Hirsche in Reserve: Tierpark sorgt fürs Überleben bedrohter Huftiere
Friedrichsfelde. Bei Gegnern der Tierparks greift das Argument zwar kaum, dennoch: Zoologische Gärten können verhindern, dass bedrohte Arten aussterben. Beispielsweise sorgt der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde fürs Überleben seltener Hirsche.
In ihrem natürlichen Lebensraum in Asien gelten sowohl der Davidshirsch als auch der Vietnam-Sika als ausgerottet – die Schuld trägt der Mensch. Nur wenige Exemplare leben heute noch: in Zoos, wie dem Tierpark Berlin. Zoologische Gärten könnten bald auch die einzigen Orte sein, an denen der vom Aussterben bedrohte Bawean-Hirsch zu sehen ist. Die Tiere sind auf der Insel Bawean in Indonesien beheimatet, dort leben heute weniger als 250 erwachsene Hirsche.
Im Juni zogen nun drei der seltenen Paarhufer aus dem Zoo Poznan nach Berlin – vor kurzem waren sie zum ersten Mal auf einer Außenanlage im Tierpark Friedrichsfelde zu sehen. „Damit sind wir mit dem polnischen Zoo die einzigen, die diese Hirschart außerhalb Asiens halten“, sagt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „In menschlicher Obhut leben sie sonst nur noch in Malaysia und ihrer Heimat.“
Die Kuratoren des Tierparks haben mit den Neuankömmlingen ein Ziel vor Augen: Sie wollen in den nächsten Jahren gemeinsam mit den polnischen Kollegen und dem Zoo Chester in England eine sogenannte Reservepopulation an Bawean-Hirschen aufbauen. Hintergrund: Arten wie die indonesischen Paarhufer gelten als besonders gefährdet, denn sie sind endemisch, was bedeutet: Die Tiere leben nur in einem einzigen und sehr kleinen Gebiet. Wenn dieser Lebensraum zerstört wird – egal ob durch Naturkatastrophen, Kriege oder Landwirtschaft – kann es schnell passieren, dass die gesamte Population für immer ausgelöscht und die Art damit ausgestorben ist. „Umso wichtiger ist es, an mehreren Orten geschützte Reserven aufzubauen“, erklärt Christian Kern, Säugetierkurator in Friedrichsfelde. „So können wir im Ernstfall Nachzuchten bereitstellen, um die Tiere wieder in ihrer Heimat anzusiedeln.“
Wenn die Gefahr der Ausrottung einer Art groß sei, empfehle die Weltnaturschutzunion IUCN solche Maßnahmen. „Diese Empfehlungen gibt es für den Bawean-Hirsch und wir haben sie berücksichtigt.“
"Wir fungieren als Arche Noah"
Die Zoologen des Tierpark Berlin setzen sich zudem in internationalen Fachgruppen für den Schutz bedrohter Hirscharten ein. Gemeinsam mit Experten aus Chester planen sie im Winter einen Besuch auf der Insel Bawean. Ziel ist es herauszufinden, wie sich verhindern ließe, dass die Anzahl der Tiere weiter schrumpft. Der Tierpark Berlin hält derzeit 18 Hirscharten, davon sind der Roten Liste der IUCN zufolge über 65 Prozent gefährdet. Die Reservepopulationen, die der Tierpark pflege, seien ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Arten, betont Kurator Kern. „Wir fungieren dabei als eine Art Arche Noah.“ bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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