Eine Schranke, die für Diskussionen sorgt
„Nur die Post kommt hier noch rein. Lieferdienste, die vor allem für die vielen älteren Mieter sinnvoll sind, Taxis oder private Krankentransporte haben keinen Schlüssel“, erzählt ein Mieter, der nicht genannt werden möchte. Seit Mitte Oktober werden sie von einer Schranke blockiert, über die sich einige ziemlich aufregen.
Das betroffene Wohngebiet, zu dem Löbauer Weg, Mühlweg sowie Teile der Stillerzeile und des Fürstenwalder Damms gehören, wurde Ende der 50er-Jahre erbaut. Mitte der 90er-Jahre erfolgte eine Modernisierung, bei der zusätzliche Parkplätze in den Innenhöfen eingerichtet wurden. Über eine Sackgasse, einen sogenannten Wendehammer, konnte jeder über den Löbauer Weg in das Wohngebiet einfahren.
In einem vom 14. August datierten Schreiben, das als Aushang in den Treppenhäusern zu sehen war, wurden die Mieter über die erstmalige Einführung einer Schranke vor der Sackgasse und die Schaffung 31 weiterer Stellplätze zu einem Preis von 35 Euro monatlich informiert. Nicht jeder Mieter wollte oder konnte sich das leisten. „Darüber diskutiert wurde mit uns Mietern nicht“, erzählt der Herr, der bereits seit 1990 im Löbauer Weg wohnt. Als Beleg zeigt er das Schreiben des Degewo-Kundenzentrums in Köpenick vor. „Von Nachfragen zu dieser Verfahrensweise bitten wir abzusehen“, steht dort geschrieben.
„Eine unglückliche Formulierung“, gibt die Pressestelle der Degewo auf Nachfrage der Berliner Woche zu. Eine Verletzung der mietvertraglichen Regelungen liege jedoch nicht vor, da es sich bei der Sackgasse nicht um öffentliches Straßenland, sondern um Eigentum der Degewo handle. Dies sei bereits seit Errichtung des Wohngebiets in den 50ern so gewesen. „Wir haben mit der Inbetriebnahme der Schranke ein geregeltes Verkehrsaufkommen auf unserem Grundstück herbeigeführt“, heißt es in der Antwort. „Das bislang erhöhte Verkehrsaufkommen und der Ärger durch zahlreiche Falschparker konnte reguliert werden. Insgesamt wurde eine Verkehrsberuhigung erreicht. Dies ist auch im Sinne unserer Mieter und erhöht die Wohnqualität in unserem Quartier. Zumal sich die Situation durch Neubauvorhaben in der Nähe weiter verschärfen wird.“
Weiter teilt die Degewo mit, dass in Ausnahmefällen – zum Beispiel bei schwerkranken Mietern, die regelmäßig abgeholt werden müssen – Sonderregelungen zum Befahren des Grundstücks getroffen werden können. Bei größeren Transporten oder Umzügen sei die Möglichkeit gegeben, im Voraus den Hausmeister zu informieren und sich einen Schrankenschlüssel für den Termin aushändigen zu lassen.
Der langjährige Mieter bezeichnet diese Regelung als zu umständlich und nicht ausreichend. Spontanbesuche durch Freunde oder Verwandte seien so nur noch schwer möglich, weil in der Gegend – speziell in den Abendstunden und am Wochenende – kaum noch freie Parkplätze vorhanden seien. Außerdem hat er eine weitere Beobachtung gemacht. „Ich sehe junge Leute, die ihren Einkauf von der Stillerzeile aus 200 Meter bis zu ihrer Wohnung schleppen, weil sie zum Ausladen nicht mehr vor die Haustür fahren können. Stellen Sie sich vor, wie problematisch das erst für die älteren Mieter ist.“
Wie eine Lösung dafür aussehen könnte, weiß der Herr nicht. Die Degewo hofft darauf, dass sich die Mieter irgendwann mit der Schranke anfreunden. „Wir können verstehen, dass die veränderte Situation für den einen oder anderen Mieter gewöhnungsbedürftig ist, dennoch bitten wir um Akzeptanz für unsere Entscheidung“, heißt es in der Erklärung.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.