-, Sponholz- und Wielandstraße.

Rund 400 Stolpersteine liegen mittlerweile in Friedenau. Eigentlich gilt es als gutbürgerlicher, liberaler „Künstlerkiez“. Dennoch muss es hier Neonazis geben, die sich an der Erinnerungsarbeit „stören“, wie es die Stolperstein-Aktivistin, die Kommunikationswissenschaftlerin Petra T. Fritsche, in einem Zeitungsinterview analysierte.

Die Stolpersteine seien offensichtlich ein „Stein des Anstoßes“ für Rechtsradikale oder Vergangenheitsleugner, meint auch Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD). „Der antisemitische Anschlag auf die Gedenksteine war leider nicht der erste in Friedenau“. Und Schöttler weiter: „Es ist erschreckend, dass in unserem Kiez diese Vorfälle immer wieder auftreten und ich verurteile diese rechtsextremistischen Taten zutiefst.“

Vor drei Jahren ist es mit der Schändung losgegangen. Vor vier Jahren wurde in der Nähe der jetzigen Tatorte der Rabbiner Daniel Alter brutal niedergeschlagen. Petra T. Fritsche, die Mitglied der Bürgerinitiative „Stolpersteine Stierstraße“ ist, erhält seit längerem Drohungen. Ihre Wohnungstür wurde beschmiert, Drohmails gingen ein. „Hallo, dreckige Judenfreundin, wir werden nicht nachlassen, eure Symbole zu schänden, mit denen ihr unser schönes Friedenauer Stadtbild vergewaltigt“ zitieren Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und andere Initiativen eine der E-Mails, die bei Fritsche eingingen.

Nach Meinung der Vereinigung sind die Neonazis in Friedenau gut organisiert. Und sie reagieren gezielt und unmittelbar auf Veranstaltungen der Initiative. Am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, hatte eine Veranstaltung in der Philippus-Nathanael-Kirchengemeinde in der Stierstraße unter dem Motto „Erinnerung braucht einen Ort“ der ermordeten Friedenauer Juden gedacht. Dann folgte die Schmiererei.

Beherzt haben engagierte Bürger aus dem Kiez die Steine sofort gereinigt. „Die Stolpersteine zu pflegen ist eine bedeutsame Art zu zeigen: wir stehen hier für die Erinnerung an einen Menschen und möchten nicht, dass sein Schicksal verschwiegen wird‘“, lobt Bürgermeisterin Angelika Schöttler die Zivilcourage der Bürger. Das Bezirksamt schreibt gerade eine halbe Stelle für die brachliegende Koordinierung von Stolpersteinverlegungen in Tempelhof-Schöneberg aus. Bis diese besetzt ist, verspricht Schöttler, soll ein Halbjahresvertrag abgeschlossen werden, damit die Verlegung wieder fachlich unterstützt werden kann. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 860× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 839× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 539× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.039× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.924× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.