Ärger vor dem Dialog: Nutzer auf dem RAW-Gelände kritisieren Vorgehen des Eigentümers

Angesagt aber allein nicht profitabel ist die Skatehalle auf dem RAW-Gelände. Sollten andere Angebote die sie quersubventionieren wegfallen oder eingeschränkt werden, wäre nach Ansicht der Betreiber ihr Bestand gefährdet. | Foto: Skatehalle Berlin
  • Angesagt aber allein nicht profitabel ist die Skatehalle auf dem RAW-Gelände. Sollten andere Angebote die sie quersubventionieren wegfallen oder eingeschränkt werden, wäre nach Ansicht der Betreiber ihr Bestand gefährdet.
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Friedrichshain. Zur Zukunft des RAW-Areals an der Revaler Straße soll voraussichtlich im Februar ein sogenanntes Werkstattverfahren beginnen. Aber im Vorfeld gibt es jetzt Ärger.

Denn der "Projektverbund Five-O" stellt die Dialogveranstaltung infrage und fordert zunächst einen Runden Tisch. Unter dieser Bezeichnung formieren die Skatehalle, der Kletterkegel, der Cassiopeia-Club sowie der Biergarten. Die Begründung: Noch immer habe Five-O keine geregelte Entwicklungsperspektive über das Ende des bestehenden Mietvertrags im Jahr 2020 hinaus. Deshalb mache die Teilnahme an der Werkstatt für sie keinen Sinn.

Der Vorwurf richtet sich an die Göttinger Kurth-Gruppe, die im Frühjahr 53 000 der insgesamt 70 000 Quadratmeter Fläche des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks gekauft hat. Von dort kam prompt eine Replik. Es habe bereits in den vergangenen Monaten Angebote an die Five-O zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung gegeben, erklärt Juniorchef Lauritz Kurth. Demnach soll es auch in Zukunft subventionierte, sprich günstige Mieten für die soziokulturellen Angebote des Projektverbundes geben. Dazu zählen die Eigentümer die Skatehalle und den Kletterkegel. Das Cassiopeia wertet er allerdings als hochprofitablen Betrieb, der ebenso wenig Subvention benötige, wie die anderen Clubs auf dem Gelände. Gleiches gelte für den Biergarten.

Ein detaillierter Mietvertrag sei ihm bisher nicht vorgelegt worden, sagt Five-O-Geschäftsführer Tobias Freitag. Und was den Preis betrifft, so müsse auch er seine Angebote quersubventionieren. Die Skatehalle könne nur wegen der Überschüsse von Cassiopeia und Biergarten existieren. Es sei ja kein Zufall, dass es ein solches Skaterparadies kaum irgendwo sonst als Privatbetrieb gebe.

Dieses Finanzierungsmodell sieht er aber nicht nur wegen möglicher Mietsteigerungen in Gefahr. Denn die Kurth-Gruppe habe ihm für den Biergarten noch überhaupt keine Zusagen über 2020 hinaus machen können. Dort wird das mit dem weiteren Planungsverfahren begründet. Dabei könnte sich herausstellen, dass weitere Freiflächen, etwa eine Feuerwehrzufahrt, für die benachbarte Halle 20, gebraucht werden. Gleichzeitig sei aber ein künftiger Biergartenbetrieb auf dem Gelände zugesichert worden.

Der Five-O-Chef glaubt wiederum, dass sich die Eigentümer alle Optionen für eine künftige Bebauung offenhalten wollen. Möglicherweise auch als Reaktion auf die Pläne der International Campus AG, der inzwischen der östliche Teil des RAW-Geländes gehört. Sie will dort Studentenwohnungen errichten. Das wird zwar vom Bezirk bisher abgelehnt, aber wer weiß, wie sich diese Diskussion in Zukunft entwickeln wird.

Wären aber Cassiopeia und der Biergarten in ihrer jetzigen Form gefährdet, bedeute das nicht nur einen Eingriff in sein Gesamtensemble, vielmehr stünden dann auch das Kletter- und das Skateangebot auf der Kippe, befürchtet Tobias Freitag. Auch der Kurth-Gruppe gehe es letztlich um eine wirtschaftliche Entwicklung des Areals, meint er. Auf der Strecke bleiben könnte dabei aber die bisherige Struktur.

Die Eigentümer haben von Anfang an deutlich gemacht, dass sie auf dem Areal Neu- und Umbauten planen. Dabei wollen sie sich vor allem auf Gewerbe, Kultur und Freizeit konzentrieren. Ihre Präsentation im November im Stadtplanungsausschuss vermittelte davon erste, wenn auch noch vage, Eindrücke. In welcher Form das konkret passiere, sei aber gerade Thema des Werkstattverfahrens.

Gleichzeitig bekannten sich die Kurths zu einer weiteren soziokulturellen Nutzung. Hier gibt es inzwischen eine Vorgabe des Bezirks, der den Weiterbestand eines sogenannten "Soziokulturellen L's" auf dem Gelände verlangt. Dazu gehören neben den Gebäuden des ehemaligen RAW-Tempel auch die Skatehalle und der Kletterturm. Mit dem Erhalt der Soziokultur habe die Detailfrage Biergarten aber nach Meinung der Eigentümer nichts zu tun.

Tobias Freitag sieht das natürlich etwas anders und will deshalb sein Problem und die weitere Zukunft des RAW-Geländes zunächst an einem Runden Tisch geklärt wissen. Unterstützt wird er dabei inzwischen von mehreren Fraktionen in der BVV, die eine entsprechende Beschlussempfehlung bei der Sitzung des Stadtentwicklungsausschuss am 20. Januar vorlegen wollen.

Die aktuellen Auseinandersetzungen auf dem RAW-Areal kommen zwar etwas überraschend, aber nicht völlig unerwartet. In den vergangenen Jahren hat es dort immer wieder Ärger zwischen Eigentümern und Nutzern gegeben. Nach dem Kauf durch die Kurth-Gruppe war es zunächst einigermaßen ruhig geblieben. Schlagzeilen machten zuletzt eher die Themen Drogenhandel oder Kriminalität auf oder und um das Areal. Jetzt scheint die Zeit ohne größere interne Differenzen erneut zu Ende zu gehen. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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