Illegales Wohnquartier auf dem Brachgelände
Anwohner und Kleingärtner sind besorgt über Brandgefahr auf früherem ASMW-Areal

Rolf-Peter Hoffmann vor der erst im Juni abgebrannten Baracke. Dabei starb ein Mensch. | Foto: Ralf Drescher
8Bilder
  • Rolf-Peter Hoffmann vor der erst im Juni abgebrannten Baracke. Dabei starb ein Mensch.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Von außen ist das Problem nicht zu sehen. Außer einer vergammelten Toreinfahrt am Müggelseedamm entzieht sich das riesige Areal des früheren Amtes für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung (ASMW), einer DDR-Institution, völlig den Blicken.

Am 25. Juni gab es hier einen dramatischen Feuerwehreinsatz (Berliner Woche berichtete). Gegen Morgen war eine von illegal hier Wohnenden belegte Baracke in Brand geraten, ein Mensch starb, vier weitere kamen mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus. Neben der Baracke hatten mehrere Bäume Feuer gefangen. Bei dem Toten und den Verletzten soll es sich um Polen gehandelt haben.

Ratten und Gestank

Rolf-Peter Hoffmann ist Vorsitzender des Gartenvereins „Alter Grund“, der direkt neben dem früheren ASMW-Areal an der Charlotte-E.-Pauly-Straße liegt. „Unsere 18 Parzellen sind durch die illegale Nutzung des Nachbargrundstücks direkt gefährdet. Bei einem Brand einer anderen Baracke im vorigen Jahr konnte die Feuerwehr nur mit Mühe ein Übergreifen der Flammen auf unsere Lauben verhindern. Eine frühere Heizstation neben unserer Gartenanlage haben die illegalen Bewohner zur Müllkippe gemacht, dort sind Ratten zu sehen, und der Gestank zieht in unsere Gärten“, beschwert sich der Chef der Gartenanlage.

Rolf-Peter Hoffmann kennt das Areal gut. Denn viele Jahre hat er selbst beim ASMW und nach 1989 bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt dort gearbeitet. Seitdem die letzten Nutzer, darunter der TÜV Rheinland und eine brandenburgische Behörde, vor rund 20 Jahren das Gelände verlassen haben, halten sich dort immer wieder Obdachlose auf. „Im vorigen Jahr hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die das Gelände verwaltet, für eine Räumung gesorgt und die Gebäude mit Stahlplatten verschlossen“, erklärt Rolf-Peter Hoffmann.

Besichtigung zeigt: Hier wohnen immer noch Menschen

Die Sicherung hat aber nur bis zum Frühjahr gehalten. Bei der Besichtigung – auch der Zugang ist durch Zerstörungen am Zaun frei – sieht man deutlich, dass hier Menschen wohnen. Die Stahlplatten an einer der Baracken sind aufgebogen, die Tür ist geöffnet. Vor der Ruine hängt Wäsche auf der Leine. Als Reporter und Begleiter am Gebäude vorbeigehen, taucht ein junger Mann auf, der freundlich mit „Hallo“ grüßt, uns aber im Blick behält. Die Verschmutzung im Umfeld der offensichtlich gerade genutzten Baracken ist nicht zu übersehen, die frühere Heizstation ist bis zur Hälfte mit Müll gefüllt. Bei den Bewohnern, von denen sich bis auf den erwähnten Mann keiner Blicken lässt, soll es sich um Saisonarbeiter aus Südosteuropa handeln. Einige an der nahen Aßmannstraße abgestellte Pkw haben bulgarische Kennzeichen.

Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch

Bei der BIMA, die das verwahrloste Areal nach wie vor verwaltet, ist der Zustand bekannt. „Auf unsere Anforderung hat die Polizei das Grundstück mehrfach geräumt und die angetroffenen Personen des Geländes verwiesen. Wir haben regelmäßig Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt. Auch künftig werden wir Sicherungsmaßnahmen an den Baracken durchführen, um zu verhindern, dass sich dort Menschen illegal aufhalten“, teilt die Pressestelle der BIMA auf Nachfrage mit.

Ein Abriss der Gebäude wurde bisher aus Kostengründen verworfen. Die beste Lösung wäre vermutlich eine neue Nutzung. Wie die BIMA weiter mitteilt, hat das Land Berlin die Absicht, das 80 000 Quadratmeter große Grundstück zu erwerben, um dort Flüchtlingsunterkünfte und Wohnungen im sozialen Wohnungsbau zu errichten.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 36× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 506× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 471× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 424× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 453× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.