Sieben Waldrappe gingen auf Reisen
Seltene Vogelart wird in Südspanien ausgewildert
Ein faltiger roter Glatzkopf, ein paar wild vom Hinterkopf abstehende Federn und ein deutlich gekrümmter Schnabel: Die meisten Menschen würden den Waldrapp nicht als Schönheit bezeichnen. Unter Artenschützern gilt er aber als etwas Besonderes. Denn er ist fast ausgestorben.
Nun sind sieben Exemplare aus dem Tierpark für eine Wiederansiedlung in einen natürlichen Lebensraum nach Südspanien transportiert worden. Einst lebte der Waldrapp in einem riesigen Gebiet. Bis ins 17. Jahrhundert waren Brutkolonien auf dem Balkan, in Ungarn, Italien, Österreich, der Schweiz, Süddeutschland, in Nordafrika und dem Nahen Osten zu finden. Heute ist die Vogelart bis auf eine kleine Kolonie aus rund 500 Tieren in den Bergen Marokkos und noch kleineren Restpopulationen im Nahen Osten beinahe aus ihrem natürlichen Lebensraum verschwunden. Dank der umfangreichen Erhaltungszucht in zoologischen Einrichtungen konnte der Waldrapp aber vor der gänzlichen Ausrottung bewahrt werden. In Gefangenschaft leben weltweit mehr als 2000 Vögel, im Berliner Tierpark gibt es fünf Brutpaare.
Seit 2003 engagieren sich die Tierschützer in Südspanien für die Wiederansiedlung der Vogelart in der Nähe der Stadt Jerez de la Frontera. Mit Erfolg. 2008 wurde das erste Nest ausgewilderter Waldrappen registriert. Im Dezember 2019 traten dann erstmals Berliner Vögel ihren Weg in ihre über 2800 Kilometer weit entfernte neue Heimat an. Nun sind weitere sieben Exemplare aus Berlin unterwegs. Die ersten Wochen verbringen sie noch im Zoobotánico Jerez, danach werden sie in Eingewöhnungsvolieren gebracht und dann nahe der Atlantikküste ausgewildert.
Die etwa gänsegroßen Vögel schließen sich in ihrem natürlichen Lebensraum zu Kolonien von mehreren Dutzend bis zu über 100 Exemplaren zusammen. Um an Nahrung zu gelangen, stochert der Waldrapp mit seinem langen gebogenen Schnabel in der Erde. Auf seinem Speiseplan stehen größtenteils Insekten und deren Larven, Würmer, Schnecken, auch kleine Säuger und Reptilien sowie vereinzelt pflanzliche Nahrung.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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