Neuer Direktor von Zoo und Tierpark hat Ideen und Pläne
"So sieht doch kein Eingang zu einem Zoo aus!", sagt Andreas Knieriem und deutet auf den leeren Platz aus Asphalt am Bärenschaufenster. Vor ihm erstrecken sich 160 Hektar des Landschaftstiergartens, in dem Besucher nicht weniger als 7500 Tiere bewundern können - von der exotischen Ameise bis hin zum Zebra. Doch bis zur ersten tierischen Attraktion laufen Familien erst einmal ein ganzes Ende. Manches Kind möchte schon umkehren, bevor es ein Tier überhaupt zu Gesicht bekommen hat. "Der Eingang soll einladend sein, familiengerecht", sagt Knieriem. Dazu gehöre auch, schon zu Beginn für Attraktionen zu sorgen. "Eine Meerschweinchenanlage gleich am Eingang - warum nicht?" Er wolle die Erkenntnisse der Freizeitforschung nutzen, um den Tierparkbesuch zu einem Erlebnis für die ganze Familie zu machen, sagt Andreas Knieriem.
Nicht nur die Eingangssituation erscheint dem neuen Direktor der Hauptstadtzoos verbesserungswürdig. Knieriem sieht vor allem eine Zielgruppe im Nachteil: "Wo gibt es hier eine Information für Kinder? Warum ist der Kiosk bei diesem sonnigen Wetter zu?" Und an der Haltestation der Bimmelbahn angekommen, bemerkt Knieriem den halb herunterhängenden Fahrplan. "Das sieht aber ungepflegt aus."
Als weiteren Makel empfindet er die vielen Zäune, die den Besucher trotz der Weitläufigkeit der Anlage auf Abstand halten. "Sichtbare Zäune bedeuten eine psychologische Barriere", weiß der Veterinärmediziner. Der Tierpark sei klassisch im Charakter eines Stadtparks entworfen und gebaut worden. "Das war damals auf der Höhe der Zeit." Heute sei diese Gestaltung überholt. Eines macht Andreas Knieriem aber klar: "Der Tierpark hat Naturcharakter und der soll auch bewahrt werden." Als Neuerung könnte sich der Direktor vorstellen, die Parkteile geografisch nach Kontinenten zu ordnen. Das ist eine Idee, die bereits seit einigen Jahren für den Tierpark diskutiert wird. Allein das Geld für die Umsetzung fehlte bislang.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, sieht die Politik in der Pflicht. Auf seine Initiative ging der Spaziergang am 15. April zurück, bei dem der neue Zoo- und Tierpark-Chef sich und seine Ideen der Öffentlichkeit vorstellte. Knieriem hatte die Geschäfte für die beiden zoologischen Einrichtungen der Hauptstadt in Personalunion am 1. April übernommen, nachdem der langjährige Direktor Bernhard Blaszkiewitz seinen Vertrag vorzeitig aufgelöst hatte.
Raed Saleh wünschte sich beim Rundgang ein Signal für mehr Investitionen. Obwohl der Tierpark mit fünf Millionen Euro eine zusätzliche Geldspritze aus dem Etat der Stadt erhalten habe, könnte das Budget üppiger sein. "Berlin gibt Millionen an ungenutzten EU-Mitteln zurück. Wir müssen prüfen, ob und wie wir dieses Geld für den Tierpark nutzen können", so Saleh.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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